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Und dann gab es keines mehr: Die Zentralbanken und das Gold

16.03.2016  |  David Chapman
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Der frühere Fed-Vorsitzende Alan Greenspan hat das Wesen des Goldes mit einigen auffallenden Beobachtungen vielleicht am besten umrissen:

"Ohne einen Goldstandard gibt es keinerlei Möglichkeit, die eigenen Ersparnisse vor Konfiszierung durch Inflation zu schützen. Es gibt keine sichere Wertanlage."

"Gold ist eine Währung ... und zwar allen Anzeichen nach eine erstklassige Währung. Keine Fiatwährung, einschließlich dem US-Dollar, kann es mit Gold aufnehmen."

"Gold repräsentiert weltweit noch immer die ultimative Form der Bezahlung. In einer Notsituation wird niemand Fiatgeld akzeptieren. Gold wird dagegen immer akzeptiert."


Greenspan zählt wahrscheinlich zu den am stärksten vorausdenkenden Vorsitzenden der Federal Reserve. Er genießt heute noch ein hohes Ansehen.

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2010 sind die Zentralbanken auf Netto-Basis zu Goldkäufern geworden. 2015 beliefen sich die offiziellen Käufe auf 588 Tonnen. Die größten Goldmengen erwarben China und Russland, doch auch andere Notenbanken haben ihre Reserven aufgestockt, wie die folgende Tabelle zeigt. Der Anteil, den die Käufe der Zentralbanken an der weltweiten Gesamtnachfrage nach dem gelben Metall haben, ist von 2% im Jahr 2009 auf mittlerweile mehr als 14% angestiegen.

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Die Zentralbanken kaufen Gold vor allem, um ihre Devisenreserven zu diversifizieren und den Anteil an auf dem US-Dollar basierenden Assets verringern, zu denen Gold eine starke, negative Korrelation aufweist. Andere erwerben Gold, um sich gegen außergewöhnliche Ereignisse abzusichern, oder weil das Edelmetall einen Schutz vor Inflation bietet - es hat seine Kaufkraft über einen langen Zeitraum hinweg behalten. Für das Management der Zentralbankreserven ist Gold von entscheidender Bedeutung, da es eines der wenigen Assets ist, welches die Investmentrichtlinien der Zentralbanken weltweit erfüllt.

Die Notenbanken wissen nicht nur die Größe und die Liquidität des globalen Goldmarktes zu schätzen, sondern auch die Tatsache, dass sich daran in Zeiten der Unsicherheit nichts ändert. Von den 188 Mitgliedstaaten des IWF besitzen 100 Gold als Teil ihrer Währungsreserven. Kanada zählt seit Neustem zu den 88 Nationen, die kein Gold mehr besitzen, zusammen mit Ländern wie Angola, Belize und Tonga.

Nach dem fünf Jahre währenden Abwärtstrend könnte Gold nun am Beginn eines neuen Bullenmarktes stehen. Die aktuelle Goldbaisse hat im September 2011 begonnen, dauerte 54 Monate und ist damit einer der längsten Bärenmärkte im Goldsektor seit den 1970er Jahren. In US-Dollarpreisen notiert das Edelmetall noch immer etwa 34% unter seinen Hochs vom September 2011, doch in kanadischen Dollar fehlen nur 11,6% bis zum Allzeithoch. Beim Tief vom Dezember 2015 lag der Goldpreis in US-Dollar 45% unter dem Rekordhoch. In kanadischen Dollar bildete er den Boden bereits im Juli 2013 und ist seitdem um 35,5% gestiegen. Während früherer Korrekturbewegungen ist der Goldkurs in US-Dollar im Schnitt 39% zurückgegangen.

Der Goldkurs in US-Dollar konnte erstmals seit September 2011 auf neue 52-Wochen-Hochs steigen und zwei frühere Preisspitzen übertreffen. In kanadischen Dollar hat Gold sogar seine Hochs von 2013, 2014 und 2015 übertroffen, was auf einen neuen Gold-Bullenmarkt in dieser Währung hindeutet. Zahlreiche Analysten und einige bedeutende Banken signalisieren, dass der lange Abwärtstrend des Goldkurses vorüber sein könnte. Sollte sich diese Einschätzung als korrekt erweisen, würde das dem potentiellen "Poloz's Bottom" zusätzliches Gewicht verleihen.

Die Währungsreserven Kanadas beim IWF belaufen sich derzeit auf 10,4 Milliarden US-Dollar, einschließlich der Sonderziehungsrechte. Dadurch hat das Land 111.687 Stimmen bzw. einen Stimmanteil von 2,26%. Die USA hat mit 16,8% mit Abstand das stärkste Stimmrecht. Mit der Aufnahme des chinesischen Renminbi in das Sonderziehungsrecht wird sich das allerdings ändern, genau wie das Stimmrecht der anderen Mitgliedsstaaten. Da Kanada nun seine Goldbestände verkauft hat und der Wert seiner Reserven beim IWF, einschließlich der Sonderziehungsrechte, im vergangenen Jahr um 1,2 Milliarden US-Dollar zurückgegangen ist, werden seine Stimmkraft und sein Einfluss im IWF künftig weiter abnehmen.

Zusätzlich zum stärksten Stimmrecht verfügen die USA im IWF auch über ein Vetorecht. Mit der Aufnahme Chinas und der Einbeziehung der chinesischen Währung in das Sonderziehungsrecht ab 2016 wird sich der Stimmanteil der Vereinigten Staaten jedoch verringern und die Großmacht könnte ihre Sonderrechte sogar einbüßen, auch wenn sie sich bislang gegen Änderungen am Vetorecht und die Verringerung ihrer Möglichkeiten zur Kontrolle des IWF zur Wehr setzt.

Dieser Widerstand äußert sich auch in Versuchen, China und Russland zu isolieren. Das Resultat dieses Kurses war die Gründung der New Development Bank durch die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die sich als Alternative zum IWF etablieren könnte. Beachtenswert ist, dass Gold in der neuen Entwicklungsbank eine zentrale Rolle spielen soll.

Offiziell besitzen die Zentralbanken der Welt zwar Goldreserven in Höhe von 32.739 Tonnen, doch in den 1990er Jahren begannen sie mit Hilfe der Bullionbanken mit dem Gold-Leasing. Der Verbleib des verliehenen Goldes wirft einige wichtige Fragen auf. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Fed seit Anfang der 1950er Jahre allen Versuchen widersteht, ihre Goldbestände prüfen zu lassen. Es wurde einmal geschätzt, dass aufgrund der Verkäufe von verliehenem Gold insgesamt mehr als 16.000 Tonnen Zentralbank-Gold leerverkauft wurden.

Die Verkäufe dieses Leasing-Goldes scheinen in keiner Statistik zum jährlichen Angebot und der jährlichen Nachfrage nach Gold aufzutauchen. Wir wissen jedoch, dass die Menge des jährlich verliehenen Goldes ungleich Null ist - Schätzungen gehen von bis zu 1.500 Tonnen aus. Eine Berücksichtigung des geleasten Goldes in den Angebots- und Nachfragestatistiken würde eine Erhöhung der Investmentnachfrage bzw. der Goldnachfrage durch die Zentralbanken implizieren, die das größere Angebot wieder ausbalanciert.

Im Gegensatz zu den westlichen Nationen haben China und Russland ihre Goldreserven kontinuierlich weiter aufgestockt, auch wenn China die derzeit im Besitz der Chinesischen Volksbank befindlichen Goldbestände in den offiziellen Angaben untertreibt. Das Land hat zudem Gold mittels eines Staatsfonds erworben, der seine Assets nicht offenlegen muss. Auch dieses Gold wird letztlich in die Hände der Zentralbank übergehen.

Einige westliche Notenbanken, die wie die deutsche Bundesbank versuchen, ihre im Ausland (insbesondere in London und New York) verwahrten Goldreserven zurück ins Land zu holen, werden indes mit einer Hinhaltetaktik vertröstet. Andere, wie beispielsweise die Niederlande, konnten ihr Gold erfolgreich zurückführen. Es bleibt jedoch die ungeklärte Frage, wo die nicht auffindbaren Goldreserven zu suchen sind.

Trotz alledem hat keine Zentralbank außer der kanadischen den Verkauf ihrer gesamten Goldbestände offiziell zugegeben. Im Falle Kanadas lässt sich wirklich sagen "...und dann gab's keines mehr". Diese Entscheidung wird das Land in Zukunft höchstwahrscheinlich bereuen.


© David Chapman
MGI Securities
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Dieser Artikel wurde am 09.03.2016 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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