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Österreicher, Keynesinaner und Preisziele für Bergbauaktien

20.07.2010  |  Przemyslaw Radomski
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Um es vereinfacht auszudrücken: Die Österreicher sagen, der Markt sei ein sich selbst korrigierender Mechanismus, wenn er nur in Ruhe gelassen werde, folge er ruhigen und überschaubaren Zyklen. Die Keynesianer sagen, der Staat sollte per Defizitfinanzierung und durch ständig angepasste Wirtschaftspolitik eingreifen und den Marktzyklen "den Weg weisen".

Als die Finanzkrise ihren Lauf nahm, handelten die Regierungen nach bester keynesianischer Manier. Sie warfen die Druckerpressen an, senkten die Zinssätze und verabreichten Milliarden-Finanzspritzen, um Institutionen zu retten und der Wirtschaft Starthilfe zu geben. Jetzt scheint es so, als würden die politischen Entscheidungsträger eine verblüffende Kehrtwende hinlegen und sich für Austerität sowie Haushaltseinschnitte stark zu machen - was eher österreichische Züge trägt.

Vor Kurzem konnte die Ausweitung der Arbeitslosenunterstützung nicht durch den Kongress gebracht werden, auch Pläne für eine Runde neuer Stimulusprogramme, zur Bekämpfung der schlimmsten Rezession seit ungefähr 30 Jahren, wurden aufgegeben. Stehen wir also wirklich vor einem neuen Zeitalter der Austerität? Hat das Gedankengut der österreichischen Wirtschaftsschule den keynesianischen Hang zu Staatsausgaben ersetzt? Wie wird sich das auf"s Gold auswirken?


Stimulatoren vs Austerianer

Krugman, ein Keynesianer, sieht mit Entsetzen, dass Regierungen ihre Gürtel enger schnallen wollen und sich der "Gläubigkeit an den ausgeglichene Haushalt" hingeben anstatt mehr Staatausgaben auszuschütten. "Ich fürchte, wir befinden uns in den frühen Phasen einer dritten Depression", schrieb er jüngst in einer Kolumne der New York Times. "Und diese dritte Depression wird hauptsächlich politischem Versagen geschuldet sein." Mit der Politik, auf die Krugman anspielt, ist der jüngste G20-Gipfel gemeint, auf dem sich die Staaten, verschreckt durch die Schuldenprobleme Griechenlands, für das "Gürtelengerschnallen" aussprachen, obgleich das wirkliche Problem, so Krugman, unzureichende Staatsausgaben seien. Er schrieb:

"Es ist fast so, als würden die Finanzmärkte verstehen, was die politischen Entscheidungsträger scheinbar nicht verstehen: Auch wenn langfristige fiskale Verantwortung durchaus wichtig ist, so sind es die starken Ausgabeeinschränkungen inmitten einer Depression, die selbstzerstörerisch wirken - sie vertiefen die Depression und bereiten der Deflation den Weg."

Krugman nennt den Schritt der G20 einen "Sieg der Orthodoxie, die wenig mit rationaler Analyse zu tun hat. Ihr wichtigster Grundsatz ist: Führungsstärke in harten Zeiten zeigt man, indem man anderen Menschen Leid auferlegt." Hier spielt er natürlich auf die Österreichische Schule an.


Die Reaktion der Österreicher

Peter Schiff äußerte interessante Ansichten zu einer wachsenden ideologischen Aufspaltung der ökonomischen Denkrichtung zwischen Europa (österreichisch) und den USA (keynesianisch), zudem reagierte Schiff auf Krugmans Äußerungen. In einem Artikel für MarketWatch schrieb er Folgendes:

"Trotz der scheinbar solidarischen Haltung hinsichtlich budgetärer Kürzungen, wie sie sich auf dem G20-Treffen zeigte, scheint klar, dass sich die großen Mächte der industrialisierten Welt seit dem Ende des Kalten Krieges noch nie so stark in ihren Grundhaltungen entfernt hatten. […] Wir werden gerade Zeugen eines Kampfes zwischen zwei gegnerischen Lagern, die ich spielerisch die "Stimulatoren" und die "Austerianer" nenne.

Beide Seiten warnen vor einer weltweiten Depression, sollten die Staaten und Regierungen jetzt die falschen Entscheidungen treffen. Die Stimulatoren meinen, die Gefahr liege im Zu-wenig-ausgeben und für die Austerianer im Zu-viel-ausgeben. Jede Seite hat ihre eigenen Vorkämpfer: Die Stimulatoren folgen dem Banner des Nobelpreisträgers für Wirtschaft Paul Krugman, während die Austerianer sich hinter dem jüngst bekehrten Fed Chairman Alan Greenspan sammeln. In einem jüngst erschienenen Leitartikel des Wall Street Journals gibt Greenspan Folgendes zu bedenken: Der beste Wirtschaftstimulus für die weltgrößten Schuldnernationen (die USA, Großbritannien, Japan, Italien etc.) sei die Eindämmung der Haushaltsdefizite - eine Strategie, die von Presse mit "Austerität" betitelt wurde. […]

Währenddessen erschienen verschiedene Artikel in Paul Krugmans New-York-Times-Kolumne […], in denen er behauptet, diejenigen, die sich angesichts einer Rezession für Austeriätsmaßnahmen stark machten, würden dies nur aus politischer Berechnung oder aus einer Art "verrückten" Treue zu archaischen ökonomischen Ansichten tun. Es sieht ganz so aus, als erachte Krugman die von den USA und europäischen Staaten unternommenen Defizitfinanzierungen der letzten 24 Monate, die sich auf mehrere Billionen Dollar belaufen, immer noch als unzureichend. Er glaubt, die einzige Lösung sei, noch mehr auszugeben – ganz gleich was mit der Verschuldung passiert.

Was Krugman vorschlägt gründet nichtsdestotrotz auf grobem Unfug. Wirtschaften wachsen nicht, weil die Verbraucher Geld ausgeben; Verbraucher geben Geld aus, weil Wirtschaften wachsen.

Die Stimulatoren […] glauben, Geld wachse auf Bäumen und die Druckerpresse sei ein legitimer Vermögensschöpfer. Doch Gelddrucken regt die Menschen nur dazu an, ihre Ersparnisse lieber jetzt auszugeben, bevor es seinen Wert durch Inflation verliert. Für die Stimulatoren ist das Ok, denn "Nachfragestimulierung" egal mit welchen Mittel ist das einzige Ziel vor ihren Augen.

Die Austerianer haben folgendes Argument: Die Senkung staatlicher Ausgaben wird es dem Privatsektor ermöglichen, das zusätzliche Angebot an Gütern und Dienstleistungen zu generieren. Europa scheint das zu verstehen, die USA leider nicht. Wenn Greenspan und die Austerianer richtig liegen, dann wird der Stimulus scheitern und uns in einem noch tieferen Loch zurücklassen. Solange Regierungen wachsende Haushaltsdefizite einfahren, wird es bei uns nie zu einer nachhaltigen Erholung kommen."

So sieht es also aus: Keynesianer gegen Österreicher. Wer hat Recht? Wir glauben nach wie vor an einen schmalen Staat, aber die Geschichte wird am Ende darüber richten. In der Zwischenzeit werden wir das machen, was wir am besten können - Charts analysieren:

Um zu sehen, wie die Preise für Bergbauaktien in den kommenden Wochen abschneiden werden, wollen wir zu Beginn einen technischen Blick auf den HUI-Index werfen (Charts mit freundlicher Unterstützung von http://stockcharts.com).




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