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Der Goldreport: Interview mit Uwe Bergold

08.07.2011  |  Redaktion
Hannes Huster: Sehr geehrter Herr Bergold, unser letztes Interview ist schon eine Weile her und bis vor wenigen Monaten liefen die Minenaktien ganz ordentlich. Seit Anfang April hat sich dies jedoch deutlich verschlechtert. Obwohl der Goldpreis nur einige Prozentpunkte unter dem Allzeithoch notiert und auch Silber mit rund 34 USD je Unze gut bezahlt wird, fallen die Minenaktien seit April deutlich.Wie erklären Sie sich dieses Phänomen und sehen Sie die Minenaktien als Ganzes eher über- oder unterbewertet an?

Uwe Bergold: Die relative Schwäche des Minensektors gegenüber den Edelmetallen läuft nicht erst seit April diesen Jahres, sondern eigentlich bereits seit dem Ende des Jahres 2003. Also fast acht Jahre ist es nun her, dass der HUI-Goldminen-Index (AMEX GOLD BUGS) in Unzen Gold bewertet sein Allzeithoch generiert hat. Das Problem für die Minen sind die Kosten, hauptsächlich verursacht durch steigende Rohstoffpreise. Wenn der Umsatz anhand des steigenden Goldpreises wächst, jedoch die Kosten im selben Umfang zunehmen, verbessert dies - trotz Goldpreisanstieg - nicht die Gewinnsituation der Goldaktien und somit auch nicht deren Kursentwicklung.

Der Kurs einer Aktie stellt fundamental immer das vom Markt bewertete Eigenkapital dar. Und dies steigt nun mal nur, wenn auch der Gewinn steigt. Aktuell haben wir bei den Goldminen, in Bezug auf das Gold-Rohstoffpreis-Verhältnis (Umsatz-Kosten-Verhältnis), eine sehr interessante Situation: Während sich die Edelmetallaktien-Indizes zum Halbjahresende unter dem Hoch aus dem Jahr 2008 befinden, liegt das Gold-Rohstoff-Ratio gleichzeitig knapp 50 Prozent über seinem März 2008-Niveau. Also fundamental betrachtet, sind die Goldminen aktuell ganz klar unterbewertet. Dies zeigt sich auch anhand der Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die bei immer mehr Minen im einstelligen Bereich zu finden sind.


Hannes Huster: Wie Sie, bin auch ich ein großer Anhänger der Minenaktien und sehe derzeit deutlich mehr Chancen als Risiken. Kann es sein, dass sich die Anleger und Investoren immer stärker in den vielen ETF´s, Optionen und Zertifikaten im Rohstoffbereich engagieren und die Minenaktien hier in Vergessenheit geraten? Sehen Sie einen solchen Trend und wenn ja, wird dieser Bestand haben?

Uwe Bergold: Optionen und Zertifikate werden als Anlage meist nur von Kleinanlegern erworben. Grosse Kapitalsammelstellen investieren direkt in die Unternehmen. Auch ETF´s müssen als Fonds mit ihren zu fließenden Geldern als Goldminenkäufer auftreten. Sie bilden ja meist einen Index nach. Besonders bei crashartigen Korrekturen, so wie im Jahr 2008, wird die Panik der Kleinanleger von Großinvestoren ausgenutzt. Hier wechseln dann - direkt (Panikverkäufe) oder indirekt (Verkäufe von mechanisch ausgestoppten Aktien) - die Aktien von den "kleinen zittrigen Hände" in die "großen smarten Hände". Aktuell sehe ich wieder solch eine Entwicklung.


Hannes Huster: Blicken wir auf den AMEX GOLD BUGS Index. Aktuell wird dieser um die Marke von 500 Punkten gehandelt, ein Niveau, das der Index bereits Anfang 2008 bei einem Goldpreis von etwa 1.000 USD erreicht hatte. Heute stehen wir wieder bei 500 Punkten, obwohl Gold 50% höher und Silber 70% höher notiert! Lagen wir mit der verstärkten Anlage in Minenaktien falsch oder kommt unsere Zeit erst noch in der wir mit Minenaktien die Edelmetallpreise outperformen werden?

Uwe Bergold: Neben dem bereits angesprochenen Gold-Rohstoffpreis-Verhältnis, zeigt auch das von Ihnen erwähnte einfachere Gold-Goldminen-Verhältnis eine klare Unterbewertung des Minensektors an. Aufgrund der historischen Erfahrungswerte, erwarte ich für den kommenden Hausse-Impuls eine klare Outperformance der Gold- und Silberminenaktien. Daraus sollte sich für die Edelmetallaktien mindestens ein Hebel von zwei gegenüber der Goldpreisentwicklung ergeben.


Hannes Huster: Bleiben wir noch kurz bei den Minenaktien. In den letzten Monaten fällt auf, dass besonders die politischen Risiken wieder zugenommen haben. Neben Unruhen in einigen der afrikanischen Länder steht auch Peru im Blickfeld. Gibt es für Sie Regionen, in welchen Sie überhaupt nicht investieren würden und welche Länder bevorzugen Sie?

Uwe Bergold: Aufgrund der sich in den nächsten Jahren dramatisch zuspitzenden globalen Inflationsproblematik ("Fehlt das Brot im Haus, kehrt der Frieden aus"), glaube ich, dass es generell überall auf der Welt ("Kein einziges Land hat mehr eine Gold gedeckte Währung") politische Risiken geben wird. Die Geschwindigkeit der politischen Wechsel wird sich in den nächsten Jahren massiv beschleunigen. Deshalb sehe ich als einzigen Schutz vor politischem Risiko die globale Diversifikation.




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