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Antal Fekete über Real Bills, Geldmengentheorie und die New Austrians (Teil 2/2)

03.04.2014
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Antal Fekete: Der Markt für Goldwechsel funktioniert völlig spontan. Der Großhändler liefert dem Einzelhändler Waren und stellt ihm diese über einen Wechsel in Rechnung. Sobald der Letztere diesen indossiert hat, durchläuft dieser Wechsel eine Metamorphose, er wird zu Geld, das der Großhändler zur Wiederauffüllung seiner Bestände benutzen kann. Seine Lieferanten akzeptieren diesen indossierten Wechsel als Zahlungsmittel. Auf diesem Weg wird der Goldwechsel (das Beste gleich nach der Goldmünze) zu Geld - wenn auch nur für kurze Zeit bestehendes (ephemeres) Geld. Es hatte eine bestimmte Lebenszeit von 91 Tagen.

Goldwechsel sind die ertragreichste Anlage, die eine Geschäftsbank haben kann. Die Nachfrage nach ihnen ist buchstäblich unbegrenzt. Sie wird sich nicht allein bei Produzenten von Halbgütern reißender Nachfrage erfreuen, sie werden auch von all jenen nachgefragt, auf die umfangreiche Zahlungen zukommen - wie zum Beispiel Anleiheemittenten kurz vor Fälligkeitsdatum aber auch Immobilienkäufer kurz vor dem Stichtag. Sie würden zu Beispiel in Vorbereitung auf ihre Zahlungsverpflichtungen keine Anleihen akkumulieren. Anleihen sind für diesen Zweck viel zu illiquide.


Daily Bell: Kommen wir noch einmal zurück auf Ihrer Kritik der Geldmengentheorie. Sie ergibt, auf einem vereinfachtem Niveau, sicherlich Sinn: Wenn man zu viel Geld druckt, wertet man auch den Rest ab. Warum ist diese Aussage aber dennoch nicht zutreffend?

Antal Fekete: Man kann so viel Geld drucken wie man möchte, doch sobald es in Umlauf gebracht wird, verliert man die Kontrolle darüber. Geld fließt, wohin es will; mit Sicherheit lässt sich dann nur sagen, dass es nicht bergaufwärts fließen wird. Es wird dorthin fließen, wo es rund geht, wo es Spaß macht. Aktuell verlieren die Leute von der Federal Reserve die Hoffnung nicht, dass ihre frisch gedruckten Federal-Reserve-Notes an den Rohstoff- und Immobilienmarkt fließen werden. Aber da geht eben einfach nichts. Spaß macht es hingegen an den spekulativen Finanzmärkten. Dahin fließt auch das Geld, sehr zur Frustration der Geldmengentheorie und aller, die an sie glauben.


Daily Bell: Sie hatten gesagt, bei Ihrer Theorie ginge es auch um eine Rehabilitierung der Real Bill Doctrine Adam Smiths. Aber was verbindet nun diese Real Bill Doctrine mit der Ablehnung der Geldmengentheorie?

Antal Fekete: Die Real Bill Doctrine ist lebendes Mahnzeichen dafür, dass die Geldmengentheorie falsch ist. Deswegen wird sie auch als Dorn im Auge empfunden. Klar wird das Geldangebot durch das Ziehen von Goldwechseln erhöht, aber eben nicht auf eine Art und Weise, die die Preise steigen lässt.


Daily Bell: Warum mochte Rothbard Adam Smith nicht? Er kritisierte Smith wegen des Titels seines Werkes Wealth of Nations; er meinte, dass Nationen an sich kein Vermögen besitzen könnten - sondern nur Menschen. Ist das eine berechtigte Kritik? Falls ja, bringt der Titel dann nicht schon einen grundlegenden Irrtum von Adam Smiths zum Ausdruck?

Antal Fekete: Nein, bringt er nicht. Der Titel eines Buches muss kurz und prägnant sein (auch wenn der volle Titel der Schrift Adam Smiths‘ nun nicht gerade der Inbegriff von Kürze und Prägnanz ist!); Rothbard hat Recht, wenn er sagt, dass makroökonomische Gesamtmengen wie eine ‘Nation' eben nicht wie Individuen handeln und auch nicht Vermögen besitzen oder dieses verteilen. Das ist schließlich auch das Problem mit der Makroökonomie. “Wealth of Nations” ist aber bildlich gesprochen.


Daily Bell: Sie hatten zuvor auch gesagt: Der Bruderkrieg zwischen der Zeitpräferenz-Schule und der Schule der Zins-Produktivität muss ein Ende finden.“ Können Sie die Unterschiede zwischen diesen beiden Theorien erklären?

Antal Fekete: Die Schule der Zeitpräferenz geht davon aus, dass der Zins wegen unserer angeborenen Präferenz für hier und jetzt verfügbare Güter existiert - gegenüber den später - in gleicher Menge und Qualität - verfügbaren Gütern. Die Schule der Produktivität geht hingegen davon aus, der Zins existiere aufgrund erhöhter Produktivität durch den Einsatz besserer Werkzeuge/ Produktionsmittel. Es ist aber bislang keinem Zinstheoretiker eingefallen, dass vielleicht auch beide Theorien gleichzeitig zutreffen könnten. Diese Unterlassung führte zu einer Stagnation bei der Entwicklung der Zinstheorie, die bis zum heutigen Tag zu den rückständigsten Gebieten der Ökonomie zählt.


Daily Bell: Ich zitiere Sie erneut: “Unter Benutzung Mengers Idee des Brief/Geld-Spreads lassen sich diese beiden Theorien in eine glückliche Synthese überführen. So wie auch der Preis von Gütern nicht monolithisch ist, sondern sich in Brief- und Geldkurse aufsplitten lässt, so ist auch der Zinssatz nicht monolithisch - er lässt aber in Mindestzinssätze und Spitzenzinssätze (floor and ceiling rates) aufspalten. Diese beiden müssen separat behandelt werden. Der Spitzensatz lässt sich in Hinblick auf die Grenzproduktivität verstehen; der Mindestsatz in Hinblick auf die marginale Zeitpräferenz.“

Ist das nicht ein bisschen zu komplex für die meisten Menschen; und ist das nicht vielleicht auch der Grund, warum die "Geldmengentheorie" in der Öffentlichkeit breiten Zuspruch findet?

Antal Fekete: Auch die spezielle Relativitätstheorie ist "ein bisschen komplex", trotzdem muss man sie beherrschen, wenn man das physikalische Verhalten von Teilchen verstehen möchte, die fast so schnell wie das Licht reisen. Es war schließlich nicht der öffentliche Zuspruch, der die spezielle Relativitätstheorie bestätigte.

Das Problem ist, dass der Zinssatz nie richtig definiert wurde. Die richtige Definition ist folgende: Der Zinssatz ist jener Satz, bei dem der Strom aus Zinszahlungen plus Abfindungszahlungen, der (festgelegte) Nennwert bei Fälligkeit, den Marktwert der Anleihe amortisieren. Wenn man das erstmal akzeptiert, erkennt man, dass es zwei Zinssätze geben muss - einer, der mit dem Briefkurs einer Anleihe zu tun hat und ein anderer, der mit dem Geldkurs einer Anleihe zu tun hat.




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