Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Interview mit Asienexperte: Asiatische Märkte und kommende Deflation in China (2/2)

21.02.2014
- Seite 3 -
Daily Bell: Sollte man aktuell in Asien investieren? In China? Wie sollte man das am besten machen?

Jeffrey Tang: China wir derzeit allgemein untergewichtet. Und dieses Mal könnte die Konsensmeinung Recht behalten. Einzelauswahl von Aktien könnte der passende Weg sein. Beim Investieren geht es darum, Kapital in Projekte zu stecken, die nach Möglichkeit Güter und Dienstleistungen hervorbringen. In Asien, und besonders in China, gibt es aktuell eine massive Fehlallokation von Kapital, und das heißt auch, dass es Bereiche mit Investitionsmangel gibt, wo Kapital gewinnbringend investiert werden kann. Man muss bloß sehr vorsichtig sein.


Daily Bell: Wie sieht es mit Rohstoffen aus, Gold und Silber im Besonderen?

Jeffrey Tang: Wenn 1,3 Billionen Chinesen etwas zu kaufen beginnen, dann sollte man kaufen, bevor es einem aus den Fingern fliegt. Das war beim Eisenerz zu beobachten und Immobilien in Vancouver. Wenn die Immobilienpreise einbrechen, wird das chinesische Volk etwas anderes finden müssen. Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: “Wenn die Gesellschaft im Wohlstand lebt, spielt sie mit Antiquitäten. In turbulenten Zeiten schichtet sie Goldbarren auf." Haben Sie in letzter Zeit die Christie-Auktionen in Hongkong verfolgt? Jetzt stellen Sie sich vor, was passiert, wenn die chinesische Liquidität in Gold fließt.


Daily Bell: Hat die chinesische Zentralbank große Mengen Gold und Silber? Warum? Gehören die Metalle der Bank, oder werden sie letztendlich ihren Weg in private Hände finden?

Jeffrey Tang: Ich habe dahingehend noch kein stichhaltiges Wissen. Gerüchten zufolge soll die Chinesische Volksbank irgendwann einmal vor dem Goldpreis-Crash am offenen Markt gekauft haben, die Kurse reagierten so prompt, dass man davon absah. Im Vergleich zu den Devisenreserven hat die Chinesische Volksbank sehr wenig Gold.


Daily Bell: Was raten Sie den Leuten, die ihr Kapital in China und Asien investieren möchten?

Jeffrey Tang: Sektoren, die Dinge herstellen, die Menschen im täglichen Leben benötigen.


Daily Bell: Wollen Sie sich noch zu irgendetwas äußern - optimistisch oder pessimistisch?

Jeffrey Tang: Auf lange Sicht bin ich Optimist. China hat die Chance, diese Restrukturierungen zu überstehen, wenn die richtigen Entscheidungen getroffen und harte Maßnahmen durchgeführt werden. Das wird eine Weile brauchen und es wird auch gute Investitionsgelegenheiten in Asien geben.


Daily Bell: Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.


Daily Bell: Nachbetrachtungen

Jeff Tang scheint Asien tatsächlich zu verstehen. Uns hat zudem gefreut, dass seine Analysen in etwa dem entsprechen, was wir in den vergangenen vier oder fünf Jahren erklärt hatten.

Wir gehörten zu den ersten, die auf Chinas leere Städte aufmerksam machten, auf die irrsinnige Geldschöpfung und die Fehlallokation von Kapital im Allgemeinen - und das zu einer Zeit, als allgemein vom "Chinesischen Wunder" gesprochen wurde. Es herrschte in gewisser Weise die Vorstellung, dass die angeborene Kreativität und der angeborene Fleiß des chinesischen Volkes endlich freigesetzt wurde, als die kommunistische Führung Chinas den “Kapitalismus“ als tragendes Wirtschaftsmodell übernahm.

Uns wurde auch erzählt, dass es in China zu keiner monetären Schmelze kommen werde, weil sich die wirtschaftliche Entwicklung allein auf Industriezonen beschränke; im Fall eines echten Abschwungs hätten somit die ausländischen Unternehmen den größten Schaden.

Wir glaubten nichts von dem. Chinas Entwicklung erfolgte so rabiat wie die des Westens, weil das chinesische System im Grunde auf gewaltiger Währungs-Überschöpfung, aber nicht viel mehr, basierte.

Wie inzwischen allgemein bekannt ist, ist das kapitalistische System des Westens schwer zentralisiert: Wenige Firmen kontrollieren den größten Teil der bedeutenden Wirtschaftssektoren und die wirtschaftliche Entwicklung.

Chinas System ist mit Sicherheit noch gravierender zentralisiert. Der “Wettbewerb", von dem die Beobachter sprechen, ist meist auf den tieferen Ebenen zu finden. Ganz oben aber, wo die entscheidenden Weichen für die Wirtschaft gestellt werden - die finanziellen - operieren nur einige Wenige.

Letztendlich wird China durch eine schreckliche Wirtschaftskrise gehen müssen (die vielleicht schon begonnen hat), auch wenn diese vielleicht nach und nach ins Rollen kommen könnte, und nicht auf einmal zuschlägt. Dahingehend ist das Timing solcher Entwicklungen ziemlich entscheidend, weil wir davon ausgehen, dass die Wall-Street-Party im Westen auf Hochtouren laufen wird, bevor Chinas aktueller Zyklus zusammenbricht. Tatsache ist, dass eine “China-Krise” anfänglich sogar noch mehr Geld in die westlichen (US) Märkte treiben könnte.

Langfristig betrachtet, wird die Deflation der chinesischen Wirtschaft auch das Ende jeglicher globaler “Erholung“ besiegeln. An diesem Punkt könnte schließlich ein verstärkt globalisierter Neuanfang durchgesetzt werden, zu dem dann eine internationale Zentralbank, Währung, etc. zählen.


© Anthony Wile
www.thedailybell.com



Dieser Artikel wurde am 09.02.2014 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.[/i]



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2025.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"