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Zentralbankpolitik und Goldpreis

04.03.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die entscheidenden Frage für Edelmetallinvestoren ist an dieser Stelle: Wird sich die Ausweitung der Zentralbankbilanzen fortsetzen? Einige Überlegungen scheinen dafür zu sprechen.

(1) Es scheint sich ein öffentlicher Konsens herausgebildet zu haben, dass die weltweite (Über-)Verschuldungskrise nicht in einer großen Rezession enden darf, und um das zu verhindern, werden "ungewöhnliche“ Maßnahmen der Zentralbanken als akzeptabel angesehen - wie vor allem eine Niedrigzinspolitik und das Ausweiten der (Basis-)Geldmengen.

(2) Die Geldpolitiken der Zentralbanken, durch die Zahlungsausfälle von Staats- und Bankschuldnern abgewendet werden sollen, haben das Preisgeschehen auf den Finanzmärkten bereits maßgeblich beeinflusst. Ein abrupter Ausstieg aus dieser Geldpolitik würde vermutlich beträchtliche Marktverwerfungen nach sich ziehen - die wirtschaftspolitisch nicht gewollt sind. Es ist ein folglich großer Anreiz entstanden, die eingeschlagenen Geldpolitiken fortzuführen.

(3) Die "Krisenbekämpfungspolitiken“, allen voran eine unkonventionelle, expansive Geldpolitik, wird vielfach als Heilmittel angesehen, mit dem die Volkswirtschaften zurück auf den Wachstumspfad gebracht werden können: Von niedrigen Zinsen und einem Ausweiten der Geldmenge erhofft man sich höhere Produktion und Beschäftigung.

Vor diesem Hintergrund werden die Zentralbanken vor allem darauf hinwirken müssen, den gesamten volkswirtschaftlichen Bankensektor - bestehend aus Geschäftsbanken und Zentralbank - vor dem Schrumpfen zu bewahren.

Der Grund ist folgender: Die Volkswirtschaften haben sich in den letzten Jahrzehnten an immer mehr Kredit und Geld, bereitgestellt zu immer tieferen Zinsen, "gewöhnt“.

Würde der Zufluss der Liquidität, für den bislang die Zentral- und Geschäftsbanken gesorgt haben, plötzlich (ganz) versiegen, drohen die Konjunkturen in schweres Fahrwasser zu geraten.

Es könnte eine Rezession, vielleicht sogar eine gefürchtete Depression geben - also stark rückläufige Produktion, Preisverfall auf breiter Front, Kreditausfälle und hohe Arbeitslosigkeit.

Damit die Geschäftsbanken weiter neue Kredite vergeben, ermöglichen ihnen die Zentralbanken Zugang zu sehr niedrig verzinslichen Krediten und kaufen ihnen zudem auch Wertpapiere ab.

Im Euroraum hat der EZB-Rat dadurch die gesamte Bilanzsumme des Bankensektors weiter erhöht, vor allem auch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt im Euroraum.

In den Vereinigten Staaten von Amerika hatte die Notenbank hingegen die Bilanzsumme des Bankensektors bisher "nur“ konstant gehalten. Sie ist seit Ende 2008 im Grunde gar nicht mehr weiter angestiegen.

Wenn die Zentralbanken diese Geldpolitik fortsetzen, wäre ein Anwachsen der Zentralbankbilanzen die Folge. Die US-Fed hat bereits angekündigt, die Basisgeldmenge durch Anleihekäufe um 85 Mrd. US-Dollar pro Monat zusätzlich auszudehnen - auf das Jahr 2013 hochgerechnet entspricht das einem Anwachsen der Fed-Bilanzsumme um knapp 36 Prozent!

Das Ausweiten der EZB-Bilanz könnte sogar noch stärker ausfallen - denn der Bankensektor im Euroraum ist weitaus größer und vermutlich auch in weitaus schlechterer finanzieller Verfassung als der amerikanische.

Eine solche Entwicklung würde dem Goldpreis in Euro und US-Dollar gerechnet vermutlich wieder Auftrieb geben; die aktuelle "Lücke“ zwischen Goldpreis und Zentralbankbilanzen erwiese sich dann wohl als vorübergehend.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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