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Jim Rogers: "Die Finanzkrise 2016 wird uns viel härter treffen, als die letzte"

27.01.2016  |  James West
Jim Rogers, der Vorsitzende von Rogers Holdings und Autor zahlreicher Bestseller im Bereich der Geschäfts- und Reiseliteratur, setzt beim S&P 500 und beim Dow Jones Industrial Average auf fallende Kurse, da die Finanzkrise im Jahr 2016 noch viel heftiger wird, als die von 2008.

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James West: Jim, sind Sie ebenfalls der Ansicht, dass der Einbruch um etwa 8% an den globalen Märkten seit dem Beginn dieses Jahres ein Vorbote für die Fortsetzung der Finanzkrise ist, die 2008 begonnen hat?

Jim Rogers: Ja, ich weiß, dass es so ist. Ich habe daran keinerlei Zweifel. China konnte die Weltwirtschaft eine Zeit lang stützen, indem es Geld druckte und die Zinsen senkte, doch das wird nun ein Ende haben, denn mittlerweile gibt es auch in China Anzeichen für einen Konjunkturrückgang. Die Leute denken oft, China wäre Schuld an dieser ganzen Misere, dabei ist das Land nur ein Opfer der Entwicklungen, wie der Rest von uns. Wir leiden alle darunter, James, auch die US-Bürger. Unsere Zentralbank ist eine einzige Katastrophe.


Ed Milewski : Welche Auswirkungen wird all das Ihrer Meinung nach auf die Anleihemärkte haben? Denken Sie, dass sich die Situation dort deutlich verschlechtern könnte, wenn das Vertrauen in die führenden Währungen aufgrund der steigenden Volatilität zu schwinden beginnt? Und rechnen Sie damit, dass die Investoren dann auf der Suche nach Sicherheit ihr Kapital vermehrt in US-Dollar anlegen werden?

Jim Rogers: Nun, ich weiß, dass die Hausse am Anleihemarkt sich ihrem Ende nähert. Ich gehe davon aus, dass es dann schwierig wird an den Märkten. Es wird auf jeden Fall abwärts gehen, um wie viel Prozent auch immer - 13%, 17%, wer weiß das schon. Die US-Notenbank Fed wird panisch werden und wie Sie wissen sitzen dort nur Bürokraten und Akademiker, keine besonders schlauen Leute. Sie werden in Panik verfallen und die Zinsen senken oder noch mehr Geld drucken. Sie werden auf jeden Fall versuchen, den Anleihemarkt zu retten und dieser wird wieder steigen, aber wahrscheinlich zum letzten Mal.

Auch für die Aktien wird es noch einmal aufwärts gehen, aber wahrscheinlich ebenfalls zum letzten Mal. Und dann Ed, dann wird es bei den Anleihen wieder zu einer Baisse kommen und nach dem Winterschlaf der letzten 35 oder 36 Jahre werden wir aufwachen und einen hohen Preis zahlen müssen. Die nächste Krise wird uns viel härter treffen, als die von 2008, weil die Schulden mittlerweile viel, viel höher sind.

Erinnern Sie sich an das Verschwinden von Lehman Brothers? Die Bank war seit den 1850er Jahren im Geschäft. Bear Stearns gibt es auch schon seit den 1920ern.


Ed Milewski : Jim, in früheren Interviews haben Sie gesagt, dass Sie mit einem weiteren Rückgang des Goldpreises bis auf etwa 900 oder 925 US-Dollar rechnen. Denken Sie angesichts der Entwicklung des Goldkurses in den letzten Quartalen, dass ein Boden gebildet wurde, oder erwarten Sie noch immer einen Einbruch auf 900 Dollar?

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Jim Rogers denkt, dass der Goldkurs den Boden bei etwa 900 USD bilden wird, bevor er auf neue Rekordwerte steigt. Der Silberkurs wird dieser Entwicklung folgen.

Jim Rogers: Nunja ... ich möchte Sie daran erinnern, dass ich wahnsinnig schlecht darin bin, den Zeitpunkt solcher Wendepunkte vorherzusagen. Auf kurzfristiger Basis bin ich der schlechteste Trader der Welt. Mir eine solche Frage zu stellen ist also Zeitverschwendung. Ich denke nicht, dass die Talsohle schon erreicht ist, ich gehe immer noch davon aus, dass der Kurs auf unter 1.000 USD fällt. Wer weiß, wann es soweit sein wird. Ich hoffe nur, dass ich dann clever genug bin, große Mengen Gold zu kaufen. Am Ende wird der Goldkurs eine Blase bilden und dramatisch in die Höhe schießen. Ich weiß nur nicht, wann. Aber im Moment kaufe ich noch kein Gold.

Wenn die Turbulenzen sich ausweiten erwarte ich, dass mehr Anleger zunächst den Schutz des US-Dollar suchen werden, weil sie denken, die amerikanische Währung sei ein sicherer Hafen. Ich besitze viele Dollars, doch wie Sie wissen, bieten sie keine Sicherheit. Die Leute glauben das aber. Der Dollar wird also steigen, überbewertet werden und möglicherweise ebenfalls eine Blase bilden.

Währenddessen wird Gold Verluste verzeichnen, denn der Kurs des Edelmetalls sinkt oft - nicht immer - wenn der Dollar einen Aufschwung erlebt. Zu diesem Zeitpunkt werde ich meine Dollarreserven dann verkaufen und in etwas anderes investieren, vielleicht Gold. Wenn dieses Szenario eintritt, d. h. wenn der Dollar zu hoch bewertet wird und Gold inmitten der Panik einbricht, dann werde ich hoffentlich so schlau sein, Gold oder den Renminbi zu kaufen, oder was auch immer dann die beste Option ist.


James West: Sie wohnen ja in der Nähe von China und ich lese schon seit vergangenem Juli, dass China jeden Monat US-Staatsanleihen in Höhe von bis zu 100 Milliarden Dollar verkauft und gleichzeitig große Mengen an Gold erwirbt, um seine Reserven aufzustocken. Können Sie das von Singapur aus mitverfolgen?

Jim Rogers: Ich habe das auch gelesen, aber ich weiß nicht, ob es wahr ist. Ich bin mir nicht sicher, ob sie die US-Anleihen verkaufen oder einfach auslaufen lassen. Ich habe allerdings von verschiedenen Leuten gehört, dass sich die chinesischen Devisenreserven verringert haben. Zum Teil liegt das aber daran, dass ein großer Teil dieser Reserven aus anderen Währungen wie dem australischen und dem kanadischen Dollar besteht, und diese Währungen an Wert verloren haben. Ich habe also keine Ahnung, ob die Verluste nur daher rühren, oder ob China wirklich seine Anleihen verkauft.



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