""Vollgeld" geht in die völlig falsche Richtung"
11.12.2014 | Redaktion

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Goldseiten: Das klingt in der Tat sehr ablehnend … Dr. Thorsten Polleit: Ich begrüße alle Vorschläge, die sich mit dem aktuellen "Geldproblem" befassen. Aber ich bin auch bestrebt, die Vorschläge zu prüfen, unvoreingenommen zu prüfen, ob sie tatsächlich zu einer Verbesserung der aktuellen führen. Die Befürworter argumentieren vielmehr wie folgt: "Lasst und den Sozialismus-Kommunismus einführen, damit wir den Sozialismus-Kommunismus abschaffen." Sie sehen: Die Idee es Vollgeldes ist nicht nur falsch, sie ist auch ganz besonders gefährlich.
Goldseiten: Was ist ihr Vorschlag?
Dr. Thorsten Polleit: Um "gutes Geld" zu bekommen, muss die Geldproduktion privatisiert, muss das Geld in den Währungswettbewerb entlassen werden. Was meine ich damit? Nicht mehr der Staat und seine Zentralbank befinden über das Geld, sondern diese Aufgabe übernimmt der freie Markt. Bekanntlich bringt der marktwirtschaftliche Wettbewerb die besten Problemlösungen hervor. Und genauso wie der Wettbewerb im Markt für Bücher, Turnschuhe und Buntstifte bestens funktioniert, funktioniert der freie Markt für Geld bestens. Jeder Geldnachfrager hat die freie Wahl, das Medium zu wählen, das aus seiner Sicht das beste Geld ist. Niemand würde "schlechtes Geld" nachfragen. Alle würden "gutes" Geld nachfragen: ein Geld, das beispielsweise knapp ist, das nicht beliebig vermehrbar ist, das teilbar ist, das haltbar ist, das transportabel ist, das allgemein wertgeschätzt wird. Mit anderen Worten: Was sich als Geld etabliert, würden allein die Geldnachfrager bestimmen.
Goldseiten: Aber dann könnte man ja keine Geldpolitik mehr betreiben. Man könnte beispielsweise bei Konjunkturschwächen nicht mehr gegensteuern …
Dr. Thorsten Polleit: Das ist genau das Ziel des Währungswettbewerbs. Die Zentralmacht über das Geld und damit der Missbrauch mit dem Geld sollen abgeschafft werden. Die Wirtschaftsstörungen, die heute die Volkswirtschaften plagen, sind nicht etwa natürlich. Sie sind das Resultat der staatlichen Zwangsgeldordnung.
Goldseiten: Ein Übergang vom aktuellen Geldsystem in einen Währungswettbewerb wäre dann erforderlich. Wie könnte das ablaufen?
Dr. Thorsten Polleit: In meinem Buch, das ich zusammen mit Dr. Michael von Prollius verfasst habe, wird diese Frage ausführlich behandelt. Es stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Eine ist, wie von Ludwig von Mises und Murray N. Rothbard vorgeschlagen haben: Die ausstehenden ungedeckten Papiergeldmengen werden durch die vorhandenen Goldvorräte der Notenbanken gedeckt. Dadurch wird der Totalverlust des Geldwertes verhindert. Die Zahlkraftgesetze werden abgeschafft, Ein freier Währungswettbewerb wird zugelassen. Giroguthaben müssen mit einer 100 prozentigen Reserve hinterlegt werden. Notenbanken werden überflüssig und können abgeschafft werden.
Goldseiten: Das klingt radikal …
Dr. Thorsten Polleit: Das ist es nicht. Radikal ist das Festhalten am staatlichen Zwangsgeld. Sehen Sie: Wenn es nicht gelingt, das staatliche Zwangsgeldsystem zu beenden, endet der Weg in einer sozialistischen Staats- und Befehlswirtschaft, die Unfreiheit und Elend bringt.
Goldseiten: Sehen Sie denn wirklich eine Möglichkeit, dass das Geld privatisiert werden könnte?
Dr. Thorsten Polleit: Ja, aber ganz sicher doch. Und zwar deshalb, weil das marktwirtschaftliche Geld die beste Lösung ist, und bessere Lösungen setzen sich früher oder später durch. Vielleicht fehlt aktuell noch die Vorstellungskraft. Viele Menschen konnten sich wenige Tage vor dem Fall der Berliner Mauer noch nicht vorstellen, dass sie fallen würde. Diese Analogie ist übrigens sehr passend: Genau wie die DDR ist auch das staatliche Zwangsgeldsystem eine planwirtschaftliche Apparatur, die nicht dauerhaft sein kann.
Goldseiten: Wie ist ihre Meinung zu Gold?
Dr. Thorsten Polleit: Gold ist - soweit ich es übersehe - das perfekte Geld. Es hat alle Eigenschaften, die gutes Geld haben muss: Es ist knapp, es ist homogen, es ist lagerfähig, prägbar, teilbar und haltbar, es wird international gewertschätzt. Es ist das perfekte "Grundgeld". Neben diesem Gold-Grundgeld können natürlich noch andere Tauschmittel existieren - wie zum Beispiel Silber und Bitcoin. Aber, wie gesagt, der "Nagel in der Wand“ wäre Gold, weil es perfektes Geld ist. Und ich denke, so wird es kommen: Das ungedeckte Papiergeld wird untergehen, wird wertlos werden, und Gold wird die Rolle des ultimative Zahlungsmittel übernehmen. Vielleicht schneller, als es viele Menschen derzeit erwarten.
Dr. Thorsten Polleit, Chefökonom der Degussa und Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth. Er ist zudem Präsident des Ludwig von Mises Institut Deutschland (www.misesde.org). Besuchen Sie die Website von Thorsten Polleit: www.thorsten-polleit.com.
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