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Der Einfluss des Gold-ETF

22.02.2006  |  Adam Hamilton
Der 18. November 2004 war der erste Handelstag für den ersten Gold-Exchange-Traded-Fund in den USA. Bekannt als GLD bot dieser Fonds den amerikanischen Aktien-Investoren die Möglichkeit, eine aktienähnliche Position zu halten, die dem Goldpreis folgen sollte.

Wenn sie mit der Welt des Goldes vertraut sind werden sie sich an die enormen Diskussionen erinnern, die die Einführung dieses ETF ausgelöst hat. Manche waren überzeugt dass dieser Gold-ETF den Goldmarkt einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen würde. Andere gingen davon aus, dass es sich um eine Art trojanisches Pferd handelte, mit dem einzigen Zweck, den Goldpreis zu drücken und Kapital weg von physischem Gold, hin zu einem weiteren Zertifikat zu bewegen. Der GLD spaltete den Goldmarkt wie nur wenige andere Ereignisse es geschafft hatten, und besonders intelligente Gold-Fanatiker vertraten beide Seiten in der laufenden Debatte.

Es ist wirklich wichtig, diesen Hintergrund des GLD und die damit verbundene Debatte zu verstehen um die richtige Perspektive zu bekommen. Wenn sie unseren Zeal Newsletter abonnieren, können sie mit Hilfe der Informationen auf Seite 8 auf unser Archiv zugreifen um vergangene Berichte zu lesen. Der Newsletter vom Dezember 2004, veröffentlicht weniger als 2 Wochen nach der Einführung des GLD, untersucht den Mechanismus und die Implikationen dieses Fonds sehr detailliert und genau.

Heute, fast 15 Monate später, ist die starke Kontroverse rund um den GLD großteils vergessen. Der GLD wird mehr und mehr akzeptiert und seine Gegner sprechen in Gold-Foren davon, dass sie ihn verwenden um Kapital zwischen den Käufen von Goldaktien anzulegen. Moderatoren von TV-Sendungen über Finanzmärkte erwähnen den GLD manchmal als eine einfache Möglichkeit für Mainstream-Anleger, sich im Goldmarkt zu engagieren.

Ich habe den GLD seit seiner Einführung sehr genau verfolgt und seine Performance relativ zu Gold technisch analysiert. Man kann dies aus mehreren Perspektiven betrachten. Stehen die Basiswerte des GLD in direkter Relation zum Goldpreis? Gibt es ein typisches Muster für die Reaktion des GLD-Handelsvolumens auf den Goldpreis? Und spiegelt der GLD tatsächlich den zu Grunde liegenden Goldpreis wider?

Nachdem der GLD nun erstmals für ein ganzes Kalenderjahr gehandelt wurde, denke ich wir haben jetzt genug Informationen um einige erste technische Analysen seiner Entwicklung und seines Einflusses anzustellen. Mit der Konsolidierung des Goldpreises im ersten Halbjahr, und seinem größten Aufschwung im zweiten Halbjahr, sind die Daten von 2005 ein sehr gutes Beispiel um den GLD zu bewerten.

Wir beginnen mit der Untersuchung der Goldreserven, die dem GLD zu Grunde liegen, für den Zeitraum seit der Einführung des GLD. Diese Daten bezüglich der Reserven wurden zur Verfügung gestellt von GLD. Die Goldreserven des GLD, aufbewahrt in London, werden in metrischen Tonnen und zum jeweiligen Marktpreis von Gold erfasst. Der folgende, erste Chart ist für mich der faszinierendste dieser drei Charts, da er zeigt, wie der GLD ETF stieg und stieg, sogar zu der Zeit, als Gold für fast 10 Monate keine großen Kursänderungen erlebte. Eine derartige Entwicklung hatte ich wirklich nicht erwartet.

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Vor der Einführung des GLD hatten viele seiner Befürworter, wie auch ich, durch den Fond eine deutliche Steigerung der Volatilität von Gold erwartet. Je breiter das Feld von Investoren und Spekulanten mit einfachem Zugang zu Gold, desto mehr Kapital kann seinen Preis beeinflussen. Ich sah den GLD als ein zweischneidiges Schwert, da er Anlagekapital anzieht, wodurch sowohl Kursanstiege als auch Korrekturen viel stärker und schneller ausfallen würden. Bis jetzt war dies allerdings nicht der Fall.

Im ersten Halbjahr 2005 war die Stimmung im Goldmarkt ziemlich gedrückt. Der Goldpreis erreichte Ende 2004 für kurze Zeit die $450-Marke, kurz nach der Einführung des GLD-ETF, was wohl auch zu diesem Anstieg beigetragen hatte, und fiel dann für einige Monate unter diese Marke zurück. Es folgte ein stärkerer Anstieg im Februar und März, gleich darauf kam aber die nächste Korrektur und es gab einige weitere kurze Anstiege in den Monaten danach. Gold zeigte also keine aufregende Performance und fiel immer wieder zurück auf seine 200-Tages-Linie.

Erstaunlich ist, dass die Gold-Holdings des GLD den fünf starken Korrekturen des Goldpreises im letzten Jahr nicht folgten. Sogar als Gold seine Tiefpunkte erreichte blieben die GLD-Bestände stabil und hielten ihren Wert. Ich hatte eine ganz andere Entwicklung erwartet und damit gerechnet dass die Kursverluste von Gold zu so vielen GLD-Verkäufen führen würden, dass einige der Goldreserven des ETF verkauft werden müssten um den Preis des GLD auf dem Niveau des Goldpreises zu halten. Dies ist also eine viel versprechende Entwicklung aber es erfordert ein bisschen Theorie um das ganze zu verstehen.

ETFs sind darauf ausgelegt, dem Preis ihrer zu Grunde liegenden Anlagen zu folgen und das ist keinesfalls ein leichtes Unterfangen. Gold, in diesem Fall der zu Grunde liegende Rohstoff, hat sein eigenes Angebot- und Nachfrage-Profil, vollkommen unabhängig von jenem des GLD. Die einzige Möglichkeit um zu erreichen, dass der GLD dem Goldpreis folgt, ist eine aktive Verbindung des Fonds zu physischem Gold, um die unterschiedlichen Entwicklungen von Angebot und Nachfrage zwischen Gold und GLD auszugleichen.

Im GLD können Angebot und Nachfrage durch die Ausweitung oder Verringerung seiner Gold-Holdings ausgeglichen werden. Je nachdem, in welchem Szenario wir uns befinden, werden Angebot und Nachfrage vom GLD zu Gold verschoben oder umgekehrt, wenn Gold aus dem Fonds verkauft wird bzw. vom Fond gekauft wird um den GLD eng an den Goldpreis zu binden. Dies erfolgt durch den Kauf oder Verkauf von so genannten "Gold-Baskets" auf dem Kassamarkt. Jeder dieser Gold-Baskets repräsentiert 10.000 Unzen physisches Gold und 10.000 GLD-Anteile, da der GLD dem Preis für 1/10-Unze Gold folgen soll.

Es gilt zwei grundsätzliche Szenarien in Betracht zu ziehen, entweder eine höhere Nachfrage nach dem GLD als nach Gold, oder höheres Angebot von GLD-Anteilen als von Gold. Im ersten Fall bekommen die amerikanischen Aktien-Anleger Interesse am GLD und steigern seinen Preis. Der Fond beginnt also zu steigen, aber Gold wird diesem Anstieg möglicherweise nicht folgen, wenn es nicht gleichzeitig eine steigende Nachfrage nach physischem Gold gibt. Der Preis des GLD im Vergleich zu Gold wird bald zu hoch und koppelt sich von Gold ab. Der ETF muss die Nachfrage hin zu physischem Gold verschieben um die Preise wieder auszugleichen und dem Goldpreis folgen zu können.

Um dies zu erreichen werden neue GLD-Anteile emittiert um die zu hohe Nachfrage zu decken und die Preise zu stabilisieren. Mit dem Kapital, das der Verkauf dieser neuen GLD-Anteile bringt, werden Gold-Baskets von jeweils 10.000 Unzen auf dem physischen Goldmarkt gekauft und in London eingelagert. Dieser Vorgang verringert die Nachfrage nach GLD-Anteilen und erhöht gleichzeitig jene nach physischem Gold, da das neu akquirierte Kapital verwendet wird um physisches Gold zu kaufen.

Wenn man die letzen paar Monate im obigen Chart betrachtet, ist genau das passiert und dies trug auch zum eindrucksvollsten Aufschwung in diesem aktuellen Gold-Bullenmarkt bei. Sobald Gold die 500 US$ Marke durchbrochen hatte, wurden die amerikanischen Aktien-Investoren natürlich aufmerksam und brachten soviel Kapital in den GLD, dass er viel schneller zu steigen begann als Gold, und der ETF lief Gefahr, sich von Gold abzukoppeln. Es mussten mehr Anteile emittiert werden um den GLD an den Goldpreis zu binden und dieses Kapital wurde verwendet um physisches Gold zu kaufen und die Gold-Holdings in London stiegen drastisch an.




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