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Die Märkte sind für die Profis derzeit ein Rätsel

27.10.2007  |  Redaktion
Bankenkrise, Öl auf Rekordstand, Gold auf 28-Jahreshoch, Dollar im freien Fall. Und die Aktienmärkte tun so, als ob nichts wär. Tatsächlich scheint hier irgendwas faul zu sein - nur was? Hätten wir Anfang des Jahres von einem Ölpreis von 100 Dollar gesprochen, dann hätte das an den Aktienmärkten weltweit einen nachhaltigen Schock ausgelöst. Heute dagegen wird der Ölpreis ignoriert.

Ein Goldpreis von 800 Dollar pro Feinunze - das wäre früher ebenfalls nicht ohne nachhaltige Auswirkungen geblieben, besonders am Anleihenmarkt. Was passiert? Irgendwelche Investoren kaufen unbeirrt weiter US-Bonds, die allein am nächsten Tag schon 1% weniger wert sind, weil der Dollar fällt. So hat ein Euro-Anleger, der sein Geld in Festverzinsliche US-Anleihen am Anfang des Jahres anlegte, per heute fast 10% Verlust gemacht - nur durch den Dollar-Fall. Kein gutes Geschäft.

Übrigens: Die Anleger aus den sog. Schwellenländern (Indien etc.) hätten einen noch größeren Verlust erlitten, weil z.B. die indische Rupie allein in den letzten Monaten um 15% gegen Dollar zugelegt hat. Wer also kauft die Bonds?

Ein Dollar bei 1,44 Euro - das hätte den deutschen Aktienmarkt früher geknebelt. Ich erinnere noch, Mitte der 90iger Jahre, als wir einen ähnlich niedrigen Stand hatten, was das damals für eine schwere Bedrohung für den DAX war. Heute dagegen scheint ein fallender Dollar keinen Einfluss auf europäische Aktien zu haben.


Des Rätsels Lösung:

1. Die Aktienmärkte steigen, weil die Welt in Liquidität ertrinkt. Man weiß einfach nicht wohin mit seinem Geld. Die Notenbanken geben zusätzlich "Gas". In Zeiten, in denen mit Inflation zu rechnen ist, steigen Aktienmärkte. (Siehe Simbabwe)

2. Viele Profis haben im Sommer ihre Aktienquote stark herunter gefahren. Das Umfeld mag ihnen zwar Recht gegeben haben. Jedoch: Aktienmärkte reagieren nicht immer logisch. Nun steigen die Märkte und Institutionelle haben einen enormen Nachholbedarf Eigentlich bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als widerwillig in den Markt einzusteigen. Sonst stehen sie am Ende des Jahres mit leeren Händen vor ihrer Kundschaft.

3. Die Ölregionen ersticken im Geld. Dieses sucht Anlage in Europa und anderen Aktienmärkten. Man muss sich vor Augen halten, dass jeder Dollar, den das Öl steigt, direkt in die Schatulle eines Herrschers in Arabien bzw. eines Despoten sprudelt. Diese Herren haben Milliardenzuflüsse und sind sehr besorgt über die Zukunft des Dollars.

Im Prinzip handelt es sich um eine globale, gigantische Umverteilungsaktion des Geldes der westlichen Industrienationen auf die Konten von Öldespoten am persischen Golf oder in die Taschen vollkommen irrgewordener Staatstyrannen wie z.B. in Venezuela. Auch Russland profitiert im großen Stil. Und was machen sie mit dem Geld? Sie gehen zumindest zum Teil in die Aktienmärkte. Das allein reicht aus, um die Börsen boomen zu lassen.

4. Neue, unerfahrene Investoren aus China und Indien, bzw. Asien. Millionen von neuen Reichen haben den Aktienmarkt entdeckt. Immer wieder angestachelt durch neue Rekordkurse in Indien und China ist das Anlagevolk dort inzwischen ganz wild geworden. Es herrscht eine ähnliche Stimmung und Unerfahrenheit wie zu Zeiten des Neuen Marktes in Deutschland. Die gewaltige, neue Anlagekraft des asiatischen Raumes ergießt sich letztlich auch über Europa und nicht zuletzt in den USA.

5. Generelle Flucht aus dem Dollar. Suche nach Geldparkmöglichkeiten. Die Dollar-Besitzer haben derzeit nur eines im Sinn: Irgendwas kaufen, damit der Werterhalt mehr oder weniger erhalten bleibt. So ist unter anderem zu erklären, dass der schwache Dollar nicht zu schwachen Aktienmärkten führt. Die Dollarbesitzer kaufen aber nicht nur Aktien, sondern vor allem auch Rohstoffe: Gold und Öl.

Fazit: DAX 10.000, Gold 1.000, Öl 100, Dollar 1,50 - alles ist möglich...


© Michael Mross

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