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Dollar-Dominanz - und kein Ende in Sicht

24.05.2019  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Wie Abb. 1 a und b zeigen, ist die Verbindung zwischen dem Goldpreis und dem Handelsbilanzdefizit und Haushaltsdefizit zwar positiv, aber doch sehr "locker". Das kann nicht verwundern: Schließlich ist der Goldpreis von einer Vielzahl anderer Faktoren abhängig. Gold wird nicht nur zu Versicherungszwecken (als "sicherer Hafen") nachgefragt, sondern auch für industrielle Zwecke und für die Schmuckproduktion.

Ökonomisch gesehen aufschlussreich ist in jedem Falle die Beziehung zwischen Goldpreis und der Entwicklung der US-Staatsverschuldung (Abb. 3). Hier zeigte sich langfristig ein recht enger positiver Zusammenhang: steigende Staatsverschuldung ist mit einem steigenden Goldpreis einhergegangen. Wie lässt sich dieser Befund interpretieren?


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Quelle: Thomson Financial; Graphik Degussa.


Vermutlich sind es nicht die Kreditrisiken gewesen, die verantwortlich waren für den steigenden Goldpreis, sondern vielmehr die inflationären Effekte, die mit der wachsenden Staatsverschuldung, finanziert durch Kredit- und Geldmengenausweitung, verbunden waren. Interessant ist die "Lücke", die sich seit Ende 2011 zwischen Verschuldungsquote und Goldpreis aufgetan hat: Sie könnte ein Hinweis darauf sein, dass der aktuelle Goldpreis noch merkliches Steigerungspotential hat.


Verschulden in US-Dollar

Was sind die Konsequenzen eines chronisch defizitären Haushaltes? Laufen staatliche Defizite Jahr für Jahr auf, wächst die ausstehende Staatsverschuldung. Bei der Staatsverschuldung handelt es sich um eine "Dauerschuldnerei": Fällige Kredite werden durch neue Kredite anschlussfinanziert. Das kann lange Zeit gut gehen - und zwar solange, wie das Angebot von neuen Schuldpapieren auf eine entsprechende Nachfrage stößt.

Irgendwann kommt jedoch der Tag der Rückzahlung. Schon heute dürfte klar sein, dass die Schulden nicht auf "ehrliche Weise" zurückgezahlt werden. Wenn sich die US-Regierung bei Fälligkeit entscheidet, die Zahlungen einzustellen, erleiden die Halter von US-Papieren Verluste. Ökonomisch gesehen geschieht ähnliches, wenn die US-Regierung die fälligen Schulden mit neu gedruckten US-Dollar bezahlt. Die Vermehrung der US-Dollar-Geldmenge führt zu steigenden Güterpreisen, und folglich nimmt die Kaufkraft der US-Dollar ab. Der Halter von US-Schuldpapieren erhält in diesem Falle zwar sein Geld in nominaler Rechnung zurück, in realer Rechnung hat er jedoch einen Verlust gemacht.

Beim Handelsbilanzdefizit liegen die Dinge ähnlich. Wenn US-Konsumenten und US-Unternehmen ihre Importe durch Kredite finanziert haben, stellt sich auch hier irgendwann die Frage nach der Rückzahlung. Wenn bei Fälligkeit der Kredite eine vertragsgemäße Begleichung der Schulden nicht möglich oder politisch gewünscht ist, kommt es auch hier zu Zahlungsausfällen oder - mit Unterstützung der US-Regierung - zu Inflation.

Solange Ausländer bereit sind, US-Dollar-Schuldpapiere zu erwerben und/oder ihre Dollar-Guthaben, die sie aus dem Güterexport in die USA erzielen, im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" zu investieren, können US-Handelsbilanz- und Haushaltsdefizite weiter auflaufen. Die zentrale Bedingung dafür ist allerdings, dass Anleger weiterhin an den US-Dollar beziehungsweise den Erfolg des US-Wirtschaftsmodells glauben.


Eine Frage des Systemwettbewerbs

Solange es einen (relativ) freien Kapitalverkehr auf dieser Welt gibt, werden Investoren ihr Geld dort anlegen, wo es ihren Zielen am besten dient - wo es die höchste Rendite erzielt. Die USA werden als ein attraktiver Investitionsstandort angesehen. Sie sind zudem die wirtschaftlich größte, die militärisch mächtigste und die kulturell einflussreichste Volkswirtschaft der Welt. Das lockt Kapitalimporte an.

Die relative Attraktivität der USA als Wirtschaftsstandort wird nicht allein durch die Amerikaner bestimmt, sondern auch durch die wirtschaftspolitischen Weichenstellungen, die in anderen Wirtschaftsregionen der Welt vorgenommen werden. Dabei zeigt sich: Der letzte verbliebene Konkurrent, der die USA noch herausfordern kann, ist China. Europa, Japan und Russland sind weit abgeschlagen, sie machen keine Anstalten, um die Vormachtstellung der US-Wirtschaft ernstlich in Frage zu stellen.

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Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Triennial Central Bank Survey, Foreign exchange turnover in April 2016; Daten für Dezember 2016. (1) Da zwei Währungen in jeder Transaktion getauscht werden, entspricht die Summe aller Anteile der individuellen Währungen 200 Prozent (anstelle von 100 Prozent).



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