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Hellmeyer kauf Goldbestände der Bremer Landesbank auf

05.12.2008  |  Daniel Haase
Trendfolger sprach mit Folker Hellmeyer, seit 2002 Chefanalyst der Bremer Landesbank, über seine aktuelle Einschätzung zu den Aktien-, Renten- und Edelmetallmärkten


Trendfolger: Wie beurteilen Sie die Bloomberg-Meldung, wonach das US-Rettungspaket nicht wie verkündet 700 Mrd. sondern insgesamt sogar unvorstellbare 8.500 Mrd. USD betragen soll?

Folker Hellmeyer: Die Darstellung von Bloomberg ist vollkommen richtig. Es geht zum größten Teil um Garantien, Eigenkapitalmaßnahmen und Marktunterstützungsaktionen. Das Volumen wird in der Tendenz der nächsten 6-9 Monate wohl eher noch zunehmen. Ich schließe eine Zahl von 10.000 Mrd. USD seitens der USA definitiv nicht aus. Zu bedenken gebe ich, dass weitere erhebliche Maßnahmen vom Rest der Welt dazu kommen: allein England mit 650 Mrd. USD. Man kann die aktuelle Situation mit einem extremen Verkehrsunfall vergleichen in dessen Folge es gilt, Leben zu retten! Es finden jetzt Lebensrettungsmaßnahmen statt.

Es geht darum, die Realwirtschaft vor der Verantwortungslosigkeit der Investmentbanker zu schützen. Es besteht ansonsten die Gefahr, dass auch gesunde Unternehmen ebenfalls scheitern und das wäre eine Katastrophe! Der Preis für die Garantien ist sehr hoch aber m.E. ungleich geringer, als der, der im Falle einer ansonsten unausweichlichen Depression zu zahlen wäre. Als ein Freund freier Märkte bin ich grundsätzlich gegen Subventionen und auch ein kritischer Geist der letzten Jahre, was die Finanzmarktbranche betrifft. Aber wenn man den Dingen in der jetzigen Phase einen freien Lauf ließe, kann dies nicht im Sinne von Humanisten sein. Insofern sind die Maßnahmen notwendig.

Trendfolger: Werden die Konjunkturpakte ihre Wirkung entfalten und wenn ja wann?

Folker Hellmeyer: Die Konjunkturpakete werden mit Sicherheit ihre Wirkung entfalten. Allein die 586 Mrd. USD die die chinesische Zentralregierung in die Wirtschaft pumpt, entsprechen 20% der jährlichen Wirtschaftsleistung Chinas. Auch die amerikanischen Maßnahmen werden wirken, auch wenn kein Champagner-Wachstum zu erwarten ist. Sie sind aber dazu geeignet, die Abwärtsspirale deutlich zu nivellieren und partiell zu neutralisieren. Das ist der entscheidende Aspekt. So muss man die Probleme anpacken, aber während die ganze Welt Gas gibt, wird in Deutschland in Sachen Konjunkturpaket noch nicht einmal der Motor angeworfen. Herzlichen Glückwunsch, Frau Merkel!

Trendfolger: Hat der Aktienmarkt die Tiefststände schon gesehen?

Folker Hellmeyer: Für das laufende Jahr erwarte ich eine Jahresendrally, bis 5.500 Punkte sind im DAX vorstellbar. Im Laufe des nächsten Jahres erwarte ich aber nochmals deutlich tiefere Kurse, 4000 Punkte oder knapp darunter im DAX sind im Höchstmaß wahrscheinlich. Spätestens im Frühsommer 2009 sollten aber die Finanzwerte und damit auch der DAX das Kurstal durchschreiten.

Trendfolger: Was empfehlen Sie Anlegern für die Festtage?

Folker Hellmeyer: Weihnachten sollte sich jeder mit der Familie verbringen. Für das Vermögen sind weiterhin konservativen Anlagen sinnvoll, z.B. zyklusunabhängige Unternehmen mit guten Dividendenrenditen wie Chemie- oder Agrarchemieunternehmen. Es gibt derzeit auch Anleihen von konservativ aufgestellten Unternehmen mit interessanten Risikoaufschlägen, die in meinen Augen ein Großmaß an Attraktivität mitbringen, z.B. BASF.

Trendfolger: Gibt es noch Goldmünzen und -barren bei der Bremer Landesbank zu kaufen?

Folker Hellmeyer: Ich habe heute zusammen mit einem Kollegen die gesamten Bestände unseres Hauses aufgekauft (...lacht...). Sie können daraus zwei Dinge ersehen: (1) Die Bestände sind sehr gering und (2) Edelmetalle gefallen mir nach wie vor sehr gut, vor allem Gold und Silber.

Trendfolger: Wie kommt es, dass so viele Landesbanken mit Horrormeldungen wg. der US-Immobilienkrise aufwarten, man von Ihrem Institut aber nichts dergleichen liest?

Folker Hellmeyer: Wir haben solche Papiere nicht in unseren Büchern und sind daher von der Krise dieser Anlagen nicht betroffen. Wir sind so eine Art "gallisches Dorf" innerhalb der deutschen Finanzbranche.

Trendfolger: Vielen Dank für das Gespräch.


Das Interview führten Daniel Haase und Gerd Ewert
(www.HaaseundEwert.de)



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