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Die Inflationspolitik vor dem großen Finale

08.04.2010  |  Redaktion
Was Sie über die Ursache der Weltwirtschaftskrise wissen sollten: Die Inflationspolitik vor dem großen Finale.

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"Inflation ist eine Politik, die man nicht endlos fortführen kann", urteilte Ludwig von Mises, einer der größten Geld- und Konjunkturtheoretiker des 20. Jahrhunderts. Tatsächlich gerät die Inflationspolitik der Regierungen derzeit weltweit erheblich unter Druck. Die jahrzehntelange Politik der Geldmengenausweitung mit bis zu zweistelligen Wachstumsraten insbesondere in den USA, aber auch in Europa, bildet die alles überragende Ursache der so genannten internationalen Finanzkrise. Die staatliche Inflationspolitik ist nur möglich, weil es ein künstliches, staatliches Zentralbankmonopol gibt, das billiges Geld über den Transmissionsriemen des Teilreservebanksystem in alle Bereiche transportiert. Es liegt in der Natur der Sache, dass die geldpolitischen Maßnahmen, die die Krise verursacht haben und nun ausgerechnet zur Krisenbekämpfung intensiviert wurden, nicht fortführbar sind, ohne die Währungen zu ruinieren.

Entgegen verbreiteter Auffassungen ist Inflation nicht eine allgemeine Erhöhung der Preise (Teuerung), sondern die ihr vorangehende Ausweitung der Geldmenge. Inflation bezeichnet also eine Kaufkraftänderung von der Geldseite her. Diese entsteht maßgeblich durch Kreditexpansion. Zusätzliche Kredite werden hierbei nicht aus gespartem Geld durch Konsumverzicht geschaffen, sondern durch Buchgeldschöpfung der Geschäftsbanken. Die durch nichts gedeckten inflationären Kredite erzeugen Papiergeldillusionen und schaffen monströse Konjunkturzyklen, die in Weltwirtschaftskrisen münden.


Zentralbank als gewolltes Systemdefizit

Aufgabe jeder staatlichen Zentralbank ist die Überwachung des Bankensystems und die Regulierung der Geldmenge. In einem einhundertprozentigen Reservesystem werden alle Einlagen als Reserven gehalten. Geschäftsbanken haben folglich keinen Einfluss auf die Geldmenge. Erst durch lediglich partielle Reservehaltung ist Geldschöpfung möglich - gleichsam auf wundersame Weise aus dem Nichts. Das staatliche Monopol für die Geldproduktion wurde mit der Absicht geschaffen, inflationäre Kredite zu vergeben, das heißt mit jedem ungedeckten Kredit die Geldmenge zu erhöhen.

Als fadenscheinige Begründung dient ein angeblich erforderliches Schmieren des Wirtschaftswachstums mit ausreichend Geld. Tatsächlich versetzt diese Praxis die Geschäftsbanken in die Lage, ihre Aktivitäten und parallel ihre Gewinne massiv auszuweiten. Hinzu kommt, dass nur mit einem staatlichen Papiergeldmonopol die gigantischen Ausgaben des Wohlfahrtsstaates finanziert werden können, an erster Stelle Kriege und kontinuierlich ausgeweitete Sozialausgaben ("Warfare and Welfare State").

Nachdem sich Regierungen das Privileg der Geldproduktion zur Finanzierung ihrer Staatsaktivitäten angeeignet hatten, bildete zunächst noch der Goldstandard eine natürliche Hürde für Staatsausgaben und Inflation. Das Einlöseversprechen von Papiergeld in Gold wurde zur Finanzierung des Ersten Weltkriegs aufgegeben und führte in Deutschland zur Hyperinflation von 1923. Der US-Dollar wurde als Weltleitwährung durch eine stark abgeschwächte Form, den Golddevisenstandard, gestützt. US-Präsident Nixon kündigte am 15. August 1971 einseitig die Verpflichtung auf, 35 US-Dollar gegen eine Feinunze Gold einzutauschen. Auch in diesem Fall bildeten steigende Sozialausgaben und die erforderliche Finanzierung des Vietnamkriegs die Ursache.

Seither sind alle gesetzlichen Zahlungsmittel weltweit weder gedeckt noch knapp. Für eine Begrenzung der Geldmenge gibt es nicht einmal eine institutionelle Schranke wie den Wettbewerb, sondern lediglich Zentralbankgremien. Die Geldmenge wird heute per Knopfdruck ausgeweitet, es ist noch nicht einmal Papier erforderlich. Am Anfang des Jahres 1999 betrug die Geldmenge M3 im Euro-Raum 4,4 Billionen Euro. Bis Ende April 2009 wuchs sie um rund 116 Prozent auf 9,5 Billionen Euro an. Im gleichen Zeitraum stieg in den USA die Geldmenge M2 von 4,4 auf 8,3 Billionen US-Dollar. Auch die modernen Finanzprodukte, darunter Derivate, Schachtelkredite und Verbriefungen, sind nur mit einem staatlichen Papiergeldsystem möglich.


Systemeigenschaft Bankenrun

Unheil droht aber nicht erst mit einem Zusammenbruch der Währung. Ohne eine vollständige Reservepflicht für die Geschäftsbanken besteht die latente Gefahr eines systemgefährdenden Bankenruns. Bereits die Zahlungsunfähigkeit eines relevanten Schuldners kann eine Kettenreaktion auslösen - die Kreditpyramide stürzt zusammen wie bei jedem anderen gesetzlich verbotenen Schneeballsystem auch. Genau dieses Phänomen erleben wir derzeit; angesichts einer von der EZB vorgegebenen Mindestreservepflicht von lediglich 2 Prozent ist das nicht erstaunlich. Das bedeutet, Geschäftsbanken müssen für Sichteinlagen in Höhe von 100 Euro nur 2 Euro in Form von Zentralbankgeld halten. Den "Rest" - 98 Euro - können sie für neue Geschäfte verwenden. Ungemütlich wird es für die Bank, sobald mehr Kunden ihre Sichteinlagen abheben wollen als gerade verfügbar sind.





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