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Der Streifenpolizist - Teil I

15.11.2007  |  Theodore Butler
Anmerkung GoldSeiten: Theodore Butler hat in dieser Woche "nur" einen von ihm verfassten Brief veröffentlicht....



CFTC-Kommissar
Bart Chilton
US Commodity Futures Trading Commission
Three Lafayette Centre
1155 21st St, NW
Washington, DC 20581


Sehr geehrter Kommissar Chilton,

Es war erfrischend, ihre Rede "Der Polizist auf Streife - Verbraucherschutz" vom 6. November zu lesen, die sie vor der American Public Gas Association in Memphis hielten. (www.cftc.gov, PDF, engl.)

In ihrer Rede haben sie den Zuhörern versichert, dass die CFTC in Bezug auf Betrugsfälle, Missbrauch und Marktmanipulation wirklich als Polizist auf Streife gehen kann. Genauer gesagt, meinten sie: "Was wir machen, sind nicht irgendwelche Matlock-Operationen. Wir sind eher vom Typ "Elliot Ness" oder "James Bond" - bei betrügerischen Operationen machen wir aber auch den Laden dicht; wir sind eher der "Terminator".

Ihren deutlichen Worten kann ich nur entnehmen, dass sie über die besonderen Umstände von Missbrauch und Manipulation, von denen im Silbermarkt berichtet wird, nicht informiert sind. Im August schrieben Hunderte betroffener Investoren ihrem amtierenden Chairman Lukken sowie dem CEO der NYMEX, James Newsome (ein früherer CFTC-Chairman). Die Schreiben enthielten drei einfache Fragen, die in meinen Artikel "Fighting Back" (dt. Übersetzung) aufgeworfen wurden.

In einem hierauf folgenden Artikel "Ein Königlicher Beschiss" (dt. Übersetzung) kamen zwei weitere Fragen hinzu.

Obwohl seither schon fast drei Monate vergangen sind, haben weder Chairman Lukken, noch Mr. Newsome Antworten auf diese sehr einfachen Fragen geben können, die sich auf die ungewöhnliche Konzentration der Leerverkäufe beim COMEX-Silber bezogen.

1. Wenn eine konzentrierte Netto-Short-Position für Silber, die über 260 Millionen oz entspricht und von 4 oder weniger Händlern gehalten wird, nicht den Preis manipuliert, welche Menge würden sie demnach als manipulativ bezeichnen?

2. Sollte die Identität eines Händlers geschützt bleiben, wenn gegen ihn Vorwürfe wegen Manipulation erhoben werden?

3. Können sie mir diejenigen Märkte aufzählen, bei denen die konzentrierte Netto-Short-Position, gehalten von 4 oder weniger Händlern, größer ist als 150 Tage Weltproduktion - so wie es beim Silber der Fall ist?

4. Was ist der Sinn und Zweck der Zusammenstellung und der Veröffentlichung von Konzentrationsangaben für jeden Markt?

5. Ab welchem Konzentrationsniveau kann man von Manipulation sprechen?

Seit August haben sich nun auch am COMEX-Markt für Gold-Futures die Charakteristiken fortgeschrittener Manipulation herausgebildet. Dies hängt mit einer ungewöhnlichen Konzentration der Positionen auf Seiten der Leerverkäufer zusammen. Die 4 oder 8 größten Händler haben hier eine konzentrierte Short-Position zusammengetragen, die es in diesem Umfang noch niemals zuvor gegeben hat. Ich bin sicher, sie wissen genauso wie ich, dass Konzentration und Manipulation Hand in Hand gehen.

Zudem wird die konzentrierte Short-Position, wenn sie ein für alle mal aufgelöst wird, unbedingt eine ungewöhnlich heftige Preisreaktion auslösen (entweder nach oben oder nach unten), dieser Reaktion werden jedoch keinesfalls die wahrhaftig fundamentalen Gesichtspunkte wie Angebot und Nachfrage zugrunde liegenden. Dies ist gegen die grundlegendsten Prämissen der gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor.

Abschließend möchte ich noch die ungewöhnliche Ansammlung von Intra-Markt-Spread-Positionen ansprechen, die sich über die letzten Wochen im Markt sowohl für COMEX-Silber-Futures als auch für COMEX-Gold-Futures herausgebildet haben. In beiden Fällen handelt es sich hierbei um seit Jahrzehnten nicht erreichte Rekordstände. Ich habe aus ökonomischer Sicht keine legitime Erklärung, die einen solchen Anstieg bei diesen Spread-Positionen rechtfertigen würde.

Die einzige plausible Erklärung hierfür kann tatsächlich nur in der willentlichen Verschleierung des wahren Ausmaßes der Konzentration liegen (prozentual gesehen), weil die Spreads das wirklich bestehende Open Interest beim Gold und Silber an der COMEX künstlich überbetonen.

Rechnet man diese unökonomischen Spread-Transaktionen aus den Angaben des jüngsten Commitment of Traders Report heraus (alle Non-Commercial-Spread-Positionen inklusive einer vernünftigen Berechnung der nicht angegebenen Commercial-Spreads), dann wären die 4 größten Silber-Händler mit mehr als 50% des Marktes short - und nicht nur mit den angegebenen 34,8%. Beim Gold betrüge der echte Prozentsatz der Netto-Short-Position der 4 größten Händler 45% und nicht angegebene 27,1%. Dies sind zum Himmel schreiende Konzentrationen und sie können ganz einfach von der CFTC nachgeprüft werden.

In Anbetracht der klaren Aussagen während ihrer öffentlichen Ansprache, fordere ich sie mit allem Respekt auf, die Kommission und die NYMEX dazu zu bringen, die oben gestellten Fragen zu beantworten und auch auf die neuen Bedenken bezüglich der künstlichen Aufblähung des Open Interest einzugehen, die beim COMEX- Gold/Silber via Spreads betrieben wird. Erfolgt keine Antwort, so wird dies Zweifel schüren an der Entschlossenheit der Kommission, das Gesetz auch durchzusetzen. Es kann dem Allgemeinwohl nur abträglich sein, wenn vermutete und sichtbare Manipulation weiterbesteht.


Hochachtungsvoll

Theodore Butler



Sollten Leser in Erwägung ziehen, den Kommissar Chilton wegen des dargestellten Problems kontaktieren zu wollen: bchilton@cftc.gov

Sollten sie auch den amtierenden Chairman Walter Lukken sowie CEO der NYMEX James Newsome kontaktieren wollen (sei es in Form eines erneuten, weiterführenden Anschreibens): wlukken@cftc.gov bzw. jnewsome@nymex.com




© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 13.11.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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