Antal Fekete über Real Bills, Geldmengentheorie und die New Austrians (Teil 2/2)
03.04.2014

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Daily Bell: Was gibt es Neues von Ihrer New Austrian School of Economics zu berichten? Erklären Sie bitte auch ganz allgemein die wesentlichen Unterschiede zwischen ihrer Schule und Mises. Sie scheinen Menger mehr zu bewundern als Mises. Antal Fekete: Ich bewundere Mises, so lange er nicht von Menger abweicht. Und immer wenn er von ihm abweicht, habe ich das Gefühl, Mises kritisieren zu müssen. Für die "Österreicher” post-Mises ist jede Kritik an Mises ein Sakrileg. Das ist es aber nicht. In der Wissenschaft gibt es keine Offenbarung. Es ist viel mehr die Diskussion, die Debatte, aus der die Wahrheit in ihrer Waffenrüstung und in der Fülle der Zeit entspringt.
Erst diesen Monat, im Oktober 2013, veranstaltete die New Austrian School of Economics ein Seminar im Britischen Museum in London in einem Raum, in dem nur noch Stehplätze blieben, wo die das ökonomische Manifest der New Austrians formell angenommen wurde. Es geht auch auf sechs wesentlichen Punkte ein, indem sich die beiden Schulen nicht einigen können - bei allen geht es um die Ablehnung Mengers oder aber Adams Smiths seitens der “Post-Mises-Österreicher“. Wenn Sie wollen können Sie es auf meiner Webseite nachlesen, um besseres Verständnis für diese Differenzen zu bekommen.
Daily Bell: Werden Sie noch mehr Material zu ihrer Theorie der ökonomischen Schwingungen (Oszillation) und Resonanz veröffentlichen? Wie wäre es mit einer Geschichte der Real Bills?
Antal Fekete: Die Geschichte der Goldwechsel ist in der Literatur schon hinreichend berücksichtigt. Ich arbeite gerade an einer Abhandlung über den “Aufstieg und Untergang des Kredits“ (the Rise and Fall of Credit), die nächstes Jahr in Deutsch erscheinen soll; in ihr werde ich die Theorie der ökonomischen Schwingungen und Resonanz in aller Ausführlichkeit behandeln.
Daily Bell: Arbeiten Sie gerade an einem Waffenstillstand mit dem “Miseanern“ oder wird Kalte Krieg weitergehen? Sie hatten die heftigen Auseinandersetzungen “eine tragische Verschwendung von Talent“ genannt. Status quo?
Antal Fekete: Das meine ich wortwörtlich. Es sollte Dialog anstatt heftiger Auseinandersetzungen geben. Einen Dialog!, und nicht etwa einen Dialog mittelalterlicher Theologen über die Frage, wie viele Engel gleichzeitig auf einer Nadelspitze tanzen können. Unser Dialog würde sich um etwas drehen, das für die Zukunft von uns allen und die unserer Kinder und Enkel von allerentscheidendster Bedeutung ist.
Daily Bell: Danke für dieses Interview.
Antal Fekete: Vielen Dank für diese prüfenden und scharfsinnigen Fragen.
Nachbetrachtungen - Daily Bell
Nach jahrelangen Versuchen ist es uns endlich gelungen, von Dr. Fekete etwas klarere und populärwissenschaftlichere Aussagen zu bekommen - hinsichtlich der Differenzen zwischen seinen Vorstellungen über die Österreichische Wirtschaftsschule und denen der Vertreter einer Richtung, die wir mangels besserer Begriffe, als die Schule Mises/ Rothbards bezeichnen würden.
Unserer Ansicht kommen die Vorbehalte Dr. Feketes in diesem Interview und im Manifesto besser als jemals zuvor zum Ausdruck, weshalb wir sie in ihrer Gesamtheit hier nicht noch einmal zusammenfassen wollen. In zwei Bereichen gibt es offenbar schwere Gegensätze - beim Thema Goldwechsel (real bills) und hinsichtlich der Geldmengentheorie. Dr. Feketes Standpunkt ist, dass Goldwechsel nicht inflationär sind und die Geldmengentheorie unzulänglich ist, weil sie nicht hinreichend den Zins berücksichtigt.
Für eine ökonomische Gesamtbetrachtung sei die Geldmengenanalyse, so glaubt er, aufgrund des umzureichenden Instrumentariums nicht hinreichend. Im Grunde scheint Dr. Fekete aber vorzuschlagen, dass das Konzept des Grenznutzens auf Zinssätze als auch auf die Geldmenge zutrifft. Das scheint uns ein plausibler Punkt zu sein, und allem Anschein nach auch einer, der von bedeutenden Freimarkt-Ökonomen vor Mises vertreten wurde. Aus Dr. Feketes Sicht scheint Mises nicht ausführlich genug auf diesen Punkt einzugehen.
Hinter Dr. Feketes Kritik steckt die Vorstellung: Wenn die Theorie zur freien Marktwirtschaft in wichtigen Punkten immer noch Lücken aufweist, so ist auch die geschichtliche Untersuchung von bedeutenden Ereignissen, vergangene wie aktuelle, unzureichend. So glaubt Fekete beispielsweise, dass die Große Depression zum großen Teil durch das Ende der Goldwechsel verursacht wurde, während viele “österreichische" Ökonomen die Große Depression dahingehend erklären würden, dass sie durch verschiedenste geldpolitische Eingriffe, so auch die Entfaltung aufsichtsbehördlicher Bestrebungen, Goldkonfiszierungen etc. verursacht wurde.
Dr. Fekete würde mit Sicherheit so argumentieren: Je mehr sich die Menschen in ökonomischen Fragen auskennen, desto besser werden sie auch in der Gestaltung besserer Gesellschaften. Und wir würden sicherlich mit Dr. Fekete auch dahingehend übereinstimmen, dass alle menschlichen Wissensinstitutionen unvollkommen sind – was auch für die Österreichische Schule gilt. Wir danken Dr. Fekete für seine Zeit und Geduld, dass er uns einmal mehr seine Theorien ausführte und sein Manifest vorstellte, das mit Sicherheit zum Nachdenken anregt.
© Antony Wile
www.thedailybell.com
Dieser Artikel wurde am 27. Oktober 2013 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.