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Das Geld der Deutschen und ihre Anlegerfallen

16.01.2011  |  Manfred Gburek
EZB-Chef Trichet brachte am vergangenen Donnerstag in seinen ansonsten durch weitschweifende Erklärungen dominierten Sätzen mit einem einzigen Wort die Märkte durcheinander, als er sagte: "Das derzeitige Zinsniveau der EZB bleibt noch angemessen." Noch, das war's, und schon hüpften Aktienkurse und Anleiherenditen, Devisenkurse und Edelmetallpreise munter hin und her. Kurzum, niemand wusste zunächst so recht, was "noch" zu bedeuten hatte. Am Freitag erwischte es dann die Edelmetallpreise und -aktienkurse, was ich nur als Fortsetzung der im Dezember gestarteten technischen Reaktion interpretiere, auf keinen Fall als Beginn einer längeren Abwärtsbewegung.

Erst am späten Donnerstagnachmittag und am Freitag wurde deutlich: Trichet hatte mit "noch" den Euro gegen den Dollar hochkatapultiert. Das heißt, allein dieses kurze Wort veranlasste die Marktteilnehmer, wieder an den Euro zu glauben. Damit bestätigen sich - unter umgekehrten Vorzeichen - die zuletzt kaum noch zu ignorierenden, nicht gerade schmeichelhaften Aussagen zum Dollar.

Nun sollten Sie in diesem Zusammenhang nicht allein dem Devisenmarkt Ihre Aufmerksamkeit schenken, zumal in den nächsten Jahren neben dem Dollar und vielen weiteren Währungen auch der Euro - trotz des jüngsten kräftigen Anstiegs gegen den Dollar - an Kaufkraft verlieren wird. Viel interessanter ist, dass gewichtige Großanleger mit ihrer neuen Vorliebe für den Euro zum Ausdruck bringen, dass sie demnächst höhere Zinsen im Euro-Raum erwarten, Deutschland inbegriffen. Und zwar vor allem Anleihezinsen, was die Renditen der schon platzierten Anleihen steigen und deren Kurse sinken ließe.

Allianz Global Investors, Fondstochter des Allianz-Konzerns, hat neulich eine Statistik zum Geldvermögen der Deutschen veröffentlicht. Aus ihr lassen sich unter anderem bemerkenswerte Schlüsse ziehen, was - direkte und indirekte - Investitionen deutscher Anleger in Anleihen und sonstige Geldwerte betrifft. Gesamtes Geldvermögen Ende 2010: 4,88 Billionen Euro. Davon entfielen fast 38 Prozent auf kurz- und mittelfristige Sparformen bei Banken und Sparkassen (Tages- und Festgelder, Sparkonten und -briefe), 29 Prozent auf Versicherungen (mit dem Löwenanteil auf Kapitallebensversicherungen), 28 Prozent auf Fonds, Anleihen, Aktien und börsennotierte Beteiligungen, der Rest auf Sonstiges.

Obwohl 2009 ein Krisenjahr war und 2010 eher das Gegenteil, hat sich am Sparverhalten der Deutschen kaum etwas geändert. Das heißt, die Deutschen sind ihren Geldwerten (verschiedene Sparformen, Lebensversicherungen, Fonds mit dem Schwerpunkt Renten- und Geldmarktfonds, Anleihen) treu geblieben. Edelmetalle spielen eine untergeordnete Rolle. Immobilien gehen, abgesehen von Immobilienfonds und -aktien, nicht in die Statistik ein. Ihr grob geschätzter Wert - genaue Daten lassen sich nicht ermitteln - wird von Fachleuten auf einen dem Geldvermögen adäquaten Betrag geschätzt.

Wie sehr deutsche Anleger vom Wohl und Wehe der Banken, Sparkassen und Versicherer abhängen, zeigen einige weiter gehende Überlegungen:

Tages- und Festgelder, die insgesamt einen dicken Brocken bilden, sind zwar durch die verschiedenen Formen der deutschen Einlagensicherung so gut wie unbegrenzt geschützt, aber im Extremfall hilft keine Einlagensicherung, sodass der Staat einspringen muss (wie im Herbst 2008 geschehen, als die Bundesregierung eine Art Garantie abgab). Im Übrigen wird das deutsche Sicherungssystem über kurz oder lang ganz vom europäischen abgelöst, das seit Jahresbeginn für 100.000 Euro pro Person garantiert.




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