Japanische Zinsverhältnisse in Sichtweite
26.05.2014 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Der EZB-Rat will die Eurozinsen noch weiter absenken. Euro-Sparern drohen japanische Zinsverhältnisse. Es ist Zeit, Gold zu kaufen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet die Finanzmärkte auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik vor. Wie das geschehen kann, und welche Folgen das für Sparen und Investieren hat, das soll nachstehend besprochen werden.
Auf dem EZB-Ratstreffen am 5. Juni 214 könnte der Euro-Leitzins gesenkt werden - von derzeit 0,25 Prozent auf möglicherweise 0,15 Prozent oder auf eine "Bandbreite" von null bis 0,25 Prozent.
Viele Ökonomen würden das begrüßen. Sie meinen, dass niedrige Zinsen die Wirtschaft beleben und Produktion und Beschäftigung erhöhen. Auch würden niedrige Zinsen die Aufwertung des Euro-Wechselkurses stoppen.
Dadurch würde die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Güter, die Euro-Unternehmen international anbieten, erhöht, und folglich wird Wachstum und Beschäftigung im Euroraum gefördert.
Doch die negativen Wirkungen, für die ein Absenken der Leitzinsen sorgt, sollten an dieser Stelle keineswegs ausgeblendet werden. Einige davon sollen kurz genannt werden.
Tiefe Zinsen reißen Lücken in die Altersvorsorge. Lebensversicherungsunternehmen geraten in eine zusehends schwierige Lage, wenn der Zins herabgedrückt wird: Sie können keine angemessene Rendite mehr verdienen.
Die barwertigen Pensionsverpflichtungen der Unternehmen steigen an, und das schmälert das Eigenkapital der Firmen. Und weil die Inflation bereits vielfach höher ist als der Zins, werden Ersparnisse noch stärker entwertet.
Niedrige Zinsen provozieren zudem wirtschaftliche Fehlentwicklungen. Sie verleiten Unternehmen zu "Flop"-Investitionen. Spekulationsblasen entstehen auf den Finanzmärkten, die platzen und für schwere Schäden sorgen.
Negativer Einlagenzins
Dessen ungeachtet denkt der EZB-Rat über einen negativen Einlagenzins für "Überschussguthaben" der Banken nach; von -0,1 Prozent war bereits zu lesen.
Ein Strafzins, so hofft man, würde die Banken veranlassen, neue Kredite zu vergeben und/oder Wertpapiere zu kaufen und so neues Geld zu schaffen. Doch ein negativer Einlagenzins bringt eine Reihe von heiklen Problemen.
Erstens: Ein negativer Einlagenzins reduziert die Gewinne der Banken, aus denen sie Eigenkapital bilden können. Da die Eigenkapitaldecke der Banken dünn ist, müssen die Steuerzahler verstärkt zur Kasse gebeten werden und/oder muss die EZB mehr Geld "aus dem Nichts" in Umlauf bringen, sollten strauchelnde Banken mit neuem Eigenkapital aufzupolstern sein.
Zweitens: Ein negativer Einlagenzins erhöht den Anreiz für Banken, in relativ "risikoarme" Wertpapiere zu investieren. Banken werden so ermutigt, Staatsschulden zu monetisieren - etwas, das mit Fug und Recht als Inflationspolitik bezeichnet werden darf.
Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet die Finanzmärkte auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik vor. Wie das geschehen kann, und welche Folgen das für Sparen und Investieren hat, das soll nachstehend besprochen werden.
Leitzinsen (in Prozent)
Quelle: Thomson Financial
Auf dem EZB-Ratstreffen am 5. Juni 214 könnte der Euro-Leitzins gesenkt werden - von derzeit 0,25 Prozent auf möglicherweise 0,15 Prozent oder auf eine "Bandbreite" von null bis 0,25 Prozent.
Viele Ökonomen würden das begrüßen. Sie meinen, dass niedrige Zinsen die Wirtschaft beleben und Produktion und Beschäftigung erhöhen. Auch würden niedrige Zinsen die Aufwertung des Euro-Wechselkurses stoppen.
Dadurch würde die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Güter, die Euro-Unternehmen international anbieten, erhöht, und folglich wird Wachstum und Beschäftigung im Euroraum gefördert.
Doch die negativen Wirkungen, für die ein Absenken der Leitzinsen sorgt, sollten an dieser Stelle keineswegs ausgeblendet werden. Einige davon sollen kurz genannt werden.
Tiefe Zinsen reißen Lücken in die Altersvorsorge. Lebensversicherungsunternehmen geraten in eine zusehends schwierige Lage, wenn der Zins herabgedrückt wird: Sie können keine angemessene Rendite mehr verdienen.
Die barwertigen Pensionsverpflichtungen der Unternehmen steigen an, und das schmälert das Eigenkapital der Firmen. Und weil die Inflation bereits vielfach höher ist als der Zins, werden Ersparnisse noch stärker entwertet.
Niedrige Zinsen provozieren zudem wirtschaftliche Fehlentwicklungen. Sie verleiten Unternehmen zu "Flop"-Investitionen. Spekulationsblasen entstehen auf den Finanzmärkten, die platzen und für schwere Schäden sorgen.
Negativer Einlagenzins
Dessen ungeachtet denkt der EZB-Rat über einen negativen Einlagenzins für "Überschussguthaben" der Banken nach; von -0,1 Prozent war bereits zu lesen.
Ein Strafzins, so hofft man, würde die Banken veranlassen, neue Kredite zu vergeben und/oder Wertpapiere zu kaufen und so neues Geld zu schaffen. Doch ein negativer Einlagenzins bringt eine Reihe von heiklen Problemen.
Erstens: Ein negativer Einlagenzins reduziert die Gewinne der Banken, aus denen sie Eigenkapital bilden können. Da die Eigenkapitaldecke der Banken dünn ist, müssen die Steuerzahler verstärkt zur Kasse gebeten werden und/oder muss die EZB mehr Geld "aus dem Nichts" in Umlauf bringen, sollten strauchelnde Banken mit neuem Eigenkapital aufzupolstern sein.
Zweitens: Ein negativer Einlagenzins erhöht den Anreiz für Banken, in relativ "risikoarme" Wertpapiere zu investieren. Banken werden so ermutigt, Staatsschulden zu monetisieren - etwas, das mit Fug und Recht als Inflationspolitik bezeichnet werden darf.