Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Zerohedge: Alte Münzen & Verlorenes Vertrauen in die Regierung

13.07.2020
[von Jim Bovard via The Libertarian Institute]

Lange bevor mir mein erster Bart wuchs, schützten mich alte Münzen davor, in Politiker zu vertrauen. Im Jahr 1965, als ich 8 Jahre alt war, begann ich Münzen zu sammeln. Im selben Jahr begann Präsident Lyndon Johnson, alles Silber in den neuen Dimes, Viertel- und Halbdollar zu eliminieren. Er schwor, dass es keinerlei Gewinn brächte, frühere Münzen "für den Wert ihres Silbergehalts" zu "horten." Da lag er falsch: Silbermünzen sind nun etwa das 15-fache ihres eigentlichen Nennwertes wert.

Die Geschichte hat mich schon immer fasziniert und die Handhabung alter Münzen ist, als würde man die Hände mit den Pionieren schütteln, die dieses Land aufgebaut haben. Ich fragte mich, ob der alte Vierteldollar aus dem Jahr 1853, den ich während einer Münzmesse erworben hatte, in Abenteuern involviert war, die mit Geschichte des Huckleberry Finn gleichzusetzen wären, als man mit Vierteldollar noch eine gute Zeit haben konnte. Ich besaß eine abgenutzte 2-Cent-Kupfermünze aus dem Jahr 1864, als Phil Sheridan das Shenandoahtal niederbrannte, wo ich aufgewachsen war. Einige Münzen, die ich sammelte, mögen nun als Hasssymbole verschrien sein, wie Pennies mit indianischen Köpfen darauf oder Buffalo-Nickel (mit einem indianischen Kopf auf der Vorderseite).

Open in new window

In der Geburtsära dieser Nation wurde Währung oftmals als ein Charakterproblem anerkannt - spezifisch die verachtenswerten Charaktere der Politiker. Kurz vor der konstitutionellen Konvention im Jahr 1787 warnte George Washington, dass ungesichertes Papiergeld "den Handel ruinieren, die Ehrlichen unterdrücken und die Tür für jede Art von Betrug und Ungerechtigkeit öffnen würde."

Doch mit der Zeit vergaßen die Amerikaner die Gefahr, Politiker Schabernack mit ihrer Währung treiben zu lassen. Im Jahr 1933 besaßen die USA die weltweit größten Goldreserven. Doch Angst vor einer Abwertung entfachte eine Panik, die Präsident Franklin Roosevelt nutzte, um eine Beschlagnahme des Goldes zu rechtfertigen, sich selbst "Handlungsfreiheit" zu geben und den Wert des Dollar zu reduzieren. FDR denunzierte jeden, der sich weigerte, sein Gold abzugeben, als "Horter", die sich 10 Jahre Gefängnis oder einer Geldstrafe in Höhe von 250.000 Dollar gegenübersahen.

FDRs Verbot verbannte effektiv das wunderbarste Münzdesign der amerikanischen Geschichte aus der Zirkulation - die 20-Dollar Saint-Gaudens Double Eagle Goldmünze. Ich war von frühen amerikanischen Münzdesigns fasziniert, vor allem von denen mit idealisierten weiblichen Abbildern, mit dem Wort "Liberty" darauf graviert. Ich war mir nicht bewusst, dass George Washington sich geweigert hatte, sein eigenes Antlitz auf eine Münze prägen zu lassen, weil er dies als zu "monarchisch" empfand. Bis 1909 gab es das ungeschriebene Gesetz, dass kein Portrait auf einer amerikanischen Münze in Zirkulation erscheinen sollte. Dies veränderte sich mit dem hundertjährigen Jubiläum von Abraham Lincoln, den die republikanische Partei für profitabel hielt, auf Pennies prägen zu lassen.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war das amerikanische Münzgeld zu Hymnen an tote Politiker degeneriert. Portraits von Franklin Roosevelt, John F. Kennedy und Dwight Eisenhower wurden auf Münzen geprägt, sobald ihre Herzen zu schlagen aufhörten. Dies spiegelte eine Veränderung wider, da die Amerikaner dazu ermutigt wurden, mehr von ihren Staatsoberhäuptern als von ihrer eigenen Freiheit zu erwarten.

Open in new window

Der Münzhandel half mir recht früh dabei, zu erkennen, dass ein Regierungsversprechen nicht einen müden Cent wert ist. Von 1878 an druckte die US Mint Silberzertifikate, eine Form der Papierwährung. Mein Silberzertifikat von 1935 besagte: "Dies zertifiziert, dass auf Nachfrage des Halters 1 Dollar in Silber, der im Finanzministerium der Vereinigten Staaten von Amerika eingelagert ist, zu zahlen ist." Doch in den 1960er Jahren wurde das unpraktisch, also annullierte die Regierung das Versprechen einfach.

Am 15. August 1971 gab Präsident Richard Nixon bekannt, dass die USA aufhören würden, Gold zu zahlen, um die Dollar einzulösen, die von ausländischen Zentralbanken gehalten wurden. Der Dollar wurde somit zu einer Fiatwährung - etwas, das nur Wert besaß, weil die Politiker dies so beschlossen hatten. Nixon versicherte den Amerikanern, dass sein Zahlungsausfall dabei helfen würde, "uns aus unseren Selbstzweifel und Selbstverunglimpfung zu befreien, die unsere Energie aufzehren und unser Vertrauen in uns selbst zerstören." Leider stand dieser spezielle Betrug nicht auf der Liste strafbarer Taten, die der Justizausschuss des Repräsentantenhauses einige Jahre später aufführte.

Nach Nixons Deklarierung verlor ich meinen Enthusiasmus für das Sammeln von Erinnerungsstücken für die Münzmappen, der viele Kindheiten in den 1960er Jahren prägte. Ich ging vom Sammeln zum Investieren über und hoffte, dass alte Münzen eine gute Verteidigung gegen Nixons "Neue Volkswirtschaft" wären. Der Preis makelloser Münzen war deutlich höher und volatiler als der Wert irgendeiner unleserlicher Münze, die ich damals gesammelt hatte. Ein einziger Makel konnte den Wert einer seltenen Münze um 80% reduzieren.

Münzwerte wurden durch die Welle an Papierdollar der Federal Reserve angekurbelt, um einen künstlichen Boom zu schaffen, der Nixons Wiederwahlkampagne unterstützen sollte und wurde durch Gehalts- und Preiskontrollen, die Chaos anrichteten, ergänzt. Die Inflation verdoppelte sich zwischen 1972 und 1974 beinahe und ich sog den Zynismus und die Empörung in den Newslettern über Münzinvestment und hartes Geld förmlich auf. Ich investierte den Großteil des Geldes, den ich von Jobs während meiner Highschool-Zeit machte, in seltene Münzen. Da seltene Münzen überall wertgeschätzt wurden, war es nicht schwierig, an einem wachsenden Markt Glück zu haben. Die größte Gefahr waren die endlosen Betrüger, die Leute mit falschen Versprechungen hoher Gewinne lockten - eine Seuche, die sich bis zum heutigen Tag fortsetzt.

Nachdem ich 1974 die Highschool abschloss, begann ich als Bauarbeiter zu arbeiten. Als ich gekündigt wurde, sah ich dies als Zeichen von Gott an (oder zumindest des Marktes), Gold zu kaufen. Investment-Newsletter und politische Debakel überzeugten mich davon, dass sich der Dollar auf einen Crash zubewegte. Ich verkaufte den Großteil meiner seltenen Münzen und investierte mein restliches Geld in Gold, während ich zeitgleich einen Kredit zu 18% aufnahm, um mehr kaufen zu können. Die Zinsen waren ein Zeichen für mein blindes Vertrauen. Nixons Rücktritt tat Wunder für meine Wette.

Meine Münz- und Goldspekulationen halfen dabei, für meine kurze Zeit am College zu bezahlen, wobei einige Dollar übrig waren, um Lebenshaltungskosten zu zahlen. Ich wandte mich letztlich dem Journalismus zu und zog Richtung Washington.

Zwei Wochen nach meinem Umzug in ein schäbiges Gruppenhaus im Distrikt Colombia im Jahr 1983, verpfändete ich das letzte Schmuckstück meiner Münzsammlung - eine 5-Dollar-Goldmünze, die mir meine irisch-amerikanische Großmutter vor 15 Jahre gegeben hatte. Sie war eine nette alte Lady, die es sicherlich wertgeschätzt hätte, dass ihre Münze mir einige Monate die Miete bezahlte, bis ich einen festen Job hatte.

Der Handel mit Münzen schützte mich vor der Platzangst im Beltway-Stil - die pathologische Angst vor einem unregulierten Markt. Der Markt legte den Preis für Jefferson-Nickels aus dem Jahr 1950, die in Denver geprägt wurden, basierend auf der geringen Prägezahl gegenüber der Anzahl junger Sammler fest. Nixon kurbelte den Milchpreis an, nachdem die Milchprodukte-Lobby 2 Millionen illegale Spenden versprach. Es war unsinnig, es den Politikern zu erlauben, Preise zu kontrollieren, wenn es keinerlei Möglichkeit gab, die Politiker zu kontrollieren. Da ich die Schwankungen der Münzwerte im vorherigen Jahrzehnt beobachtet hatte, wusste ich, dass die Werte subjektiv waren.

Der Test eines fairen Preises ist die freiwillige Zustimmung jeder Partei zu dem Handel, "der freie Wille, der faire Transaktionen darstellt", wie Senator John Taylor 1822 schrieb. Vor sieben Jahren, als Präsident Barack Obama darüber sprach, dass die Regierung durch Prägung der Münzen mit niedrigstem Nennwert Geld verlieren würde, deklarierte er: "Der Penny, denke ich, ist eine der besten Metaphern für einige größere Probleme, die wir haben." Der Kollaps unseres Währungswertes ist ein Fluch, keine Metapher. Der Dollar hat 85% seiner Kaufkraft verloren, seit Nixon das Goldfenster schloss.

Ein ganzes Jahrhundert schwankte amerikanische Münzgeld- und Währungspolitik zwischen "Regierung, als verdammter Halunke" und "Regierung als ein Dorftrottel." Ich bin weiterhin erstaunt, wie man seinen Staatsoberhäuptern trauen kann, nachdem die Regierung ihre Versprechungen formell annullierte. Doch ich schätze noch immer alte Münzen mit wunderschönen Designs wert, die das amerikanische Credo personifizierten, dass niemand das Recht hat, als eine höherstehende Person verehrt zu werden.


© Zerohedge



Der Artikel wurde am 5. Juli 2020 auf www.zerohedge.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"