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Inflations-/Deflationskampf: US Wirtschaft steuert auf Rezession zu

12.08.2004  |  Axel Merk
Der Arbeitsmarkt in den USA ist zum Stillstand gekommen, Firmeninventare steigen alarmierend. Firmenchefs sagen, es sei nur ein "soft patch" in der Writschaft; Greenspan meint, die Schwäche sei auf Grund "transitorischer Wirkungen" des höheren Ölpreises.

Wir sind anderer Meinung. Vor nur ein paar Wochen hat Greenspan vorhergesagt, Arbeitsplätze müssen geschaffen werden, es sei nur eine Frage der Zeit. Er lag falsch. Die Wirkung der enormen Stimulierung der US Wirtschaft durch Bush und Greenspan der letzten Jahre klingt aus, die Wirtschaft flaut ab. Das nächste Wirtschaftsförderungsprogramm wir nicht kommen bevor die nächste Regierung eingeschworen ist. Bis dahin bekommt der US Verbraucher nur noch eine Cash-Infusion durch Microsoft's ausserodentliche Multi-Milliarden Ausschüttung, die zur Weihnachtszeit nach Schätzungen mancher das US Bruttoinlandsprodukt um 0,2%-0,3% erhöhen wird.

Greenspan hat diese Woche die Zinsen weiter erhöht. Er hatte wenig Wahl, denn er muss die Zinsen auf ein höheres Niveau bringen, um sie später wieder - zur Stimulierung der Wirtschaft - senken zu können. Auch das derzeitige Zinsniveau ist noch inflationär. Greenspan muss positiv über die Wirtschaft sprechen, da die Wahrnehmung seiner Aktionen eine immer grössere Rolle spielt.

Der Inflations-/Deflationskampf schreibt ein neues Kapitel, ein etwas anderes als wir als das wahrscheinlichste angesehen hatten. Während des letzten Jahres haben langfristige Zinsen nur auf Wirtschaftswachstumszahlen reagiert, nicht auf inflationäre Einflüsse. Dieses Frühjahr sind langfristige Anleihen zusammengebrochen und wir nahmen an, dass sich die Inflation in den langristigen Zinsen nun widerspiegeln würde. Letzte Woche wurde es klar, dass sowohl das Ansteigen, wie auch - seit ein paar Wochen -, der Fall der langfristigen Zinsen ausschliesslich auf Wirtschaftswachstum (oder dessen Fehlen) zurückzuführen sind. Als letzte Woche bestätigt wurde, die Wirtschaft werde langsamer, sind langfristige Zinsen gefallen, die Börse fiel, der Dollar fiel, Gold stieg.

Während Inflation in jeder Ecke der Wirtschaft bemerkbar wird, so ist diese nicht in den langfristigen Zinsen zu erkennen. Deflationäre Kräfte sind einfach zu stark.

Wir sind mit Greenspan nicht einverstanden, dass die Wirtschaftsschwäche auf "transitorische" Einflüsse zurückzuführen ist. Greenspan und Bush haben enorme globale Ungleichgewichte gefördert - die hohen Ölpreise sind hiervon lediglich ein Symptom. Wir haben eine globale Wirtschaft, die überhitzt ist, gleichzeitig ist die US Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession. Künstlich tiefe Wechselkurse in Asien bewirken für dortige Regierungen besorgniserregende Fehlallokationen von Kapital, sowie Inflation. Die dort produzierten Güter überschwemmen den US Markt mit Billigprodukten, eine grosse Herausforderung für US Firmen, die mit Investitionen im Ausland und allgemeiner Zurückhaltung reagieren. Der US Verbraucher ist ausgelaugt und überlebt nur durch tiefe Zinsen. All dies ergibt keinen Spielraum, Verbraucherpreise zu erhöhen, während ein tieferer Dollar weiter Druck auf Rohstoffpreise ausübt. Die beste Analogie, die uns einfällt, ist die von Autoreifen, die auf einem Feldweg den Griff verlieren und durchdrehen. Während man das Fuss vom Gaspedal nehmen sollte, geben Bush & Greenspan Vollgas. Tatsächlich kommt das Auto vorwärts, nur sehr ineffizient, ausserdem wird viel Dreck aufgewühlt, und irgendwann wird das Auto ins schleudern und schilesslich zum Stillstand kommen.

Dies erklärt auch die Verschiedenen Signale, die wir aus der US Wirtschaft bekommen. Einige Geschäfte florieren und stellen Leute ein, während andere leiden. Dies ist mehr als die übliche Re-allokation von Kapital auf Grund eines neuen Umfeldes.

Greenspan war immer spät mit dem Wechsel seiner Zinspolitik. Dieses Mal wird es nicht ander sein, er wird Zinsen erhöhen, bis die Wirtschaft zum Stillstand gekommen ist. Während wir weiterhin glauben, dass langfristige Zinsen steigen werden, wenn Inflation zur Sorge in der Öffentlichkeit wird, so sagt uns der Markt zur zeit, dass langfristige Zinsen fallen werden, so dass die Zinskurve weiter ausflachen wird (rezessiv für die Wirtschaft). Wir werden ein Niedrigzins-/Niedrigwachstumsumfeld haben. Der klare Verlierer ist der US Dollar, der zu alle dem noch das Unahltbare Leistungsbilanzdefizit tragen muss.

Vor einem Jahr dachten wir, dass das optimistischste Szenario eines mit hohen Wachstum und hoher Inflation sein wird. Dies ist nicht der Fall, denn der nächste Stimulus kommt frühestens in 6-9 Monaten, während kurzfristige Zinsen steigen.

Der US Häusermarkt scheint seinen Höhepunkt erreicht zu haben. In Südkalifornien, einem der am meisten überhitzten Märkte, steigen Inventare, während weniger Interessenten im Markt sind. Derzeit halten Preise noch. Ein Zusammenbruch dieser Blase wäre der Todesstoss für den US Verbraucher, der durch diverse Stimulierungen über die letzten 10 Jahre bei Laune gehalten wurde.

Jeder Wirtschaftszyklus etnwickelt sich anders. Gerade wenn unsere Zentralbankchefs dachten, sie hätten schon alles gesehen, gibt es neue Herausforderungen. Dieser Zyklus wird anders als die Stagflation der 70'er Jahre aussehen, aber wir beneiden den Gewinner der kommenden US Präsidentschaftswahl nicht.


© Axel Merk, Merk Investments LLC



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