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USA zieht die Notbremse und erhöht nationales Schuldenlimit!

31.07.2008  |  Andre Fischer
Wenn die Hütte brennt, ist es wichtig, dass die Feuerwehr schnell zur Stelle ist. Doch ob der Brand noch rechtzeitig gelöscht werden kann, bevor nur noch Asche übrig bleibt? Im Falle der beiden US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac muss man als neutraler Beobachter langsam ins Grübeln kommen.

US-Finanzminister (und Ex-Goldman Sachs-Chef) Henry Paulson bat den US-Kongress das staatlich garantierte Kreditvolumen auf ein unbegrenztes Limit zu erhöhen, um im Notfall mit staatlichen Geldern einspringen zu können. Der Vorschlag wurde mit einer neuen Gesetzesvorlage letzte Woche vom Repräsentantenhaus mit 272 zu 151 Stimmen abgesegnet.


Was ist an diesem Gesetz, dass man als absolutes Notstandsgesetz ansehen muss, so wichtig?

Ohne diese explizite Staatsgarantie würde wohl der komplette US-Häusermarkt stillstehen. Inzwischen halten Fannie und Freddie den brach liegenden Häusermarkt derzeit alleine am Laufen. Im 2. Quartal gingen 90% (!) aller neu ausgegebenen US-Hypotheken auf deren Konto. Das Gesetz regelt folgendes:
  • 1.) Angeschlagene Hausbesitzer, die ihre Darlehen nicht mehr bedienen können, sollen über eine Umschuldung entlastet und zum weiteren Abzahlen bewegt werden.

  • 2.) Die Banken müssen dafür auf 15% der Darlehenssumme verzichten, erhalten aber für die Restsumme (also 85% des Darlehens) eine staatliche Garantie.

Die Ausmaße, um die es hier geht, begreift man, wenn man sieht, dass die Regierung für diese Aktion das nationale Schuldenlimit um 800 Milliarden US-Dollar auf nunmehr 10,6 Billionen US-Dollar anheben wird.

Dass Fannie Mae und Freddie Mac mit einem Eigenkapital in Höhe von 55 Milliarden ein Kreditportfolio von 5.200 Milliarden US-Dollar (das 94-fache des Eigenkapitals!) unterhalten konnten und dabei bereits 1.600 Milliarden US-Dollar Schulden (29-fache des Eigenkapitals) angehäuft hat, spottet eigentlich jeder Beschreibung.

Wenn man bedenkt, dass der LTCM-Hedge-Fonds im Jahr 1998 das globale Finanzsystem mit 4 Milliarden US-Dollar Eigenkapital und einem 25-fachen Hebel (also 100 Mrd. US-Dollar) ins Wanken brachte, dann erkennt man, wie in nur 10 Jahren das US-Finanzsystem jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Und wenn die Vorstände dieser beiden Hypothekenmonster im letzten Jahr 12,2 Mio. US-Dollar (Daniel Mudd von Fannie Mae) und 19,8 Mio. US-Dollar (Richard Syron von Freddie Mac) erhalten haben, dann wird dies wohl auch absolut berechtigt gewesen sein, oder?

Bemerkenswert finden wir, dass ausgerechnet die USA als größter Verfechter freier Märkte, als erstes Land in die sozialistische Finanz-Planwirtschaft abzurutschen droht, während ehemals kommunistische Länder wie China und Russland mit der weiteren Öffnung ihrer Finanzmärkte einen enormen Aufholprozess starten. Die Finanzmärkte spiegeln auch hier das wahre Leben buchstäblich wider.

Erschreckend ist nur, dass der US-Steuerzahler anscheinend nicht merkt, dass diese Rettungsaktion auf seinem Rücken geschultert wird. Die Rettung des Systems und damit die Rettung der üppigen Gehälter und Boni der Wall Street-Banker wird alleine er bezahlen müssen.

Es wird immer mehr deutlich, dass die Finanzkrise (treffender müsste es nicht "Finanzkrise" lauten, sondern "Aufarbeitung und Bereinigung des exzessiven Kreditbooms") länger dauern wird, als dies die meisten bislang glauben. Wenn ein unglaublicher Kreditberg über Jahrzehnte aufgebaut wurde, dann wird die Bereinigung dessen nicht in wenigen Monaten abgeschlossen sein.

Das immer extremere Verschuldungsproblem der USA wird auch auf längere Zeit keine massive Konjunkturerholung zulassen, da die üblichen Ankurbelungsmaßnahmen (Steuersenkungen, noch niedrigere Zinsen etc.) ab sofort nicht mehr ihre Wirkung entfalten können oder diese gar nicht mehr durchsetzbar sind!


© Andre Fischer
Pennystockraketen.de



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