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Mittelstandserosion

21.08.2021  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
- Seite 3 -
5. Trend von der freien Markt- zur Staatswirtschaft

Die Corona-Krise hat dem Mittelstand schlagartig zum Bewusstsein gebracht, dass in unserem eigentlich freiheitlichen marktwirtschaftlichen System der Staatseinfluss immer stärker geworden ist, unser Wirtschaftssystem zwar noch nicht zur Planwirtschaft (weil der Staat keine Pläne hat), aber zur staatlichen Kommandowirtschaft wird. Die Franzosen nennen dies "Planification" und haben dies nicht nur in der EU durchgesetzt, sondern zunehmend auch bei uns.

Noch nie hat eine Regierung gewagt, die gesamte Wirtschaft wochenlang lahmzulegen, sich dabei ohne wirtschaftlichen Sachverstand allein auf Hausvirologen verlassen bzw. die Maßnahmen der chinesischen Staatsdiktatur blind nachgemacht. Der ewige Kampf zwischen staatlichem Herrschafts- und privatem Freiheitswillen hat sich durch die Ausrufung der Pandemie ruckartig zugunsten des Obrigkeitenstaates verändert.

Wo es angeblich um Leben und Tod geht, haben sich zu viele freie Bürger zu schnell staatlicher Willkür unterworfen, sich sogar ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage entziehen lassen und merkten erst zu spät, dass eine Paniktruppe sie planlos, alternativlos, einseitig beraten und voller Widersprüche in einen wirtschaftlichen Zusammenbruch getrieben hat.

Nach der Pandemie wird erfahrungsgemäß der Staat die einmal erreichte Machfülle nicht mehr zurückgeben. Der Zug von der Wirtschaftsfreiheit über die "Planification" zur Verwaltungswirtschaft ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Die Vertreter der Gesundheits- und Sozialverwaltungswirtschaft haben in der Pandemie die politische Führung erlangt. Damit können Konzerne leben, aber nicht der auf persönliche Handlungsfreiheit angewiesene Unternehmer. Die Luft wird künftig für ihn immer dünner, zumal die kommende Wirtschaftskrise und Verarmung die öffentlichen Funktionäre zu ständig weiteren Interventionen antreiben wird.


Handlungsempfehlung

Wenn sich die öffentlichen Rahmendaten fundamental und dauerhaft verändern, muss ein guter Unternehmer reagieren.

Es wäre töricht, der Regierung zu glauben, dass nach Corona alles wieder wie vorher wäre oder dass die jetzigen Maßnahmen dauerhaft wieder aufgehoben würden.

Vor allem darf man auch der Einheitspropaganda der Regierungsmedien nicht glauben, die uns mit immer gleichen Sendungen und Talkrunden in immer gleicher Angst "auf Linie halten wollen".

Ein Unternehmer darf zwar in seinem Familienbetrieb nach persönlichen Kriterien entscheiden, unterliegt aber dennoch langfristig dem Gesetz von Kosten und Ertrag. Wenn die Kosten ständig steigen und der Ertrag sinkt, geht es um die Existenz. Dies nicht zu sehen oder an falsche Hilfe zu glauben, ist zurzeit der Fehler von hunderttausenden mittelständischer Unternehmer in Deutschland. Nicht der Betrieb ist der Sinn eines mittelständischen Unternehmers, sondern die private Existenz und das Familienvermögen.

Wenn der Betrieb letzteres gefährdet, muss ein Unternehmer aus Familienverantwortung rechtzeitig die Notbremse ziehen. Wenn die Umstände es erfordern, muss man also Exit-Strategien entwickeln, muss man sich rechtzeitig aus einem sich wandelnden Markt oder aus gefährlichen öffentlichen Rahmendaten zurückziehen, um sein Vermögen zu retten - auch auf Kosten des Betriebes.

Das Mittelstandsinstitut Niedersachen empfiehlt dem Einzelhandel, der Gastronomie, der Hotellerie und den traditionellen Dienstleistungsbereichen, jetzt über einen Rückzug vom Markt nachzudenken. Auch sich rechtzeitig zurückzuziehen, ist unternehmerische Leistung!

Das bedeutet eventuell Entlassungen statt Kurzarbeit der Mitarbeiter, rechtzeitigen Verkauf des Unternehmens, von Investitionen oder Immobilien oder Verkleinerung des Unternehmens auf eine finanziell ungefährliche Mindestkapazität.

Auch bei Exit-Strategien gilt der Satz "Wer zuletzt kommt, verliert".

Selbst wenn ein Unternehmer den Exit nicht plant, muss er angesichts der kommenden Wirtschaftskrise und den verschlechterten Rahmenbedingungen Rückzugsstrategien vorbereiten. Er muss wissen, von welchen Mitarbeitern der Abteilung im Betrieb er sich zuerst trennen muss, welche Reserven er halten, vorbereiten und einplanen kann, welche Defizitbereiche im Unternehmen saniert, abgestoßen oder geschlossen werden müssen und wo welche Kostenreserven im Betrieb noch mobilisierbar sind ¹⁰.

Gleiches gilt im Vertrieb: Wo sind in der Krise noch sichere Absatzfelder? Wo könnte der Absatz um wieviel Prozent einbrechen? Welche Produktänderungen würde eine Krise erfordern? Welche Kunden erscheinen stabil oder sind ebenfalls gefährdet?

Zu den Vorsorgemaßnahmen gehört auch, dass der Unternehmer sich selbst in Frage stellt. Ist er inzwischen müde oder satt geworden oder noch heiß auf Leistung? Muss er den Betrieb der Familie zu erhalten versuchen oder nicht? Fühlt sich der Unternehmer willens und in der Lage, noch sieben magere Jahre durchzukämpfen? Für wen tut er das?

Alle diese Fragen ¹¹ sollten zumindest durchdacht werden.

Die Corona-Krise hat somit eine ohnehin schon begonnene Strukturwandlung beschleunigt und erzwingt dadurch schon jetzt betriebliche Entscheidungen, die wir sonst vielleicht erst später oder gar nicht getroffen hätten. Strukturwandelzeiten sind Herausforderungen! Wer sie nicht annimmt oder rechtzeitig ablehnt, geht unter!

Wer sie aber rechtzeitig erkennt, löst und als Zukunftschance begreift, kann als Sieger aus der Corona- wie aus der danach kommenden Crash-Krise hervorgehen!


© Prof. Dr. Eberhard Hamer
Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.


¹ Gewinn 100 Milliarden Euro in 2020 steuerfrei in den Steueroasen
² Von Ausnahmen wie Lufthansa, den Flughäfen u.a. abgesehen
³ Vgl. Hamer, E. "Bürokratieüberwälzung auf die Wirtschaft", Hannover 1979, S. 139 und 151
⁴ Wie zuvor, S. 151
⁵ Was z.B. auch den Wiederaufbau Ost entscheidend verändert hat, weil wir das westdeutsche Gesetzesgeflecht plötzlich und verhindernd über die Freiheitswünsche der ostdeutschen Freiheitskämpfer geworfen haben.
⁶ Wie z.B. Bürgermeister Scholz die Steuerschuld von 41 Mio. der Warburg Bank für Cum-Ex-Geschäfte einzutreiben "vergaß".
⁷ So ist dem Autor eine Gewerbeansiedlung 5 Jahre durch einen rechtswidrigen Einspruch des Denkmalsamtes blockiert worden und läuft das Genehmigungsverfahren inzwischen ins 10. Jahr.
⁸ So Umfragen im Mittelstandsinstitut Niedersachsen 1978-1979, 1990-1999 u.a.; vgl. auch Hamer, E. "Mittelstand und Sozialpolitik", 1996, S. 307 ff.
⁹ Zum Beispiel, dass Einzelhandel, Hotels und Gastronomie schließen müssen, während Supermärkte, Friseure, Busse, Bahnen und andere Bereiche mit höherem Gefahrenpotenzial unbehelligt blieben.
¹⁰ Vgl. dazu Hamer, E. "Der große Crash-Ratgeber", Kopp-Verlag 2017
¹¹ sind vom Mittelstandsinstitut im neuen Buch "Wer ist Mittelstand?" gestellt worden
- vgl. Hamer E. "Wer ist Mittelstand?", Hannover 2021 und ders. "Die Mittelschicht in Krise und Wandel", Hannover 2020



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