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Der Öl Boom - Zeit das eigene Portfolio zu sichern

19.02.2007  |  Redaktion
Einleitung

Mitte der Woche erhielt ich von meinem Vater eine Email mit folgendem Titel in der Betreffszeile: "Wie man ein ansonsten perfektes Wochenende ruiniert." Natürlich bin ich zuerst davon ausgegangen, dass es wieder einmal eine Tirade gegen die hohen Gaspreise sein würde, verbunden mit der besänftigenden Versicherung, dass es nie wieder so schlimm werden würde wie damals in den Siebzigern, als er als "Pumpenjockey" seine "nationale Pflicht erfüllte und die Gasleitungen so langsam wie möglich laufen ließ".

(Die einzige Alternative war eine Liste von umfassenden Ausreden, die erklären, warum die letzte Kälteperiode im Nordosten ihn und seine Jagdkumpel daran gehindert hat, in dieser Jagdsaison die 16jährige Pechsträhne, jedes Mal ohne Trophäe daraus hervorzugehen, fortzuführen)

Doch in dieser Email war ein link enthalten, der mich direkt zu einem Youtube Video führte, das Hillary Clinton zeigt, die auf die Veröffentlichung des Jahresberichts von ExxonMobil (XOM:NYSE) reagiert. In diesem Bericht gibt dieses große Ölunternehmen bekannt, dass man im vergangenen Jahr 39,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet habe.

In ihrer Reaktion stellt die Senatorin fest: "Diese Gewinne hätte ich gerne selber eingesteckt..."


1. Hillarys Griff nach dem Geld

Aus den Mündern unserer gewählten Vertreter führen solche Vorschläge schon fast zu Übelkeit. Und unter Berücksichtigung des ständigen Dröhnens derer die beabsichtigen, Vermögen zu verstaatlichen und die sich auf Rednerpulten dafür aussprechen, die Profite der Privatunternehmen zu konfiszieren, wollte ich doch zuerst herausfinden, ein wie großer Anteil dieser Profiten heute schon nur noch übrigbleibt, nachdem der Staat seine Anteile abgezogen hat.

Sehen wir uns einmal an, was bereits heute den mehr als zwei Millionen Aktionären mit XOM Aktien vorenthalten wird. 2006 zahlte XOM Einkommensteuern von 27,9 Milliarden Dollar, 30,38 Milliarden basierend auf den Verkaufssteuern und 42,39 Milliarden Dollar für weitere Steuern. Insgesamt zahlte XOM so mehr als100 Milliarden Dollar an Steuerabgaben. Man kommt tatsächlich, wenn man sich auf die obigen Berechnungen stützt, auf einen Steuersatz von 72% für XOM. Das sollte doch sogar die ergebendsten Sozialisten zufrieden stellen.

Es sieht so aus, als würden die großen Ölunternehmen schon jetzt mehr als ihren gerechten Anteil der Last schultern.

Was bleibt noch, das man nehmen könnte? Sicher, 39,5 Milliarden sind in der Tat eine ganze Menge Geld, aber XOM hat auch Ausgaben, um weiter im Geschäft bleiben zu können. Das Unternehmen investierte 19,85 Milliarden Dollar in Forschungsprojekte und in Produktionskapital, um weitere Öluellen zu finden und so auch mehr Öl produzieren zu können.

Darüber hinaus hat XOM in diesem Jahr ungefähr 8 Milliarden Dollar in Dividenden direkt an die Aktionäre ausgezahlt. Zieht man davon wiederum 25% an Einkommensteuern ab, die diese Investoren dafür zu zahlen hatten, dann kann man auf dem Regierungskonto weitere zwei Milliarden Dollar verbuchen.

Da wirkt Tony Soprano doch schon fast wie ein Menschenfreund.


2. Einmischungen der Regierung

Vielleicht sollte die Senatorin die Sache noch einen Schritt weiter führen.

Vielleicht könnten wir ja ein Regierungskomitee ins Leben rufen, das die genau bemessene Menge von Energie, die jedem US-Bürger zur Verfügung steht rationalisiert und darüber hinaus einfordert, dass ein bestimmten Prozentsatz dieser Energie aus Wind- und Solaranlagen, aus Erdwärme oder aus anderen alternativen Energiequellen erzeugt wird. Dann könnte man 20.000 Bürokraten einstellen, die das Rationalisierungsprogramm der Regierung verwalten.

So etwas ließe sich wohl auch einfach an die amerikanische Öffentlichkeit verkaufen. Wir könnten dem ganzen einen so wichtig klingenden Namen wie "Emergency Petroleum Allocation Act" (Not-Zuteilungsgesetz für Erdöl) geben.

Doch es tut mir leid, Senatorin Clinton, Sie sind zu spät dran. Präsident Nixon ist Ihnen damit schon 1973 zuvorgekommen.


3. Der zyklische Umkehrpunkt des Ölbooms

Aber hier geht es um ein weiteres, wichtiges Thema, welches nicht außer Acht gelassen werden darf. Wir sitzen mitten in einem Ölboom. Und es gibt keinen Industriezweig der Boom- und Krisenzyklen gegenüber anfälliger ist als die Energieindustrie. Das wird Ihnen jeder im Ölgeschäft, der es erfolgreich durch die Mitte der Achtziger Jahre geschafft hat, sicher bestätigen. Der Energiemarkt besteht eigentlich aus nichts anderem als aus Booms und Krisen.

Sehen Sie, auch wenn der Ölpreis mit 78 Dollar pro Barrel im vergangenen August einen Rekordpreis erreicht hat, dann haben wir trotzdem immer noch nicht den höchsten je erreichen Wert für Rohöl wiedergesehen. Der wurde bislang nur im Jahr 1980 erreicht, als die Regierung unter Carter den stetigen Preisanstieg bei Öl auf einen inflationsbereinigten Wert von 92 Dollar übersehen hatte. Und dabei handelt es sich um den Durchschnittspreis über ein ganzes Jahr.

Öl hatte den Produktionsgipfel erreicht und wir standen an Schwelle zur Entwicklung tragbarer alternativer Energiequellen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Innerhalb der nächsten fünf Jahre sind die Ölpreise wieder auf günstige, inflationsbereinigte 26 Dollar pro Barrel gesunken.

Oberflächlich betrachtet ist der Grund für diesen Einbruch relativ leicht einzusehen. Hohe Ölpreise haben dazu geführt, dass die Ölunternehmen neue Felder gefunden und erschlossen haben, um mehr Öl zu den hohen Preisen verkaufen zu können. Es waren ganz einfach Angebot und Nachfrage, die dazu geführt haben, dass die Ausgaben für Produktion und Forschung einen neuen Boom erfahren haben.

In diesen Tage erleben wir ganz ähnliche Umstände. Im Jahr 2004 beliefen sich die Ausgaben für Produktion und Forschung insgesamt auf 157 Milliarden Dollar. Im Jahr 2005 kletterten sie sprunghaft auf 207 Milliarden Dollar. In diesem Jahr geht man von mehr als 300 Milliarden Dollar aus, die für die Suche und die Erschließung neuer Ölfelder ausgegeben werden.

Wie Sie sich sicher vorstellen können, kann man für 300 Milliarden Dollar eine Menge Öl finden und produzieren. Ich persönlich gehe deswegen davon aus, dass wir den Umkehrpunkt bereits überschritten haben und dass sich Öl schon auf dem Weg nach unten befindet. Die Ölindustrie kann einfach nicht anders und muss weiter nach höheren Profiten streben und sie wird dabei die Gans, die goldenen Eier legt, schlachten – genauso wie damals in den 1980er Jahren.

Aber das wird nicht ohne Verluste vonstatten gehen. Das Problem ist heutzutage, neue Ölquellen zu finden. 2000 kostete es drei Dollar pro Barrel, ein neues Feld zu entdecken. 2005 kostet es schon mehr als neun Dollar je Barrel ein weiteres Barrel im Erdboden ausfindig zu machen und hier liegen Möglichkeiten für die Investoren.


4. Geringere Ölpreise liegen vor uns

Genauso wie wir erleben konnten, dass die Ölpreise im Januar gesunken sind, gibt es auch heute eine deutliche Stimmung in Richtung geringerer Ölpreise und davor müssen Sie sich schützen. Ich gehe davon aus, dass unser aller Portfolios momentan ein kleines Übergewicht in Richtung Ölaktien aufweisen.

Wer konnte 1980, als Carter und Reagan die Schlacht um das Weiße Haus kämpften und John DeLorean sich bereit zeigte, zum zweiten Henry Ford zu werden, wirklich wissen, in welche Richtung der Ölpreis tendierte?

Niemand konnte es sicher wissen. Beide Seiten konnten ihre Sache auf zwingende Weise nach vorne treiben. Und auch heute weiß niemand mit Sicherheit, wie es in fünf Jahren aussehen wird.

Ich habe es mir deswegen in den vergangenen Monaten zu meiner Aufgabe gemacht, mich gegenüber "Öl zu immunisieren" und ich fand dabei die besten Anlagemöglichkeiten im Bereich der Ölindustrie - ganz unabhängig davon, in welche Richtung sich der Ölpreis in Zukunft bewegen wird.

Aber so etwas kostet einen schnell einige durchlesene Nächte, ziemlich hohe Telefonrechnungen und in meinem Fall auch eine Reise nach Texas. Aber es hat sich für mich gelohnt.


© Andrew Mickey
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Traders´s-Daily"




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