Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Financial Sense: Kehrtwende in H2 & eine leichte Verlangsamung

15.06.2025
Nach einer Achterbahnfahrt in der ersten Hälfte des Jahres 2025, in der die Märkte schwankten und sich die Handelsspannungen zuspitzten, sind die Anleger gespannt, was auf sie zukommen wird. David Abramson, Chief U.S. Strategist und Director of Research bei Alpine Macro, teilte kürzlich seine Sichtweise mit Financial Sense und gab eine detaillierte Prognose für die US-Wirtschaft und die Märkte in der zweiten Jahreshälfte ab.


Markt-Reset abgeschlossen: Ein stärkeres zweites Halbjahr?

Im vergangenen Dezember rechnete das Team von Alpine Macro mit Marktturbulenzen nach zwei Jahren bemerkenswerter wirtschaftlicher Stabilität, die Abramson als "perfekte Makrolandung" bezeichnete. Der vorherrschende Optimismus, der sich in großen Technologiewerten und dem US-Dollar widerspiegelte, war bereits in den Märkten eingepreist.

"Es war sozusagen in den Kuchen hineingebacken", so Abramson, "dass es sehr schwer werden würde, ein gutes erstes Halbjahr an den Märkten zu haben, vor allem wenn die Fed die Zinssätze nicht deutlich senken würde." Die Vorhersage bezog sich nicht auf eine Rezession, sondern auf eine notwendige Marktkorrektur. Mitte 2025 ist Abramson der Ansicht, dass diese Korrektur stattgefunden hat und die Märkte für eine potenziell stärkere zweite Jahreshälfte positioniert sind, vorausgesetzt, die wichtigsten wirtschaftlichen Bedingungen stimmen überein.


Leichte Verlangsamung, kein Absturz

Abramsons Kernprognose geht eher von einer leichten Konjunkturabschwächung als von einer schweren Rezession oder Stagflation aus. "Wenn es zu einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit kommt, dann wird es eine dieser milden Abschwächungen sein", erklärte er und betonte, dass "die Anleger in der Lage sein werden, über die Talsohle hinwegzusehen".

Bei diesem Szenario wird davon ausgegangen, dass sich die Inflation auf das 2%-Ziel der US-Notenbank zubewegt, ohne eine Krise auszulösen, was es der Fed ermöglichen würde, die Zinssätze später im Jahr 2025 zu senken. Dieser Ausblick hängt jedoch davon ab, dass die Inflation überschaubar bleibt und die Wirtschaft keine größeren Störungen erfährt.


Nachlassende Handelsängste: Politische Unsicherheit lässt nach

Zu Beginn des Jahres 2025 schürten handelspolitische Bedenken, insbesondere nach dem "Tag der Befreiung" und Diskussionen über hohe Zölle zwischen den USA und China, die Ängste der Märkte. Plattformen wie Polymarket spiegelten zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 70% wider. Abramson ist der Ansicht, dass der Höhepunkt dieser Unsicherheit überschritten ist.

"Zyklisch gesehen haben wir den Punkt dieser handelsbezogenen politischen Unsicherheit wahrscheinlich hinter uns", so Abramson. Die Trump-Regierung hat ihren Schwerpunkt von aggressiven Zöllen auf weniger umstrittene Maßnahmen wie Deregulierung und angebotsseitige Reformen verlagert. Zwar dürften die Zölle einen einmaligen Preisanstieg verursachen, doch Abramson behauptet, dass sie nicht zu einer anhaltenden Inflation führen werden. "Der Anleihemarkt glaubt absolut nicht, dass sich dies in einer längerfristigen Inflation niederschlagen wird", erklärte er und verwies auf die stabilen langfristigen Inflationserwartungen.


Disinflationsprognose: Hohe Einsätze, hohe Überzeugung

Abramson geht davon aus, dass sich die Disinflation nach einer einmaligen tarifbedingten Preiserhöhung fortsetzen wird, obwohl die Verbraucher nach dem Angebotsschock von 2021-2022, als die Inflation fast 10% betrug, noch immer Angst haben. "Sie denken: 'Ich könnte einen überraschenden Preisanstieg von 8% erleben. Das habe ich schon einmal erlebt, und ich will nicht noch einmal darauf hereinfallen'", sagte er.

Er ist der Meinung, dass die Zentralbanken, einschließlich der Fed, über einmalige Preisspitzen hinwegsehen werden, es sei denn, sie treiben das Lohnwachstum oder einen breiteren Preisdruck an, was er für unwahrscheinlich hält. "Das Lohnwachstum ist derzeit sehr schwach", fügte er hinzu und untermauerte damit seine Ansicht, dass die Inflation eher nachlassen als eskalieren wird.


Aktien: Bullenmarkt hält an, Selektivität entscheidend

Abramson ist der Ansicht, dass der zyklische Bullenmarkt bei Aktien weiterhin "intakt" ist, auch wenn eine durchschlagende Rally unwahrscheinlich ist. Nach der Erholung von den Tiefstständen im April meint er, dass die Märkte einen "kurzfristigen Reset" benötigen, um die Gewinne zu konsolidieren.

"Sie werden wahrscheinlich sowohl auf Alpha als auch auf Beta achten müssen - mit anderen Worten, auf die Auswahl von Sektoren und Größen", rät er. Wenn die Fed die Zinsen um 50 bis 75 Basispunkte senkt und die Inflation mitspielt, könnten Aktien in der zweiten Jahreshälfte gut abschneiden, aber die Anleger müssen sich eher auf bestimmte Sektoren und Strategien konzentrieren als auf breite Marktgewinne.


Tech-Titanen vs. Small-Cap-Schläfer

Die "Magnificent 7", die großen Tech-Aktien, hatten Anfang 2025 aufgrund von Bewertungs- und Wettbewerbsängsten mit Gegenwind zu kämpfen, haben aber seitdem wieder an Fahrt gewonnen. "Sie haben eine ausgezeichnete Preissetzungsmacht, einen hervorragenden Cashflow und investieren noch mehr Geld in die KI", so Abramson, der ihre Widerstandsfähigkeit hervorhebt.

Wenn jedoch wirtschaftsfreundliche Maßnahmen wie Deregulierung oder Steuersenkungen das Wirtschaftswachstum ankurbeln, könnten sich Small-Cap-Aktien besser entwickeln. "Small Caps werden in der zweiten Jahreshälfte interessanter", prognostizierte er, neben zyklischen Sektoren wie Banken, Hausbauern und Einzelhändlern, die von einer anziehenden Wirtschaft profitieren könnten.


Fiskalpolitische Warnung: Sorgen um das Defizit drohen

Abramson äußert sich offen über die fiskalpolitischen Aussichten der USA und bezeichnet ein Haushaltsdefizit im Verhältnis zum BIP von 6% bis 7% als "das neue Normal" und "unhaltbar". In den nächsten 12 bis 18 Monaten könnten die Märkte diese Defizite tolerieren, wenn die Inflation niedrig bleibt und das Wachstum anhält.

Eine Kombination aus hohen Defiziten, einer sich verlangsamenden Wirtschaft und anhaltender Inflation könnte jedoch die Märkte verunsichern und die Fed in die Enge treiben. Sollte sich eine Disinflation durchsetzen, könnten niedrigere Anleiherenditen, insbesondere am kurzen Ende, die zyklischen Sektoren unterstützen, da die Renditekurve steiler wird.


Verfolgung von Abramsons Analyse

Abramsons Gesamtprognose konzentriert sich auf eine leichte Verlangsamung, eine einmalige zollbedingte Preiserhöhung und eine Wiederaufnahme des disinflationären Trends. Da sich die großen Technologieunternehmen gut behaupten und Small Caps für einen potenziellen Ausbruch bereit sind, haben die Anleger im weiteren Verlauf des Jahres viel zu beachten.


© Financial Sense



Der Artikel wurde am 10. Juni 2025 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2025.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"