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Rick Rule: Der Ritt auf dem Rohstoffbullen

15.12.2010  |  Redaktion
Rick Rule, Gründer von Global Resource Investments, hat nie ein Problem, seinen Esprit und Verstand mit anderen zu teilen. In diesem Transkript eines Gold-Report-Interviews vom Freitag, dem 3. Dezember, deckt Rule weite Bereiche ab und gibt zahlreiche Tipps für Investoren, die seiner Meinung mit extremer Volatilität konfrontiert sein werden. Trotz dieser Volatilität geht Rule davon aus, dass der langfristige Bullenmarkt der Rohstoffe auch weiterhin in der Spur bleiben wird. Im folgenden Interview können Sie lesen, was der Anleger seiner Meinung nach braucht, um die Hochs und Tiefs in diesem Investmentbereich verdauen zu können. Dieser Artikel ist Teil eines Interviews mit Rick Rule, in dem es um Edelmetalle geht. Hier finden Sie seine Ansichten zum Thema Energie.



Jeff Howard (CEO von Global Resource Investments): Rick, reden wir jetzt von den Edelmetallmärkten, denn die hatten eine glänzende Zeit in den letzten drei Monaten. Vielleicht ist das jetzt eine gute Gelegenheit, zu erfahren, wie Sie die weiteren Entwicklungen beurteilen.

Fangen wir also beim Gold an. In der Vergangenheit hatten wir immer scherzeshalber gesagt, wenn man im Wall Street Journal oder in der Los Angeles Times über Gold liest oder auf CNBC etwas vom Gold hört, dann wäre das ein Anzeichen für ein Markttop - und in gewisser Weise passiert jetzt genau das. Gold ist ein sehr populäres Thema geworden, die Maßnahmen der Zentralbanken und das wachsende Misstrauen gegenüber den Papierwährungen deuten wiederum darauf hin, dass Gold diesmal vielleicht viel länger Stärke zeigen wird als in der Vergangenheit. Also, wohin geht es Ihrer Meinung nach zukünftig beim Gold?


Rick Rule: Ok. Leider hab ich dahingehend gemischte Gefühle. Ich weiß, jeder möchte eine einfache, entschiedene Aussage zum Gold, ich kann aber keine geben. Jeff, ich denke, Sie haben die Umstände doch recht gut wiedergegeben, wir sind im Goldgeschäft nicht mehr allein. Man kann all das nicht mehr als Querdenken oder Nonkonformismus bezeichnen, und genauso nicht mehr als risikoarmes Unterfangen. Unter diesen heißen Bedingungen ist der Handel mit Goldaktien, besonders was die kleinen Goldaktien angeht, ein sehr, sehr, sehr risikoreiches Geschäft.

In gewisser Hinsicht ist es auch sehr attraktiv, weil man, sagen wir mal so, sofort belohnt wird. Man braucht nicht erst auf sie zu warten, und eigentlich findet das jeder gut. Und neben dem Risiko muss man natürlich auch diesen Aspekt sehen. Es scheint ganz so, als würde mehr dafür sprechen, dass Gold auf kurze Sicht eher steigen als fallen wird. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den amerikanischen Kollegen nachzueifern und Geld zu drucken, um schon ausgegebene europäische Anleihen aufzukaufen, läuft am Ende auf nichts anderes als auf Fälschung hinaus. Wenn diese Leute nun denken, dass Fälschung gar keine so schlechte Idee sei, warum sollte ich dann nicht auch ein bisschen fälschen? Ich könnte das genauso gut für diese Leute erledigen, und nicht schlechter als sie.

Auf beiden Seiten des Atlantiks scheint die Auffassung zu herrschen, dass dieses Fälschen eigentlich eine Art quantitative Lockerung ist. Ich sehe es nicht so; es ist eine Form des Betrugs. Ich denke, sie drucken Geld, um Anleihen aufzukaufen, die sich ansonsten nicht mehr verkaufen ließen. Ich denke, dass wir uns in einer extrem gefährlichen Zeit befinden, was die Weltwirtschaft angeht. Und ich denke, dass die steigenden Goldpreise im Zusammenhang mit dieser simplen Tatsache stehen. Ich denke nicht, dass wir uns in einer Art "Echo-Markt" befinden - so sagte ich es schon anderen Interviews. Ich glaube, wir befinden uns immer noch in einem primären Markt. Der Begriff "Echo-Markt" bezieht sich, wie Sie vielleicht wissen werden, auf die zwei treibenden Hauptfaktoren im Investmentbereich: Gier und Angst, die sich gegenseitig ausspielen.

Die meisten Finanzmärkte sind entweder Gier-Märkte oder Angst-Märkte. Interessant an den Edelmetallmärkten ist nun Folgendes: Wenn Sie erst einmal richtig loslegen sollten, dann sind sie sogenannte "Echo-Märkte". In einem Echo-Markt kann der Markt zum Beispiel durch Angstkäufe, wie wir sie gerade beim Gold sehen, ins Rollen geraten; und der Schwung, den die Angstkäufer bringen, zieht die nun Gierkäufer an. Das Momentum, das die Gierkäufer wiederum mit in den Markt bringen, löst noch mehr Angstkäufe aus - dann geht es hin und her. Alle, die in der Zeit zwischen 1977 bis 1981 am Goldmarkt waren, verstehen die hyperbolischen Bewegungen in Verbindung mit Echo-Märkten. Ich denke nicht, dass wir uns jetzt schon ein einem Echo-Markt befinden, ich denke, wir sind eher in einem ausschließlich angstgetriebenen Markt - vielleicht mit der Ausnahme, dass sich einige wenige unserer Kunden schon erstaunlich gierig gezeigt haben; der Sektor im Großen und Ganzen scheint davon aber nicht betroffen zu sein.

Ich will aber auch Folgendes sagen: Wenn man die Goldaktien vor dem Hintergrund der heutigen Goldpreise bewertet, dann sind sie nicht übermäßig teuer. Meist werden die Goldaktien, zumindest bisher, zusammen mit anderen Rohstoffaktien über die Jahre hinweg nach volumengewichteten Durchschnittspreisen bewertet, um zu einem normalisierten Preis zu kommen. Das ist vielleicht der rationalere Weg der Goldpreisbewertung, denn der Markt hat gefordert, dass die Goldproduzenten ihren Goldpreis nicht absichern. Es gibt also nicht die Garantie, dass man im weiteren Verlauf fixe Preise annehmen kann, an denen sich der Cashflow bemessen ließe.





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