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Alles vorbei bei Öl und Gold?

31.07.2008  |  Ronald Gehrt
- Seite 2 -
Was spräche momentan für steigende Öl- und Goldpreise?

Zum einen bedingen die Kurse bei Öl und Aktien einander, zum anderen bewirkt das, dass sich ein einmal eingeschlagener Kurs verstärkt. D.h. wenn die Aktienmärkte nun NICHT weiter zulegen, werden Energie und Edelmetalle wieder attraktiver ... und das bedingt erst recht, dass die Aktien wieder fallen und so noch unattraktiver werden. Als möglicher "Anschieber" einer solchen Entwicklung kann die chart- und markttechnische Situation bei Rohöl und Gold dienen. Dazu die Charts (Stand 30.07. 17:00 Uhr):

Im Bereich 120/122 Dollar hat Rohöl (hier Nordsee-Brent) charttechnische Unterstützung in Form der Juni-Tiefs und des steileren der beiden momentan relevanten Aufwärtstrendkanäle (rot eingezeichnet). Zugleich haben das Momentum und die Stochastik ein derart tiefes Niveau erreicht, dass es zum Eindecken von Shortpositionen lockt.

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Kommt hier ein erster Impuls, möglicherweise heute schon durch die wöchentlichen Öl-Lagerbestandsdaten aus den USA angestoßen, könnte sich das Ganze schnell wieder zu einem Selbstläufer nach oben auswachsen. Immerhin waren noch vor zwei Wochen scheinbar alle der Ansicht, Öl und Benzin sei knapp, das Angebot zu gering und Kurse von 200 Dollar pro Barrel am Jahresende möglich. 14 Tage später redet man von Ölpreisen bei 80 Dollar und einem Angebotsüberhang. Die festen Überzeugungen drehen fast schneller als die Kurse selbst. Und das geht eben auch in die andere Richtung, zumal:

Schließlich sind wir mitten in der Zeitzone, in der Jahr für Jahr die stereotypen Argumente "Reisesaison" und "Hurrikans" Argumente für Bullen liefern. Und eine Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien von nur 87,2% wie heute gemeldet liegt nicht daran, dass die anderen 22,8% nicht benötigt würden ... ein Großteil dieser brach liegenden Kapazitäten ist aufgrund der Überalterung der Anlagen schlicht nicht einsetzbar. Auch ein Argument, das blitzschnell wie Kai aus der Kiste hüpfen kann, sollte der Ölpreis nun nur eine technisch zu erwartende Gegenbewegung starten.

Das haben momentan wenige auf der Rechnung. Chicago meldet die höchsten offenen Shortpositionen in den Öl-Futures seit Monaten. Und wenn wir uns überlegen, dass dieser kräftige Kurssturz auch unter anderem deshalb so heftig war, weil bis 135 Dollar ohnehin noch jeder an eine sofortige Wende nebst Rallye an oder über 150 glaubte und deshalb viele erst reagierten, als der Kurs unter 135 bzw. 132 Dollar fiel ... warum sollte das nicht auch in die Gegenrichtung möglich sein?


Gold in hautenger Bindung zum Öl

Und sobald Öl wieder über 130 Dollar liegt, hat auch Gold wieder seine Chance. Der Kurs fiel ja in den vergangenen sieben Handelstagen in der Spitze um 80 Dollar - bedingt durch den Run der Lemminge in den Aktienmarkt und das fallende Öl. Und er zeigt damit, dass erstaunlich viele Akteure zumindest hier auf einmal relativ wenig Angst zu haben scheinen, dass sich das Bild bei Öl und Aktien genauso schnell wieder verdüstert wie es sich zuletzt aufgehellt zu haben schien.

Momentan notiert Gold an seinem mittelfristigen Aufwärtstrend und nur wenige Dollar oberhalb des 20 Tage-Durchschnitts. Das KANN - wenn Öl wieder zulegen sollte - eine Basis für einen erneuten Aufwärtsimpuls werden. Wenn nicht, sollte aber spätestens in der Unterstützungszone um 845 Dollar erst mal Schluss sein. Denn die Vollendung eines größeren Doppeltops durch den Rutsch unter 845 Dollar kann ich mir in diesem momentanen Umfeld nicht vorstellen.

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Der einzige Aspekt, dem ich hier keine wichtige Rolle zumesse, ist der Dollar. Er wird zwar immer als Argument für steigende oder fallende Öl- und Goldpreise angeführt und mittelfristig ist das auch meist korrekt. Doch kurzfristig sind hier keine eigenen Impulse gegeben, die die Relation Euro zu Dollar oder Dollar zu Yen nachhaltig bewegen würden. Und dementsprechend dient er momentan meist nur als Alibi. So z.B. heute kurz nach 11 Uhr, als zuerst das Gold fiel ... und der Euro/Dollar-Kurs sich als „Alibi“ erst 10-20 Minuten später nennenswert nach unten in Bewegung setzte ... und es dann hieß, Gold falle, weil Euro/Dollar fiele.

Natürlich werden all diejenigen, die gerade erst in Öl und Gold auf Short und bei Aktien auf Long gedreht haben, gegen alle Argumente verbissen versuchen, diese Positionen zu verteidigen und nicht schon wieder mit Verlusten drehen zu müssen. Aber um Lawrence Summers wieder ins Spiel zu bringen: Erst wundert man sich, dass nichts passiert ... und passiert es dann doch, geht es auf einmal blitzschnell. Lassen wir uns mal überraschen!

Herzliche Grüße


© Ronald Gehrt
www.system22.de"



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