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Wie Sie die Finanzkrise besiegen

12.08.2007  |  Manfred Gburek
Ein ernstes Wort vorab: An den Finanzmärkten herrscht eine Vertrauenskrise; sie wird bis auf Weiteres anhalten. Eine ihrer wichtigsten Ursachen ist der Mangel an zuverlässigen Daten. Vertrauen lässt sich weder auf einer Skala von 1 bis 100 messen noch grafisch darstellen, es ist einfach da oder nicht da.

Zurzeit ist es nicht da. Dieser Zustand droht, wenn man die voraussichtliche Dauer der US-Hypothekenkrise zugrunde legt, bis 2008 anzuhalten, sagen die - ansonsten eher optimistischen - Analysten von Feri Rating & Research voraus. Deren Chef Helmut Knepel resümiert: "Alle werden die Zeche zahlen." Der Datenmangel ist übel: Wie viele Großkredite wackeln, hängt entscheidend vom Vertrauen der Gläubiger in ihre Schuldner ab - eine gefährliche Interdependenz, denn den Gläubigern fehlen ja die Daten, die das Vertrauen untermauern sollen.

Wie viel Geld die Notenbanken noch in den Geldkreislauf pumpen sollen, um einen internationalen Finanzkollaps zu verhindern, wissen sie selbst nicht. Denn je heftiger sie den Pumpenschwengel bewegen, desto mehr kann das von den Teilnehmern an den Finanzmärkten als Eingeständnis einer großen Krise ausgelegt werden - schon wieder so eine gefährliche Interdependenz. Und je weniger sie pumpen, desto größer ist die Gefahr, dass es zu einer internationalen Liquiditätskrise kommt.

Wie man Fonds bewerten soll, die in den vergangenen Tagen geschlossen wurden, weil es für ihre Wertpapiere keinen zuverlässigen Markt mehr gab, ist nirgendwo festgelegt. Es wäre naiv, zu glauben, ihre Krise bleibe auf solche beschränkt, die Asset Backed Securities (ABS) in ihrem Portfolio haben, also verbriefte Forderungen von mehr oder minder hoher Qualität. Es ist ja noch nicht lange her, dass einige offene Immobilienfonds für Monate geschlossen wurden. Anleger, die das darin investierte Geld benötigten, mussten es sich notgedrungen auf andere Weise als durch Liquidation ihrer Fondsanteile besorgen. Jetzt geschieht dasselbe mit ABS-Fonds, Ende offen.

Als nächste können im Prinzip alle Fonds betroffen sein, die Instrumente einsetzen, deren Bewertung mangels Marktgängigkeit infrage gestellt ist. Wer indes glaubt, die übrigen Fonds seien sicher, unterliegt einem Irrtum. Denn das Nettomittelaufkommen (Differenz zwischen neu ausgegebenen und zurückgenommenen Fondsanteilen) geriet laut Statistik des Branchenverbands BVI im ersten Halbjahr 2007 bei Rentenfonds mit 6,8 Mrd. € und bei Aktienfonds sogar mit 11,1 Mrd. € ins Minus. Fondsmanager, die Anteilsrückgaben verkraften mussten, waren also zu Wertpapierverkäufen gezwungen. Dass die Wende zum Positiven im zweiten Halbjahr zu schaffen ist, daran können in Anbetracht der Turbulenzen an den Finanzmärkten und der fallenden Aktienkurse nur noch Träumer glauben.

Worin bestehen nun für Anleger die Alternativen? Bis auf Weiteres in allen liquiden bzw. leicht liquidierbaren Direktanlagen. Das sind, neben lieber zu viel als zu wenig Bargeld für den täglichen Bedarf, Tages- und Festgeld bei möglichst zwei bis drei (man weiß ja nie) soliden Banken und Sparkassen, Bundesanleihen oder -obligationen mit Restlaufzeiten bis zu drei Jahren (www.deutsche-finanzagentur.de) und Gold, am besten in Form von gängigen Anlagemünzen und Barren.

Für die meisten Leser dieser Internetseite sind solche Kaufempfehlungen nicht neu. Um genau zu sein: Diese ziehen sich, ergänzt um Verkaufsempfehlungen für die üblichen Aktien, seit dem 16. März ("Horten Sie Liquidität!", hieß es damals) wie ein roter Faden durch die hier vorgebrachten Argumente. Es gilt allerdings immer wieder neue Details zu beachten. Eines davon ist der jüngste Kampf um den Goldpreis. Wie den meisten Beobachtern aufgefallen sein dürfte, schlägt er zusammen mit dem Silberpreis immer wieder kräftig nach oben wie nach unten aus. Nach oben wird er überwiegend durch die hohe physische Nachfrage bewegt, nach unten vor allem durch Terminmarktgeschäfte, ergänzt um geradezu zelebrierte Goldverkäufe (als psychologisches Druckmittel) von Seiten der Europäischen Zentralbank, der Schweizerischen, spanischen und angeblich auch der italienischen Notenbank.

In dieser Woche kam noch die Goldleihe hinzu; was ihre Auswirkungen betrifft, haben Eugen Weinberg und Barbara Lambrecht sie treffend in ihrer Freitagskolumne beschrieben (unter anderem bei www.goldseiten.de): Leihraten explodieren (besonders die Monatsrate), Goldverkäufe durch Bullionbanken drücken kurzfristig auf den Preis. Danach zu erwarten sei ein "Tsunami am Goldmarkt, der vom Beben im Finanzsektor ausgelöst wurde und der die Notierungen nachhaltig auf über 700 USD spülen sollte". Am Freitagnachmittag deutete sich der Beginn einer solchen Entwicklung bereits an.

Über der internationalen Finanzkrise scheint das Drama um den weltweit fünftgrößten Goldkonzern, Harmony Gold aus Südafrika, fast schon wieder in Vergessenheit zu geraten. Sein Chef Bernard Swanepoel schmiss ohne stichhaltige Begründung hin, und der Kurs der - auch an der New York Stock Exchange rege gehandelten - Aktie rauschte nach unten. Dazu trugen nicht allein die hohen Produktionskosten, der Gewinneinbruch und der Streik in Südafrikas Goldindustrie bei, sondern im Nachgang auch der schon viel früher missglückte Versuch zur Übernahme des größeren südafrikanischen Rivalen Gold Fields, weltweit Nummer vier, und im Vorgriff die Verschiebung der Bekanntgabe von Quartalszahlen vom 13. auf den 27. August.

Der Fall Harmony Gold belegt ein Mal mehr, dass Goldaktien sich, anders als Goldmünzen und -barren, nur für flexible Anleger eignen, die vorübergehende Rückschläge verkraften und durch erfolgreichere andere Edelmetallaktien mehr als kompensieren können. Dabei ist die internationale Streuung wichtig. Denn im vorliegenden Fall wurden zum Beispiel auch die Aktien von Gold Fields und Anglogold Ashanti (Südafrikas Nummer eins) etwas nach unten gerissen, weil der Streik der Bergarbeiter sie zusätzlich zur Unruhe um Harmony Gold traf, während sich etwa die Kurse nordamerikanischer Goldaktien passabel hielten. Wer sich zur Lage in Südafrika auf dem Laufenden halten will, sollte die englischsprachige Internetseite www.miningweekly.co.za anklicken. Alles in allem spricht die enorme Hebelwirkung, die in den südafrikanischen Goldaktien für den Fall eines stark steigenden Goldpreises bei weiterer Schwäche der Rand-Währung und möglicherweise absehbarem Streikende steckt, eher für spekulative Käufe.

Eine Methode, interessante Edelmetallaktien ausfindig zu machen, wurde hier am 20. Juli beschrieben. Wer dagegen das Timing beim Goldpreis optimieren möchte, sollte jetzt penibel sein Hin und Her als Reaktion auf die internationale Finanzkrise beachten. Denn er unterliegt einerseits - noch - den Maßnahmen zur Liquiditätsbeschaffung (wie in der abgelaufenen Woche), wird aber andererseits schon durch Käufer nach oben getrieben, die das Edelmetall als ultimativen sicheren Hafen ansehen - wie zuletzt am Freitag. Wenn demnächst, wie aufgrund der aktuellen Entwicklung zu erwarten, durch die Zentralbanken offiziell die Zinsen gesenkt werden, dürften die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsraten) gegen Null tendieren und dem Goldpreis zusätzlich Auftrieb verleihen.

Zu guter Letzt: Wo Gold (und andere Edelmetalle) kaufen? Banken und Sparkassen können mit bestimmten privaten Goldhändlern überwiegend nicht mithalten. Das gilt für die Verfügbarkeit wie auch für die Preise. Deshalb folgt hier in alphabetischer Reihenfolge eine Auswahl von Internetseiten einiger nachgewiesen seriöser Händler: www.muenzkabinett-frankfurt.de, www.proaurum.de, www.westgold.de und www.zpmo.ch.

Nun noch das Allerletzte: Als am Donnerstag die internationale Finanzkrise so richtig losbrach, ließ es die ARD bei ihrer Börsenberichterstattung vor der Tagesschau bewenden. Als dieses von dem einen oder anderen Kritiker offenbar zu Recht als Beamtenfernsehen beschimpfte Medium dann um 20.00 Uhr mit dem Streik der Lokführer loslegte, konnte man ihm das nicht verdenken. Doch die Krise blieb bis 20.15 Uhr ausgeblendet, stattdessen folgten die üblichen Beiträge zur Politik - und zu schützenswerten Dresdner Fledermäusen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist u.a. Moderator auf der "Edelmetall- & Rohstoffmesse" am 2.+3.11.2007 in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)








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