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14.02.2008  |  Theodore Butler
Dieses Essay wurde im Oktober 2007 an IRI-Kunden verschickt.

Es ist schwer, sich nicht von der täglichen Ebbe und Flut kurzfristiger Nachrichten einnehmen zu lassen, gerade bei einer so interessanten Anlage wie Silber. Aber man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass der kurzfristige Fokus vom langfristigen Investitionserfolg ablenken kann. Es ist ganz leicht, in die Falle der Analyse kürzer und kürzer werdender Zeitrahmen zu tappen, da sich, Dank der modernen Kommunikationsmittel, Ereignisse mit Warp-Geschwindigkeit zu ereignen scheinen.

Ich gebe zu, dass ich selbst die Trennline zwischen Kurzfristigkeit und Langfristigkeit verwische. Sehr häufig schreibe ich über kurzfristige Ereignisse: die COT-Marktstruktur an der COMEX, die Manipulation, die CFTC, ScotiaMocatta etc. Das ist die Folge meiner Bestrebungen, zu vermitteln, was ich für wichtig halte, wenn es um den Silbersektor geht. Dahinter steckt nicht die Intention, Menschen dazu zu bringen, sich mehr Gedanken um kurzfristige Entwicklungen zu machen als um langfristige. Die besten Investitionsaussichten beim Silber bestehen auf lange Sicht.

Die Gefahr, die mit zu starker Konzentration auf das kurzfristige Geschehen einhergeht, liegt im möglichen Verlust der langfristigen Perspektive - und damit im Verlust ihrer Position. Das Problem mit kurzfristigem Engagement: Es zwingt sie, sich auf die aktuellen Preisen zu konzentrieren. Wenn man das tut, kommt man implizit auch zu dem Schluss, dass die derzeitigen Preise korrekt sind und den wahren Wert wiederspiegeln. Auch wenn jeder von uns Käufe und Verkäufe unter dem derzeitigen Preisniveau vornehmen muss, so heißt das noch lange nicht, dass sich darin der wahre Wert oder der zukünftige Preis wiederspiegelt.

Lassen wir den derzeitigen Preis einmal beiseite und widmen wir uns einmal intensiver jenen Faktoren, die den Preis bestimmen - nämlich den Fundamentaldaten für Angebot und Nachfrage und den in der Welt herrschenden Bedingungen. Mit anderen Worten: Denken sie nicht in Kategorien wie "zu hoher Preis", "zu niedriger Preis", sondern schauen sie hinter den Vorhang. Schauen sie nach überprüfbaren Fakten und stellen sie diese den derzeitigen Preisen entgegen. Nur darum geht es ja auch in Analysen.

Vor wenigen Jahren lag Silber noch unter 5 $ und viele sagten, dass der Preis fair wäre und den wahren Wert wiederspiegle. Keiner dachte auch nur daran, dass sich der Preis in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen könnte, auch wenn es damals schon strukturelle Defizite, schwindende Lagerbestände und einen steigenden industriellen Verbrauch in der Welt gab. Man machte den Fehler und nahm an, dass der Preis korrekt sein müsse und den wahren, zukünftigen Wert von Silber anzeige. Man scheiterte daran, dass die realen langfristigen Fundamentaldaten dabei nicht mit einkalkuliert wurden. Ich gehe davon aus, dass viele denselben Fehler auch heute wieder machen.

Damals war es ganz einfach zu verkünden, dass Silber unterbewertet und eine großartige Langzeitinvestition sei. Die realen Fakten sprachen für sich selbst. Diejenigen, die von den damaligen, und heute offensichtlichen, Schnäppchenpreisen profitierten, sind glücklich, dass sie es getan haben. Leider war das damals, wir aber leben im Heute. Nachdem sich die Preise von den Tiefständen aus schon verdoppelt und verdreifacht haben, kann dann Silber, langfristig gesehen, immer noch als Schnäppchen angesehen werden?


Mehr als je zuvor

Offen gesagt, denke ich, dass dies beim Silber zwingender der Fall ist, als noch vor fünf Jahren. Wenn wir die heutigen Bedingungen mit dem heutigen Preis von Silber vergleichen, dann steht es heute besser ums Silber. Natürlich entspricht ein 50-Cent-Sell-Off von damals einem heutigen Sell-Off von 1,50 $. Aber eine Verdreifachung des Preises hätte uns damals auf 13 $ bis 15 $ gebracht, heute würde sie uns auf 40 $ bis 45 $ bringen.

Ich betrachte Silber primär als Industrierohstoff - strategisch und essentiell für die moderne Welt. Trotz unvermeidbarer Hopser unterwegs wird dieser dicke Brummer von Weltwirtschaftswachstum weiter brummen. Das vorherrschende Verlangen nach der Verbesserung des Lebensstandards kann nicht unterdrückt werden. Kalkulieren sie doch nur Hunderte von Millionen Bürgern der Neuen Welt mit ein und die Aussichten auf ein anhaltendes Wachstum der Weltwirtschaft werden umso stärker. Das erfordert auch einen steigenden Verbrach aller natürlichen Rohstoffe, inklusive Silber.

Wenn ich auf die letzten fünf Jahre zurückschaue, dann scheint die Annahme, dass das Weltwirtschaftswachstum zu einem steigenden Verbrach der natürlichen Rohstoffe führen muss, ein absolut grundlegendes Fazit zu sein. Dies ist dennoch kein allgemeingültiges, von allen getragenes Fazit. Man vergisst ganz leicht, dass einige immer fort von einer Abkühlung der Weltwirtschaft oder einer Rezession ausgingen. Das ist heute immer noch der Fall, besonders im Licht der Immobilien- und Hypothekenkrisen, die in der Presse großen Widerhall gefunden haben. Trotz solcher Probleme gehen wir bei einer Reihe von Rohstoffen, zu denen an erster Stelle Rohöl zählt, von Rekordpreisen und Rekordzahlen für den Verbrauch aus.

Die hohen Preise für Bodenschätze wurden in den letzten fünf Jahren nicht durch Angebotsstörungen, sondern durch die nichtabreißen wollende Nachfrage verursacht. Im Besonderen trifft dies auf die BRIC-Länder zu (Brasilien, Russland, Indien und China). Das war etwas Neues. Vorher kam es zu Spitzenpreisen für Rohstoffe nur bei Angebotsstörungen, Kriegen, Embargos, klimatischen Shocks etc. Inzwischen hat die industrielle Nachfrage die Rohstoffpreise angetrieben, besonders in Hinblick auf Metalle und Mineralien.

Ich könnte gar kein Industriemetall oder Mineral nennen, dass in den letzten fünf Jahren kein Allzeit-Hoch ausgebildet hat. Starke und beständige Nachfrage, begleitet von abnehmenden oder niedrigen Lagerbeständen und verhaltener (aber steigender) Produktion sind dafür verantwortlich. Dennoch kenne ich eine ins Auge stechende Ausnahme unter diesen neuen Rekordhochständen - Silber. Während es über die letzten fünf Jahre bei fast allen Industriemetallen und Mineralien zu neuen Rekordpreisniveaus gekommen ist (Erdöl und Erdgas, Uran, Kupfer, Nickel, Blei, Zink etc.), bleibt Silber immer noch bei einem Drittel verglichen mit der Preisspitze von vor 30 Jahren. Selbst Gold, das gar nicht als Industriemetall angesehen wird, hat sich seinem Allzeit-Hoch angenähert. Wo bleibt also Silber?





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