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Das Geld und die Neue Weltordnung

23.05.2021  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
In Zeiten der Klima- und Corona-Hysterie ist es für Zentralbanken besonders leicht, den Systemwechsel wirkungsvoll und nahezu geräuschlos zu finanzieren.

Die monetäre Konjunkturtheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie erklärt die Folgen, wenn die Banken neu geschaffenes Geld per Kreditvergabe in Umlauf geben. Es sorgt zunächst für einen künstlichen Aufschwung ("Boom"), der aber in einen Abschwung ("Bust") umschlagen muss. Dabei spielt der Zins die entscheidende Rolle. Er wird durch die Ausweitung des Kreditangebots zunächst künstlich abgesenkt und sorgt dadurch für steigenden Konsum, abnehmende Ersparnis und zusätzliche Investitionen, was insgesamt die Volkswirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes über die Verhältnisse leben lässt.

Hat sich die Wirkung der einmaligen Kredit- und Geldmengenausweitung auf Güterpreise, Löhne und Mengenverhältnisse entfaltet, entzaubert sich der Betrug. Die Marktakteure erkennen, dass der Aufschwung eine einmalige Sache war, und sie kehren zu ihrer ursprünglichen Konsum-Spar-Investition-Relation zurück. Dadurch steigt der Zins wieder auf sein ursprüngliches Niveau - und der Boom kippt in einen Bust um, die Konjunktur bricht in sich zusammen, gibt sich als Scheinaufschwung zu erkennen. Es ist also das Heruntermanipulieren des Zinses, der den Boom in Gang setzt, und sein Anstieg ist es, der den Bust auslöst.

Das wissen auch die Räte in den Zentralbanken. Deshalb sind sie spätestens seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 dazu übergegangen, nicht nur die urzfristzinsen, sondern auch die Langfristzinsen zu kontrollieren. Das geschieht vor allem durch Anleihekäufe. Als Monopolisten der Geldproduktion ist die Kaufkraft der Zentralbank nahezu unbeschränkt. Sie kann den von ihr gewünschten Anleihekurs und damit die von ihr gewollte Anleiheverzinsung auf dem Kapitalmarkt durchsetzen, das Ansteigen der Renditen kann verhindert werden. Auf diese Weise legen die Zentralbanken die Korrekturkräfte lahm, die dem Boom ein Ende setzen könnten.

Und folglich kann ein Boom und die damit einhergehenden Fehlentwicklungen - wie Überkonsum, Fehlinvestitionen, Spekulationsblasen, Verschuldungsexzesse, politische Korruption etc. - länger andauern und größere Auswüchse annehmen, als eine "reine" theoretische Problemanalyse nahelegen würde. Das schmälert die monetäre Konjunkturtheorie der Österreicher jedoch in keiner Weise! Im Gegenteil: Sie offenbart, welche Folgen es hat, wenn die Zentralbanken die Zinsbildung nicht mehr den freien Märkten überlassen, sondern die Zinshöhe per Anordnung und Befehl festlegen.

Alle bedeutenden Zentralbanken der Welt ziehen an einem Strang: Sie sorgen dafür, dass die Zinsen extrem niedrig sind und es auch bleiben. Das ermächtigt die Staaten - und die Sonderinteressengruppen, die sie für ihre Zwecke einzuspannen wissen (Big Business, Big Banking, BigTech). Die Staaten können sich mehr denn je ungestraft verschulden und mit der so gewonnenen finanziellen Potenz ihre Machtausweitung vorantreiben. Die breite Öffentlichkeit, eingelullt von der "Reichtumsillusion", für die die Geldmengenausweitung "aus dem Nichts" sorgt, wird entweder über die wahren Verhältnisse hinweggetäuscht.

Oder sie ist vom Staat so abhängig geworden, dass wirksamer Widerstand ausbleibt; oder sie ist gar von der Idee beseelt, der Staat müsse Wirtschaft und Gesellschaft steuern und lenken; der Staat wird als Heiland gesehen und nicht als Bedrohung erkannt. In Zeiten der Klima- und Corona-Hysterie ist es für Zentralbanken besonders leicht, den Systemwechsel wirkungsvoll und nahezu geräuschlos zu finanzieren: Die "Große Transformation", der "Great Reset" soll die Volkswirtschaften des Westens der wenigen verbliebenen Reste des freien Marktsystems entkleiden, sie in ein Befehls- und Lenkungswirtschaftsmodell überführen.

Wie in Kriegszeiten soll der "Notstand" - den Klimawandel und Virus angeblich verursachen - rechtfertigen, dass an die Stelle der als unzulänglich diffamierten freien Wirtschaftsordnung etwas Besseres, nämlich die Kommandowirtschaft, zu setzen ist. Das Privateigentum an den Produktionsanlagen bleibt dabei zwar formal erhalten. Vorerst zumindest. Aber der Staat bestimmt im Grunde durch seine Vorgaben, Ge- und Verbote, Gesetze und Steuern, wie die Produktionsmittel einzusetzen sind, was wann wie zu produzieren ist. Dass das den Wohlstand drastisch herabsetzen wird, bedarf keiner besonderen Erklärung.

Den Befehl- und Lenkungswirtschaften sollen nicht demokratisch gewählte Volksvertreter vorstehen, sondern eine supra-nationale Führungselite, eine globale Technokratie: Zentralbankräte, Großunternehmen, Hinterzimmer-Bürokraten und Politiker-Marionetten. Diese „technokratischen Globalisten“ werden nicht Halt machen bei einer weltweiten CO2-Steuer und globalen Impfallianz. Jedes kollektivistisch-sozialistische Regime, selbst wenn es noch so unschuldig daherkommt, strebt nach Allmacht; ohne sie kann es nicht bestehen. Und um zum Ziel zu gelangen, braucht es die Hoheit über das Geld.

Hier schließt sich der Kreis. Die monetäre Konjunkturtheorie der Österreicher offenbart nicht nur, in welchem Ausmaß Wirtschaft und Gesellschaft zinspolitisch manipuliert werden. Mit ihr lässt sich auch verstehen, warum das staatliche Geldmonopol das mächtigste Instrument ist, über das die politischen Globalisten verfügen - und das ihnen entzogen werden muss, soll die freie Wirtschaft und Gesellschaft nicht untergehen. Eine Aufgabe, die Entschlossenheit, die "Sturm und Drang" erfordert - wie sie bei Friedrich Schiller zu finden sind: "Und käm die Hölle selber in die Schranken / Mir soll der Mut nicht weichen und nicht wanken!"

Den Podcast zu diesem Aufsatz finden Sie hier.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


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