Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Chinesische und russische Notenbank bauen Goldreserven weiter aus

04.04.2016  |  Thorsten Proettel
- Seite 2 -
Fortsetzung chinesischer Käufe erwartet

Wir halten ein ungebremstes Abschmelzen aktuell aber für wenig wahrscheinlich und rechnen im Zweifel eher mit der Zulassung weiterer Abwertungen. Hierfür spricht, dass der Yuan im letzten Jahr wie gewünscht vom Internationalen Währungsfonds in den Kreis derjenigen Währungen aufgenommen wurde, die für die Kunstwährung Sonderziehungsrechte maßgeblich sind.

Nach diesem Statusgewinn können sich die Pekinger Währungshüter etwas entspannen. Die durchschnittlichen Goldkäufe in Höhe von 17 Tonnen beziehungsweise 620 Mio. USD pro Monat fallen im Vergleich zu den Devisenmarktinterventionen ohnehin gering aus und die Goldquote ist mit zuletzt 2,1% im internationalen Vergleich weiterhin sehr niedrig.


Verfall der russischen Währungsreserven gestoppt

Etwas dramatischer sieht die Lage in Russland aus. Zuerst führte die Besetzung der Krim 2014 zu einer Kapitalflucht ins Ausland und später ließ der schwache Ölpreis die Einnahmen aus dem Export schwinden. Die Interventionen der Zentralbank führten zu einem Rückgang der Währungsreserven von 500 Mrd. USD Anfang 2014 auf etwa 360 Mrd. USD im Sommer 2015.

Trotzdem verlor der Rubel etwa die Hälfte seines Außenwertes (siehe dritter Chart). Auch hier gilt, dass die monatlichen Goldkäufe in Höhe von zuletzt durchschnittlich 23 Tonnen beziehungsweise 830 Mio. USD vergleichsweise wenig ins Gewicht fallen. Außerdem stoppte die russische Notenbank ihre kostspieligen Interventionen und akzeptierte dafür eine weitere Rubelabwertung.


Besonders Interesse an Gold?

Auf der anderen Seite führte das allgemeine Abschmelzen der Währungsreserven zu einem prozentualen Anstieg des Goldanteils. Als Russland Anfang 2007 Edelmetallkäufe forcierte, galt es als inoffizielles Ziel, den Goldanteil auf 10% auszubauen. Erstmals erreicht wurde diese Marke im September 2012, und bereits etwas früher wurden die Goldkäufe von etwa 40 Tonnen pro Quartal auf nur noch 20 Tonnen pro Quartal halbiert (siehe Charts vier und fünf).

Open in new window

Es scheint so, als hätten die Erwerbungen in dieser Zeit nur den rückläufigen Goldpreis ausgleichen sollen, um den Prozentanteil zu halten. Umso überraschender ist es, dass Russland die Käufe seit Frühjahr 2014 auf durchschnittlich 50 Tonnen pro Quartal steigerte. In Kombination mit den absolut gesunkenen Währungsreserven kletterte die Goldquote deshalb auf 15,1%.

Über die Gründe für den Kurswechsel kann nur spekuliert werden, aber ein machtpolitisches Kalkül ist nicht unwahrscheinlich. Vermutlich sind Präsident Putin angesichts der schon von Ministerpräsident Medwedew als "neuem Kalten Krieg" bezeichneten Gegensätze mit dem Westen Goldbarren in heimischen Tresoren lieber als leicht durch einen Sperrvermerk zu blockierende Buchforderungen gegenüber dem US-Schatzamt.


Auch Russland dürfte weiter kaufen

In der Summe erscheint deshalb auch eine Fortsetzung der russischen Goldkäufe wahrscheinlich. Bis in alle Ewigkeit sollte dieser Nachfragefaktor vor dem Hintergrund der schwachen Währungen und der dahinter liegenden Probleme in China und Russland aber nicht fortgeschrieben werden.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"