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Inflationärer Boom. Oder deflationärer Bust? Warum die Aktienmärkte immer neue Höhen erklimmen

23.12.2024  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Wenn Banken reihenweise Pleite gehen, ihre Rückstellungen und Eigenkapital durch Verluste aufgezehrt sind, dann kommen auch ausstehende Bankanleihen und nachfolgend auch die Bankguthaben der Kunden unter die Räder: Sie fallen aus, werden für die Investoren und Fiatgeldhalter zum (Total-)Verlust. Anders gesagt: Die Deflation-Depression entzaubert das Fiatgeldsystem, offenbart seinen faulen Zauber, seinen Lug und Trug.

Aber damit eben genau das nicht passiert - damit die großangelegte Täuschung nicht zutage tritt -, halten die Zentralbanken dagegen. In Krisenzeiten senken sie die Zinsen noch weiter künstlich ab (also unter das Niveau, das sich ohne einen Zentralbankeingriff einstellen würde), und stellen strauchelnden Schuldnern, vor allem dem Bankensystem, jede gewünschte Kredit-und Geldmenge bereit, um Zahlungsausfälle zu verhindern. Zudem kaufen die Zentralbankräte, wenn es sein muss, auch im Kapitalmarkt Schuldpapiere auf, um deren Zinssätze ebenfalls künstlich abzusenken.

Das alles können die Zentralbanken tun, weil sie die Monopolisten für die Erzeugung des Zentralbankgeldes (des Geldes „höchster Ordnung“ sozusagen) sind. Sie können es quasi jederzeit und in jeder beliebigen Menge herstellen - und mit ihm sprichwörtlich alles kaufen, solange das Zentralbankgeld allseits als Geld akzeptiert wird.

Die Zentralbankräte können das Fiatgeldsystem folglich vor Zahlungsausfällen und damit (im Extremfall) einem Zusammenbruch bewahren, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: (1.) Die Zentralbank genießt das Vertrauen in der Öffentlichkeit, im Krisenfalle die „Feuerwehr“ spielen zu können und auch zu wollen. (2.) Die Öffentlichkeit erwartet nicht, dass die Zentralbank eine Hoch- oder gar Hyperinflation anzettelt, die die Kaufkraft des Geldes ruiniert.

Vor allem Bedingung (2.) erklärt, warum die Zentralbankräte gebetsmühlenartig auf die Öffentlichkeit einreden, sie werden für "Preisstabilität" sorgen; dass eine "zu hohe Güterpreisinflation" von ihnen "bekämpft" werde; dass sie dafür sorgen, eine erhöhte Inflation werde ganz bestimmt früher oder später wieder auf die versprochene 2-Prozentmarke abgesenkt. Und solange die Öffentlichkeit daran glaubt, kommen die Zentralbankräte mit dem Schwindel davon, bleibt das Fiatgeldsystem auch durch Krisenphasen hindurch in Gang.

Das Fiatgeldsystem ist nicht nur chronisch inflationär (also lebt sprichwörtlich von einer fortwährenden Geldmengenvermehrung). Vor allem die Krisen, für die das Fiatgeldsystem unweigerlich sorgt - dazu zählen insbesondere Banken- und Staatsschuldenkrisen -, heizen die Inflationspolitik zusätzlich an. Denn vor die Wahl gestellt, das Fiatgeldsystem zusammenbrechen zu lassen, oder aber „zur Rettung“ die Geldmenge auszuweiten, also für Inflation zu sorgen, entscheiden sich Regierungen und auch Regierte nur zu gern für zweiteres und gegen ersteres. Man will halt den Folgen, die das Jahrzehnte währende Fiatgeldvermehren verursacht hat, nicht zu spüren bekommen, man will ihnen entkommen, solange es eben irgendwie geht.

Die Politik der Geldmengenvermehrung stößt auf relativ wenige Hindernisse in einem Umfeld, in dem (1.) die Güterpreisinflation immer noch relativ gemäßigt ist, in dem die Bevölkerung also die wahren Kosten der Güterpreisinflation nicht vor Augen hat, beziehungsweise wenn weite Teile der Bevölkerung seit langer Zeit keine dauerhaft hohe Inflation mehr erlebt haben. Und in dem (2.) die Bevölkerung nicht darüber informiert ist, woher die Güterpreisinflation eigentlich stammt.

Dann ist sie besonders anfällig für Regierungs- und Zentralbankpropaganda, die ihnen alle möglichen Sündenböcke weismachen will: Beispielsweise können ihnen dann systemtreue Ökonomen und Zentralbankrepräsentanten besonders leicht vorgaukeln, gestiegene Energiepreise seien für die hohe Inflation verantwortlich, oder gierige Unternehmer verteuerten die Waren, oder die Abwertung des Wechselkurses der heimischen Währung verursache für die Inflation.

Kurzum: Je länger das Fiatgeldsystem betrieben wurde, je höher die Schuldenlasten sind, und je weniger die Bevölkerung über die Ursache und die wahren Kosten der Inflation informiert ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass Regierungen und ihre Zentralbanken über kurz oder lang die Geldmenge immer stärker anschwellen lassen, die Güterpreisinflation immer weiter in die Höhe treiben.

Natürlich werden Regierungen und Zentralbankräte alles daransetzen, dass ihre Inflationspolitik nicht das Vertrauen in die Währung vollends zerstört. Denn dann verlieren sie ja ihr wohl wichtigstes Finanzierungs- beziehungsweise Machtinstrument. Sie werden, so lange wie es eben möglich ist, daher versuchen, die Güterpreisinflation in einer Bandbreite zu halten, die keine "Flucht aus dem Geld" provoziert.

Vor diesem Hintergrund ist es also nicht verwunderlich, dass die Aktienkurse weiter in die Höhe steigen. Investoren haben gute Gründe zu erwarten, dass das inflationäre Fiatgeldsystem in gewohnter Manier fortgeführt wird; und dass sich die steigenden Geldmengen letztlich auch in steigenden Unternehmensgewinnen zeigen; dass die tendenziell wieder fallenden Kapitalmarktzinsen und Kapitalkosten steigende Aktienkurse und -bewertungsniveaus nach sich ziehen.

Die nicht ganz unplausible Erwartung, die Volkswirtschaften des Westens werden nunmehr zu einer etwas verbesserten Wachstums- und Beschäftigungslage zurückkehren, erweist sich ebenfalls als Treiber für die Aktienkurse.

Zusammengefasst: Ein neuer inflationärer Boom erscheint derzeit wahrscheinlicher zu sein als der Verfall in einen deflationären Bust. Das aber sollte kein Grund für kurzsichtige Euphorie sein. Vielmehr birgt ein neuer inflationärer Boom erhebliche Risiken für den Investor. Aber, und das macht es schwierig, eben nicht nur mit Risiken, sondern auch mit Chancen. Was bedeutet das für den Investor?

Die Antwort auf diese Frage lesen Sie in: Dr. Polleits BOOM & BUST REPORT, 12. Dezember 2024. Alle Informationen finden sie auf www.boombustreport.com.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
www.boombustreport.com


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