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Inflation und Hyperinflation (Teil 1)

22.03.2011  |  Redaktion
Insgesamt betrachtet, haben Staatsbankrotte der Menschheit weniger Schaden verursacht als erst die Möglichkeit staatlicher Kreditaufnahme. R. H. Tawney, Religion and the Rise of Capitalism, 1926

"Regierungen können durch kontinuierliche Inflation geheim und unbeobachtet einen erheblichen Teil des Vermögens ihrer Bürger konfiszieren." John Maynard Keynes, Economic Consequences of Peace

"Arbeitslose Männer nahmen ein, zwei Rucksäcke mit und zogen von Bauer zu Bauer. Sie nahmen sogar den Zug, um an günstige Orte zu kommen, wo sie illegal Lebensmittel beschaffen konnten, um diese anschließend in der Stadt zum Drei- oder Vierfachen des Preises, den sie selbst dafür gezahlt hatten, wieder zu verkauften. Anfänglich waren die Bauern noch glücklich über die großen Mengen Papiergeld, die ihnen da für ihre Eier und ihre Butter ins Haus regneten. [...] Wie sie dann aber mit vollen Brieftaschen in die Stadt kamen, um ihre Besorgungen zu machen, mussten sie zu ihrem Verdruss feststellen, dass die Preise für Sense, Hammer und Kessel, die sie hier kaufen wollten, um das 50-fache gestiegen waren, obgleich sie doch nur den fünffachen Preis für ihre Erzeugnisse verlangt hatten." Stefan Zweig "Die Welt von gestern" 1941

In letzter Zeit bekam ich jede Menge Anfragen zum Thema Inflation und Hyperinflation, vor allem unter der neuen Rubrik "Ask Mauldin" auf meiner Webseite www.johnmauldin.com. Leider gibt es darauf keine kurze und einfache Antwort. Die gute Nachricht ist jedoch, dass es in meinem neuen Buch ein ganzes Kapitel zum Thema Inflation und Hyperinflation gibt. Und da ich gerade unterwegs nach La Jolla bin, gebe ich Ihnen dieses Kapital zu lesen. Der Newsletter für diese Woche wird also etwas lang ausfallen, da er eine Menge Charts enthält. Er wird Ihnen hoffentlich die Lektüre meines Buches schmackhaft machen!

Angemerkt sei noch, dass mein Co-Autor (Jonathon Tepper) und ich bei diesem Thema unterschiedliche Ansichten bezüglich der verschiedenen Länder haben. In manchen Fällen gehen wir davon aus, dass hohe Inflation (oder Schlimmeres) durchaus im Bereich des Möglichen ist. In anderen ist wiederum das Gegenteil der Fall. Es gibt keine Schablone für alle. Natürlich stützen sich unsere Schätzungen ausschließlich auf die uns jetzt bekannten Fakten, und sollten sich diese ändern, wird sich auch unsere Meinung ändern. Als wir dieses Kapitel im letzten Jahr schrieben, war noch nicht klar, dass die Fed 100% der US-Staatsschulden aufkaufen würde.

Aktuell gehen wir davon aus, dass diese Käufe zu Ende gehen werden. Sollte das nicht geschehen, so werden auch die Lektionen dieses Kapitels an Bedeutung gewinnen - mehr als wir das gewünscht hätten. Inflation und Hyperinflation sind Dinge, für die sich Menschen entscheiden. Das bedeutet, dass hier auch Unsicherheit ins Spiel kommt, wo doch die Logik eigentlich keine zulässt. Die einleitenden Worte unten entbehren übrigens nicht einer gewissen Ironie (wir empfehlen NICHT wirklich Inflation als Antwort auf Verschuldung!).

[…]


Inflation und Hyperinflation

Im vorangehenden Kapitel hatten wir die Deflation näher betrachtet. Jetzt werfen wir einen Blick auf das Gegenteil: Inflation und sogar Hyperinflation. Hyperinflation ist ein extremer Fall von Inflation und ein Alptraum für jeden, der sie durchlebt.

Wie wir wissen, ertrinkt die Welt in zu hohen Schulden, und es ist unwahrscheinlich, dass Privathaushalte und Regierungen, ganz gleich wo, diese Schulden zurückzahlen können. In manchen Fällen ist eine Rückzahlung ohnehin unmöglich geworden, in anderen Fällen würde sie den Menschen jahrelange harte Arbeit auf dem Weg zur Schuldenfreiheit aufzwingen. Vielen politischen Entscheidungsträgern scheint Inflation als die vergleichsweise einfachste Lösung zu gelten.

Unternehmen und Haushalte begegnen der Überschuldung normalerweise durch Zahlungsausfall, Staaten begegnen diesem Problem überwiegend durch das "Weg-Inflationieren" exzessiver Schuldstände. Während Schulden fixe Beträge sind, können Preise und Löhne steigen, was wiederum die Gesamtschuldenlast sinken lässt. Normale Menschen können Preise und Löhne nicht durch Inflation steigen lassen, aber Staaten und Regierungen können Inflation herbeiführen, und seit Jahren leisten sie dahingehend ziemlich gute Arbeit. Inflation, Monetisierung von Schulden und Währungsentwertung sind nicht neu. Seit mehreren tausend Jahren werden diese Methoden angewandt, um sich der Schulden zu entledigen. Und sie funktionieren auch recht gut.




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