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Die Raptoren regieren

21.06.2007  |  Theodore Butler
Es ist noch keinen Monat her, als ich über die Raptoren zu schreiben begann. Ich beschrieb hiermit die kleineren Silber- und Goldhändler, die in der großen Kategorie der Bericht erstattenden Commercials im Commitments of Traders Report (COT) auftauchen und nicht zu den acht größten Händlern gehören. Ich brachte eine Theorie auf den Weg: diese kleineren Commercials haben jetzt beim COMEX Gold und Silber das Sagen und sie schnappenden den großen Händlern das Essen regelrecht unter der Nase weg. Die darauf folgenden COT-Berichte haben diese Theorie bestätigt.

Der jüngste COT, für die Positionen nach Stand vom 12. Juni, zeigte auf, dass die Raptoren beim Silber aber gerade beim Gold aktiv sind. Beim Silber kauften die Raptoren 3.800 Future-Kontrakte zur Zeit des großen Rückgangs oder aber fast zwei Drittel jener 6.000 Kontrakte, die sie erst bei den letzten Preishöchständen (während der vorhergehenden zwei Wochen) verkauft hatten. Die Raptoren verbuchten einen Gewinn von 20 Millionen Dollar aus ihren letzten Verkäufen, anschließend kauften sie einen Großteil dieser verkauften Silber-Kontrakte zurück. Laut dem letztem COT waren die Raptoren mit 11.500 Future-Kontrakten long. Dies sind keine unerheblichen Manöver.

Ganz im Gegensatz dazu handelten die 4 größten (oder weniger) Händler - oder auch die T-Rex. Ich strichen nicht nur keine Gewinne ein, wie etwa durch den Rückkauf ihrer Short-Positionen, sie kauften tatsächlich weitere 2400 Kontrakte hinzu. Sie brachten damit ihre gesamte Netto-Short-Position auf fast 50.000 Kontrakte oder 250 Millionen oz. Das ist, meines Wissens, das erste Mal, dass die großen 4 bewusst ihre Short-Position bei einem bedeutenden Preisrückgang aufstocken. Die Großen Vier halten fast 98% der gesamten Händler-Netto-Short-Position. Die acht größten (oder weniger) Shorts halten jetzt über 122% der gesamten Commercial-Netto-Short-Position. Ohne die vier und acht größten Silberhändler würde es überhaupt keine Commercial-Netto-Short-Position geben. Wie kann die CFTC und die NYMEX weiterhin eine solch eklatante Konzentration und Manipulation zulassen?

So dramatisch auch die Leistung der Raptoren in dieser Woche beim Silber war, ihre Aktivitäten beim Gold waren dagegen wirklich atemberaubend. Als die Goldpreise (zum Vergleich: Silber ging mit 72 Cent zurück) einen Rückgang von 22 Dollar (in der Woche des COT-Berichts) zu verzeichnen hatten, reduzierten die Gold-Commercials ihre gesamte Netto-Short-Position um etwas mehr als 38.000 Future-Kontrakte. Auf der einen Seite gibt es keinen Zweifel daran, dass diese Reduktion nach einer Reinigung in der Baisse-Hälfte riecht und daher bullisch ist. Auf der anderen Seite war es eine große Überraschung, dass die Gold-Raptoren für den Ankauf nahezu aller 35.500 Kontrakte verantwortlich waren. Im Gegenzug kauften die großen vier Gold-Shorts nur etwas weniger als 500 Kontrakte zurück.

Das Netto-Ergebnis der ungewöhnlichen Raptoren-Goldkäufe ist folgendes: Die Raptoren halten jetzt einen Allzeit-Rekord bei den Netto-Long-Positionen (über 42.000 Kontrakte), während die Großen Vier eine Netto-Short-Position von mehr als 100 % der gesamten Commercial-Netto-Short-Position halten. Die acht größten Goldhändler halten eine Netto-Short-Position, die etwas größer als 144 % der gesamten Commercial-Short-Position ist. Diese Zahlen sind ganz dicht an den Rekordniveaus.

Die Daten dieses jüngsten COT-Berichts bestätigen überdeutlich das zentrale Thema der Raptoren-Theorie, nämlich: den seit den letzten Jahren anwachsenden Wettbewerb der kleineren Commercials mit den großen Perma-Shorts. Mehr noch: Während die allgemeine Nutzung des COTs weiterhin ein sehr verlässliches, analytisches Werkzeug bleibt, trägt die Beobachtung der Raptoren zusätzlich zur Sicherheit und Verlässlichkeit bei. Im Fall von Gold als auch Silber halten die kleineren Commercials eine umfangreiche Netto-Long-Position gegenüber der riesigen, konzentrierten Netto-Short-Position der größten Commercials.

Die guten Nachrichten sind, dass die derzeitige Marktstruktur beim Gold und Silber in wichtiger Beziehung zu den Markttiefständen steht. Für Viele könnte die Analyse hier vorbei sein. Auch die Aktivitäten der Raptoren lassen darauf schließen, dass sich die Spielregeln geändert haben. Bedenkt man, dass die Raptoren noch nie kollektiv bei Preisrückgängen verkauft haben, dann scheint das Risiko gering und das Gewinnpotential hoch zu sein.

Die schlechten Nachrichten sind: Aufgrund des extremen Konzentrationsniveaus auf der Short-Seite (ausgehend von den großen Gold- und Silberhändlern), ist es schwer, nicht zu dem Schuss zu kommen, dass dies gleichbedeutend mit Manipulation ist. Die nackte Wahrheit ist, dass weder die CFTC noch die NYMEX einen solch hohen Konzentrationsgrad auf der Long-Seite des Marktes tolerieren würden (oder dürften). Die gesetzlichen Vorschriften sollen sich auf das Niveau beziehen und auf Gleichbehandlung, ganz gleich ob es sich um Long- oder Short-Manipulation handelt. Jemand sollte das mal den Aufsichtsbehörden beibringen.





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