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Conditional Formatting und ihre Anwendung bei der technischen Analyse

01.11.2007  |  Redaktion
Conditional Formatting und ihre Anwendung bei der technischen Analyse (am Beispiel des AMEX Gold BUGS-Index)

Carl Swenlin hat den Satz geprägt: "Die technische Analyse ist eine Windsocke und keine Kristallkugel." Das ist vielleicht eine der eloquentesten und präzisesten Definitionen, die ich je gelesen habe, weil sie viel weitergeht als der eigentliche Satz. Nehmen wir an, der Wind weht von Norden, dann wird ein Windsack die Richtung so lange anzeigen, bis die Windrichtung wieder wechselt. Wenn der Wind umdreht, dann wird der Einzelne das mitbekommen und sicher sein können, dass der Wind, der gegen das Haus drückt nun aus der angezeigten Richtung kommt. Je weiter man sich vom Haus entfernt, desto stärker variieren die Muster der Windrichtung, sie können jedoch mit Hilfe von Satellitensystemen verfolgt werden, die eine mehr oder weniger akkurate Vorstellung vom Gesamtzusammenhang und von der Richtung vermitteln können, in die ein Wolken- und Windsystem wandert. Betrachten sie das einzelne Haus mit der Windsocke als Unterkategorie in der Umgebung von Wettersystemen und Satellitenbildern, die in Bezug auf das Gesamtbild einige Stufen höher rangieren. Bei der Wettervorhersage kann man sich auf verschiedenen Stufen der Auflösung bewegen, man kann zoomen, um ein präziseres Bild vom Wettersystem, ganz gleich an welchem Ort, zu erhalten man kann aber auch wieder auszommen. Wenn man dies auf die Stochastik überträgt, so entsprechen die kurz- und längerfristigen Gegebenheiten niedrigeren oder höheren Stufen der "Marktansichten". Behalten sie die Definition von "Stufen" im Hinterkopf, da sie mit anderen Konzepten, am Ende des Artikels, in Verbindung gebracht wird.

Conditional formatting (CF) ist die Grundlage für ganz simple Computerprogrammierung. Aussagen wie "wenn", "und", "oder", "dann" sind die grundlegenden Befehle, die zu einer Abfolge unterschiedlichen Ketten miteinander verbunden werden, mit dem Ziel eine definierte Landkarte aus Anweisungen zu erstellen, die den Weg weist, im Falle es stellen sich bestimmte Befehle als richtig oder falsch heraus. Sollte sich der Befehl als positiv herausstellen, wird dies mit "1" bezeichnet, ist er negativ, dann mit "0" - abhängig vom zu definierenden Begriff. Die Programme für den Handel an Märkten benutzen einfache CF-Befehle, die komplexe Algorithmenausgaben miteinander verknüpfen. Sie werden ausgelöst, wenn sich bestimmte, vordefinierte Variablen als richtig oder falsch herausstellen.

CF kommt auch bei Elliot Wave zu Anwendung - hier bei den "Preferred Counts" und den "Alternate Counts". Ein Preferred Count ist eine Trendanalyse, bei der der Markttechniker das Gefühl hat, sie würde mit allen aufgestellten Regeln und Prinzipien übereinstimmen. Der Alternate Count wird aktiviert, "wenn" der Preferred Count außer Kraft gesetzt ist. Jedem der noch keine Ausgabe von Glenn Neelys “Mastering Elliott Wave” besitzt, will ich dies dringlich ans Herz legen, da es das wichtigste Buch zum Thema ist. In einem meiner Artikel aus dem letzten Jahr, “The Technical Palette”, habe ich meine Methode schon dargelegt. Wann immer größere Richtlinien gebrochen werden - z.B. positive Preiszielsetzungen, ein Bruch der Trendlinie etc. - sollte es für einen außer Kraft gesetzten Count einen wechselnden, Alternate Count geben, um dem definierten Trend im Fluss zu halten. Nichts im Leben ist zu 100% sicher oder liegt einwandfrei im Bereich statistischer Berechnungen. Eine Sturmfront kann viel Regen in sich tragen, dennoch ist es möglich, dass es an bestimmten Stellen nicht regnen wird, da die lokale Oberflächenstruktur oder bestimmte Aspekte der Druckverhältnisse hier besonderen Einfluss ausüben. Was die Märkte betrifft, so lassen sich die festgelegten Trends ohne große Probleme erkennen, die kleinen Nuancen, auf den unteren Stufen, basieren auf Anhäufungen von Nachrichten und die Art und Weise, wie diese Nachrichten die Menschen beeinflussen.

Nachrichten werden heutzutage schnell gestreut, praktische jeder, der einen Computer besitzt, kann sie erhalten. Dies kann auch automatisch zu schnellen Umbrüchen in der Marktstimmung führen, was wiederum zu wilden Tagesbewegungen, wie wir sie kennen, beiträgt. Über 70% der Aktien werden über Black-Box-Models gehandelt, daher erscheinen die Elliot-Wave-Strukturen, wie auch die meisten Marktbewegungen, fast zu den maximalen Ober- und Unterzielen gestreckt. Ein Zustand von Gleichgültigkeit oder Panik kann mathematisch ausgelöst werden, er entsteht über den Weg ins auge des Betrachter bahnt. In dieser Hinsicht ist das Verhalten im Markt einer ganz andere Herausforderung als noch vor 20 Jahren.

Um die oben stehenden Gedanken zusammenzufassen, scheint es passend, den AMEX Gold BUGS Index (HUI) als Beispiel zu wählen. Eigentlich hatte ich gehofft, einen anderen, von mir verfolgten, Index wählen zu können ((S&P 500 Index, AMEX Oil Index, US Dollar Index, 10 Year US Treasury Index), aber bei diesen Indizes konnte sich bis jetzt noch keiner durchringen, ein Scheitern des Preferred Count darzustellen. Abbildung 1 zeigt den Preferred Count, den ich vor einigen Wochen hatte. Die Kurvenstruktur zu dieser Zeit ließ auf eine weitere Aufwärtsbewegung der Welle 5.(1) schließen, bevor diese austoppen würde. Voraussetzung, damit sich der Preferred Count als korrekt herausstellen würde, war, dass die Höhe der Welle 5 die Höhe der Welle 3 nicht überschreiten würde, da Welle 1 die erweiterte Welle des Musters war (Zeit und Komplexität). Der HUI stieg weiter über 413 an, womit er die Wellenstruktur außer Kraft setzte und Neubewertung erforderlich machte. Der Trend war jedoch schon nicht mehr der Jüngste und die Händler wollten nicht ihr Handelsgebaren ändern, zudem auch keine neuen Positionen eingehen. Investoren, die sich neue Positionen ausgerechnet hatten, wurde der Rat gegeben, noch auf einen Rückgang bis auf das Niveau von 390-400 zu warten, bevor sie neue, längerfristige Positionen eingingen.


Abbildung 1:

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Der veränderte Count von letzter Woche steht unten. Der Preferred Count wird farbig dargestellt und der Alternate Count in grau. Der Alternate Count ist fast identisch mit dem Chart der letzten Woche, mit der Ausnahme, dass der Endpunkt der Welle 4 höher lag, wobei die maximal erlaubt Höhe der Welle auf 427,5 stieg. Der Preferred Count unterschied sich von Alternate Count darin, dass die Ausformung einer potentiellen Running Correction angenommen wurde. Für das Szenario einer Running Correction hätte der HUI nicht unter 400 schließen dürfen; die Trendlinie des Alternate Count wäre durchbrochen wurden, was für ein tatsächlich korrektes Muster gesprochen hätte. Der HUI hätte, im Fall des Preferred Count, noch vor Januar eine raketenartige Bewegung in Richtung 600-700 gemacht; wohingegen der Alternate Count für den HUI ein Niveau unterhalb von 427,5 vorsah. Beide Muster hätten zutreffen können, aber die kurzfristigen Marktkräfte änderten die Richtung und veränderten dabei den Count. Welle (1) brauchte ungefähr 6 Wochen, also müsste Welle (2) theoretisch dieselbe Zeit brauchen oder ein klein wenig länger. Wenn man den Preferred Count und Alternate Count nebeneinander stellt, kann der Leser erkennen, welcher Trend sich bei einer Veränderung möglicherweise ausprägen würde. Es ist wichtig, alle Möglichkeiten der Ausprägung eines bestimmten Index zu kennen, weil man Verluste minimieren und passende Eingangs/Ausgangs-Punkte festlegen kann.


Abbildung 2:

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Mich erreichten in der letzten Zeit zahlreiche Anfragen, ob ich nicht einen Service anbieten könne, der den S&P 500 täglich verfolgt. Ich habe leider zu wenig Zeit 5 Indizes und eine Anzahl von Aktien gleichzeitig zu verfolgen, ich muss leider passen, denn dies wäre eine Vollzeitaufgabe.

Normalerweise schreibe ich wenig über technische Analyse, allerdings habe ich von Zeit zu Zeit einen Gedanken, der durchdacht und festgehalten werden will.


© David Petch

www.treasurechestsinfo.com










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