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Zentralbanken manipulieren Goldpreis

26.05.2007  |  Hubert Roos
- Seite 2 -
Eine genaue Klärung dessen, was die Zentralbanken im Goldmarkt anstellen, wird erschwert durch zum Teil undurchsichtige Methoden der Bilanzierung ihrer Reserven. Nach den Richtlinien des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Bilanzierung der Goldreserven trifft kaum eine der Zentralbanken eine Unterscheidung zwischen dem Gold, das tatsächlich physisch in den Tresoren liegt und dem Gold, das ausgeliehen ist.

In ihren Jahresberichten behandeln die meisten Zentralbanken ihre Goldpositionen zusammengefasst in einer einzigen Position als "Gold und Goldforderungen"; damit werden Forderungen gegenüber Bullionbanken genau so behandelt wie Gold, das greifbar in physischer Form vorliegt. Erstmals aufgedeckt wurde diese zweifelhafte Methodik von der 1999 in den USA gegründeten gemeinnützigen Organisation GATA, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Machenschaften der Goldpreisunterdrückung offen zu legen.

Im Jahr 2000 präsentierte GATA einen Untersuchungsbericht, der diese Tricks erstmals aufzeigte und den Vorwurf erhob, dass die Finanzmarktakteure von den Zentralbanken systematisch getäuscht wurden. Nicht nur nach US-Gesetzen ist es illegal, feie Märkte wie Gold zu manipulieren und deshalb wurden hohe Beamte des US-Finanzministeriums sowie der Vorsitzende der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed), Alan Greenspan, zu diesem Tatbestand vernommen. Klar war natürlich, dass alle Befragten jegliche Art von "Verfehlungen" abstritten. Unterstützung bekam GATA von sehr hoher Stelle aus Russland.

Anlässlich einer Rede des stellvertretenden Vorsitzenden der Russischen Zentralbank, Oleg Mozhaiskov, im Juni 2004 vor der LBMA (London Bullion Market Association), dem Verband, zu dem die oben erwähnten führenden Bullion-Banken gehören, sagte dieser: "Viele Menschen kennen mittlerweile die Gruppe von Wirtschaftsfachleuten, die sich in der GATA-Organisation zusammengefunden haben. ... Sie glauben, dass einige hohe Beamte mit Unterstützung einer Zahl größerer Finanzinstitute den Goldmarkt seit 1994 manipulieren. In der Folge fiel der Goldpreis unter 300 USD pro Unze zu einem Zeitpunkt, wo der Preis im Hinblick auf die Inflation bei 740 bis 760 Dollar hätte stehen müssen.

Ich möchte dazu persönlich keine Stellung nehmen, aber ich möchte annehmen, ... dass die wahren Kräfte, welche im Goldmarkt aktiv sind, nichts mit denen zu tun haben, die man in Lehrbüchern über die Preisfindung in freien Märkten findet“(Anm. 2). Das russische Interesse an der Arbeit von GATA wurde dadurch bekräftigt, dass der persönliche Wirtschaftberater von Wladimir Putin, der Präsident der Akademie für Strategische Partnerschaften und Energiesicherheit Andrey Bykov, an der GATA-Konferenz mit dem Titel "Gold-Rausch 21" vom 8. bis 9. August 2005 in Yukon, Kanada, teilnahm.

Einer der Auslöser für GATAs Theorie über die Goldpreismanipulation war die Rettungsaktion bei der LTCM-Krise. Der sagenumwobene Hedge Fund LTCM hatte ein Aktienkapital von 3 Milliarden Dollar auf 140 Milliarden Dollar Schulden und 1,25 Billionen Dollar in Derivaten gehebelt. Im Zuge der Asien- und Russlandkrisen 1997 und 1998 flog das LTCM-System in die Luft. Es gab starke Gerüchte, wonach der Fonds 300 Tonnen Gold leer verkauft hatte, was einem damaligen Marktwert von 2,9 Milliarden US-Dollar entsprach.

Nur mit Hilfe einer von der amerikanischen Notenbank organisierten Rettungsaktion durch ein Konsortium von 14 Großbanken konnte damals eine finanzielle Kernschmelze im globalen Finanzmarkt verhindert werden. Das Hauptverdachtsmoment und gleichzeitig der stichhaltigste Fall für GATA im Zusammenhang mit der Goldpreismanipulation war die Ankündigung der Bank von England über den Verkauf von 415 Tonnen Gold im Mai 1999.

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Nach GATAs Ansicht war dies eine eindeutig politisch motivierte Entscheidung, um den Goldpreis zu jener Zeit unter 300 US-Dollar pro Unze zu halten. Die öffentliche Ankündigung des Verkaufs war geradezu eine Garantie dafür, den niedrigsten möglichen Verkaufspreis zu erzielen, denn allen potenziellen Käufern wurde damit bekannt gegeben, dass nun für eine bestimmte Zeit ein Überangebot im Markt herrschte, welches sich negativ auf die Preisgestaltung auswirkte. Und es funktionierte tatsächlich.

Der Goldpreis kollabierte auf 252 Dollar und die erste Tranche des Verkaufs von 25 Tonnen wurde mit 262 Dollar abgewickelt - 26 Dollar, das sind fast 10 Prozent unter dem Kurs, der unmittelbar vor der Ankündigung gestellt war. Bezeichnenderweise geschah diese Aktion unmittelbar, nachdem eine von der englischen Regierung unterstützte Kampagne der USA unter dem damaligen US-Finanzminister Robert Rubin gescheitert war, welche den Internationalen Währungsfonds (IWF) dazu bewegen sollte, Gold aus dessen Beständen zu verkaufen, um einen Schuldenerlass für Entwicklungsländer zu finanzieren.



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