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Realzinsen und Gold (Teil 10)

12.12.2008  |  Adam Hamilton
Es war ein hartes Jahr für Goldinvestoren. Statt einem Anstieg des Goldpreises während der durch die globale finanzielle Panik hervorgerufenen Angst und Unsicherheit, wie es viele Goldinvestoren erwarteten, wurde ein regelrechter Sell-Off ausgelöst. Deshalb ist der Goldpreis in diesem Jahr bereits um 7,3% gefallen. Gold geht es weitaus besser als allen anderen, wie zum Beispiel dem S&P 500, der in diesem Jahr einen Rückgang von 40,7% erlitt. Nichtsdestotrotz ist dieser Kapitalmangel im Goldsektor in diesen furchtbaren Zeiten enttäuschend.

Warum ist der Goldpreis nicht in die Höhe geschossen? Das Kapital fließt mehr und mehr von den Anleihen- und Aktienmärkten weg in die US-Staatsanleihen. Auch wenn die Staatsanleihen nicht viel Gewinn abwarfen, floss zumindest viel Kapital durch die universellen Panik-Sell-Offs in diesen Sektor. Bevor ausländische Investoren Zuflucht bei den Staatsanleihen suchten, mussten sie zuerst US-Dollar kaufen. Diese Dynamik verursachte eine weitreichende Markterholung des Dollars, durch die die Gold-Futures an Bedeutung verloren.

Da der Goldsektor jahrelang ein Zufluchtsort für Investoren war, wenn die Märkte von einer finanziellen Panik bestimmt wurden, hat sein Verlauf in den vergangenen Monaten das Vertrauen der Goldinvestoren wahrlich auf die Probe gestellt. Während die Nachfrage nach physischem Gold von kleinen Investoren sehr hoch war, verfielen große Investoren hingegen nicht in einen Kaufrausch, als sie die Angst an den Börsen ins Unermessliche steigen sahen.

In Zeiten wie diesen, wo der technische Verlauf und die Stimmung am Boden sind, finde ich, dass wir zu den Kerngrundsätzen zurückkehren sollten. Ich begann, unseren Abonnenten die Investition in physisches Gold im Mai 2001 zu empfehlen, als der Goldpreis bei 260 $ lag. Seitdem hat Gold gute und schlechte Zeiten erlebt. Aber ein Faktor blieb in diesem Bullenmarkt immer positiv: die Realzinsen.

Die Realzinsen sind die Einkünfte, die durch Anleihe-Investoren realisiert wurden, nachdem die Inflationsrate abgezogen wurde. Wenn Ihr Gewinn durch die Staatsanleihen 5% beträgt und die Inflationsrate bei 3% liegt, dann beträgt Ihr realer Gewinn 2%. Der Großteil des 1,05-fachen Wachstums Ihres nominellen Kapitals wird durch den Kaufkraftrückgang des Dollars zunichte gemacht. Was sie im letzten Jahr für 1 $ kaufen konnten, kostet nun 1,03 $.

Normalerweise sind Realzinsen positiv. Um ihr hart verdientes Kapital einem Risiko auszusetzen, haben es Anleihe-Investoren verdient, große Gewinne für ihre Anstrengungen einzufahren. Auch wenn sie im Gegensatz zu Aktien-Investoren ein geringeres Risiko eingehen, müssen sie trotzdem angemessen belohnt werden. Wenn sie es nicht werden, werden sie langfristig weniger investieren, da es sinnlos ist, wenig Kapital zu riskieren, wenn die Verluste garantiert sind.

Würden Sie jemandem Geld leihen, wenn Sie wüssten, dass Sie dadurch einen Verlust hinnehmen müssten? Nicht, wenn Sie vernünftig sind. Wenn die nominellen Realzinsen von den Zentralbanken so gedrückt werden, dass die reellen Einkünfte negativ sind, werden Anleihe-Investitionen unrentabel. Von so einer feindseligen Umgebung wenden sich Anleihe-Investoren ab und investieren in den Goldsektor. Während Anleihen ihnen einen Verlust garantieren, hält Gold wenigstens mit der Inflation Schritt, um die Kaufkraft ihres Kapitals zu bewahren.

Um die Interaktion zwischen den Realzinsen und Gold zu verstehen, ist eine langfristige Betrachtung notwendig. Da es Jahre dauert, bis Investoren den Einfluss der Inflation erkannt haben und ihr Verhalten dementsprechend ändern, reagiert Gold nicht über Nacht. Aber irgendwann einmal reagiert der Goldpreis, was über einen längeren Zeitraum offensichtlich wird. Je länger die Anleihengewinne flach oder negativ sind, desto mehr Kapital sucht nach und nach einen Zufluchtsort im Goldsektor.

Ich schrieb meinen ersten Essay dieser Essayreihe im Juli 2001, als der Goldpreis bei 260 $ lag. Damals sollte der Realzins negativ sein, aber die US-Notenbank war ganz versessen darauf, ihn in die Höhe zu treiben. Zum damaligen Zeitpunkt konnten wir nur das Beispiel der 1970er zum Vergleich heranziehen. Aber nun ist das Verhältnis der Realzinsen zum Goldpreis ebenso ersichtlich in den 2000er Jahren. Als es die Zentralbanken auf die Anleihe-Investoren abgesehen hatten, verließen sie wie erwartet den Anleihensektor und investierten in Gold.

Während ich die Realzinsen analysierte, versuchte ich, die konservativsten Indikatoren zu nutzen. Auch wenn diese Werte den haussierenden Charakter Golds abschwächen, sind sie für Mainstream-Investoren viel einfacher zu akzeptieren und für Gegner sehr leicht zu verteidigen. Da ein Großteil der Realzinsen trotz der unentwegten Wichtigtuerei Washingtons von den freien Märkten stark beeinflusst wird, kommt der Konservatismus dort ins Spiel, wo die Inflationswerte verwendet werden.

Die Wall Street glaubt, dass der Verbraucherpreisindex der US-Regierung ein akkurater Inflationswert ist. Alle akzeptieren den VPI wie ein Evangelium, sodass ich ihn in diese Analyse mit einbezog. Da die Inflation wahrhaftig als eine Geldmengenzunahme definiert wird, stellen die Wachstumsraten des Geldumlaufs weitaus höhere Werte dar. Da die US-Notenbank ihre Druckpressen auf Hochtouren laufen lässt, gibt es relativ mehr Geld für relativ weniger Güter und Dienstleistungen, wodurch die nominellen Preise in die Höhe getrieben werden.

Im letzten Jahr wuchs der MZM (Money with Zero Maturity, dt. Geld mit Nullfälligkeit) in den USA um 9,9%! Dieser Wert liegt um Einiges näher an der Inflationsrate als der bescheidene Gewinn des VPI von 3,7%. Es gibt eine Menge Gründe, inflationsindizierte Sozialhilfeabgaben sowie der Einfluss inflationärer Auswirkungen auf die Börsen eingeschlossen, durch die die Statistiker der Regierung den VPI via mathematischer Zauberei absichtlich gering halten. Er ist wirklich ein nutzloser Indikator, aber für einen Großteil der Marktteilnehmer ist der VPI die Inflation.





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