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Willkommen im Jungle

18.09.2008  |  Theodore Butler
Entwicklungen in der Finanzwelt geschehen mit einer solchen Geschwindigkeit, dass der "Warp-Speed-Kommentar" der letzten Woche noch zu langsam scheint. Solche Zeiten hat es wirklich noch nicht gegeben. Ich denke, man ist auf der sicheren Seite, wenn man sagt, dass kein lebender Mensch Erfahrung mit den weitverzweigten Auswirkungen der gerade ablaufenden Entwicklungen hat. Das Finanzchaos ändert sich radikal je nach dem, wie er oder sie auf die eigenen Anlagen schaut. Wir scheinen uns wirklich inmitten eines Kampfes ums finanzielle Überleben zu befinden. Ein Fehltritt und die Anlagen, die man ein Leben lang zusammengetragen hat, können sich einfach in Luft auflösen.

Nie zuvor war es kritischer, die richtigen Finanzentscheidungen zu treffen. Trotz der ununterbrochenen Preisschläge (oder vielleicht gerade deswegen) hat Silber noch nie zuvor besser dagestanden in seiner Funktion als der erstrangige Vermögensschutz und Vermögensvermehrer. Natürlich geht es mir hier um echtes Silber in der richtigen Form, das nicht auf Margin gekauft wurde.


Das Auskehren

Zusammengenommen kam es, laut Angaben des Commitment of Traders Report (COT), zu einer drastischen Verbesserung der Marktstruktur bei den Gold- und Silber-Futures an der COMEX. Mit anderen Worten war der Versuch der Commercials größtenteils erfolgreich, alle Gold-und Silberpapierkontrakte, die sie bekommen konnten, zu kaufen, indem sie den Markt nach unten trieben.

Nach Stand des jüngsten COTs kauften die Commercials von den liquidierenden Long-Händlern insgesamt 150.000 COMEX-Gold-Futures - seit Juli. Das entspricht 15 Millionen Unzen Gold und steht ungefähr 3 Millionen Unzen gegenüber, die im großen Gold-ETF, GLD, liquidiert wurden. Da die Menge an liquidierten Unzen bei den COMEX-Gold-Futures fünf Mal so hoch lag wie im GLD (so ist es auch normalerweise der Fall), fällt es schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, dass die COMEX die hauptsächlich treibende Kraft für den Preis ist.

Beim Silber kamen die Liquidierungen der Long-Händler und die Käufe der Commercials auf nahezu 34.000 Kontrakte oder 170 Millionen Unzen - seit Juli. Im Gegensatz zu Gold hat es im gesamten Metallbestand des Silber-ETF, SLV, einen Zuwachs gegeben. Die Liquidierung von Gold- und Silberpapierkontrakten gehört zusammengenommen zu den höchsten, die jemals verzeichnet wurden. Das war auch die Intention der Manipulatoren. Auf der einen Seite quält es mich, dass sie erfolgreich beim Auskehren so vieler auf Margin handelnder Longs gewesen sind. Auf der anderen Seite hat dieses Auskehren den Weg frei gemacht für eine Rally, vielleicht eine explosionsartige Rally.

Es war so schmerzlich und benötigte einen 50%igen Einbruch des Silberpreises, um dieses Auskehren bei den Margin-Long-Positionen über die Bühne zu bekommen. Jetzt, nach dem großen Ausputzen, liegen der Schaden und die Verluste, wenn auch nicht völlig, hinter uns. Das betrifft auch die relative Schwäche des Silbers im Vergleich zu Gold. Die schweren Goldinvestoren sollten die Chance nutzen, die sich durch die krasse Unterbewertung des Silbers gegenüber Gold ergibt.

Zudem ist ein neuer bullischer Faktor aufgetaucht, wenn man den jüngsten COT im Detail analysiert. Nicht nur, dass die Raptoren (die Commercials, die nicht zu den acht größten Händlern gehören) insgesamt eine Rekordposition für Long-Kontrakte (oder eine Fast-Rekordposition) bei den Gold und bei den Silber-Futures aufgebaut haben, sie haben zudem, und zum ersten Mal in der Geschichte, eine Rekord-Long-Position bei den Call-Optionen etabliert. Ich schließe daraus, dass sich die Raptoren, die fast immer richtig liegen, für eine Aufwärtsbewegung beim Gold und beim Silber positionieren, der bald einsetzen wird.

Noch ein letzter Gedanke dazu. Auch wenn man es vielleicht bedauernswert ist, aus vielerlei Gründen so viel Stress bei allen großen Finanzinstitutionen zu sehen, mag sich daraus ein positiver Effekt für Silber- und Goldinvestoren ergeben. Wenn meine Manipulationsanschuldigungen gegenüber einer oder zwei großen US-Banken als korrekt herausstellen, so könnten die derzeitigen Verwerfungen deren manipulativen Griff nach den Preisen schwächen.


Bergbauunternehmen subventionieren Verbraucher

Der drastische Preiseinbruch beim Silber (und beim Gold) hat die Preise auf Niveaus gebracht, die weit unter den wahren Produktionskosten der meisten Produzenten liegen. Ich spreche nicht vom albernen Cash Cost der Produktion, die viele Bergbauunternehmen herausposaunen, sondern von jenen Kosten, die in den geprüften, öffentlichen Berichten zu den Unternehmensgewinnen angegeben werden. Der durchschnittliche Silberpreis lag im zweiten Quartal bei ca. 17,20 $ pro Unze. Der Preis, den die Bergbauunternehmen erhalten, liegt derzeit bei weniger als 11 $ und somit um 30% niedriger. Bei Unternehmen, die zu den niedrigsten Kosten produzieren (wie Pan American Silver), werden jegliche Gewinne ausgemerzt und bei jenen Unternehmen, die im letzten Quartal gerade plus/minus Null abschlossen (wie Coeur d‘Alene und Hecla) führt dies zu sicheren Verlusten.

Im Grunde genommen subventionieren die Bergbauunternehmen bei den derzeitigen Preisen die industriellen Silberverbraucher. Sie verkaufen ihre Produktion zu Preisen unterhalb der Produktionskosten. Das ist verheerend und die Aktionäre werden betrogen. Wenn die Silberpreise nicht deutlich ansteigen, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bergbauunternehmen dicht machen und aus dem Geschäft aussteigen. Möglicherweise braucht das eine ganze Weile, aber wenn man die eigene Produktion unterhalb der Produktionskosten verkauft, so ist man auf dem Weg in die sichere Pleite. Sowas kann nicht unendlich lange anhalten. Entweder muss ein Unternehmen die Produktionskosten drastisch einschränken oder der Preis für das Produkt muss über dessen Kosten steigen.

Über dieses Thema habe ich häufig geschrieben, das erste Mal vor sechs Jahren - www.investmentrarities.com/10-09-02.html.

Ich weiß, ich bin vielleicht ein wenig schroff mit den Silberbergbauunternehmen umgegangen und ich entschuldige mich für diese Schroffheit in der Vergangenheit. Das war damals und nicht heute. Was heute den Unterschied macht, ist die Existenz von deutlichen Hinweisen, dass beim Preiseinbruch Manipulation im Spiel gewesen ist. Dank des Bank Participation Reports ist deutlich geworden, dass eine oder zwei US-Banken hinter dem großen Einbruch der Silber- und Goldpreise stecken könnten. Hunderte von Ihnen haben an die Aufsichtsbehörden wegen dieser Angelegenheit geschrieben. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Bergbauunternehmen dasselbe tun.

Auch wenn die Bergbauunternehmen verschiedene Dinge hinsichtlich des unnatürlichen Preisverfalls tun können - zum Beispiel ihre Produktion einzubehalten oder Silber zu Preisen unterhalb der Produktionskosten zu kaufen - so sollten sie doch mindestens die Aufsichtsbehörden bitten, Fragen zu beantworten, die die ein, zwei US-Banken und den brutalen Preiseinbruch betreffen. Eine Anfrage, die von einem Produzenten stammt, hat mehr Gewicht, als eine Beschwerde eines Investors.

Ich weiß, dass die Bergbauunternehmen in der Vergangenheit abstritten, dass der Silberpreis manipuliert gewesen sei, aber damals gab es keine solch zwingenden Indizien wie es sie heute gibt. Es ist wirklich ganz einfach geworden. Die Bergbauunternehmen (und ihre Aktionäre) haben eine deutliche Stimme. Falls jene denken, dass der aktuelle Silberpreis frei und fair zustande gekommen ist, dann sollten sie dicht machen, anstatt unter Verlusten zu produzieren. Falls sie denken, der Silberpreis müsste steil ansteigen (so wie ich), dann sollten sie versuchen, zu erklären, warum er so heftig gefallen ist und warum er schließlich wieder steigen sollte. Wenn diese Erklärung ohne die Preismanipulation auf dem COMEX-Papiermarkt auskommt, dann sollen sie uns doch die alternativen Erklärungen präsentieren. Wenn Ihre Erklärung aber nicht um die Intrigen im Papierhandel umhinkommt, dann sollten sie zu den Aufsichtsbehörden gehen. Aktionäre müssen darauf bestehen, dass ihr Management zu diesem Problem Stellung nimmt. Es wäre unverantwortlich, ginge diese Angelegenheit still und leise den Bach herunter.





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