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Peter C. Earle: Niedergang des Dollar trifft auf zunehmende Dedollarisierung

28.06.2025
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Asiatische institutionelle Anleger, darunter Lebensversicherer und Pensionsfonds in Japan und Taiwan, haben die Absicherungsquoten für Dollar-Engagements erhöht und ihre Portfolios allmählich in Landeswährungen umgeschichtet.

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Quelle: Bloomberg Finance, LP


Die BRICS-Allianz, die kürzlich um Mitglieder wie den Iran, Ägypten, die VAE und Indonesien erweitert wurde, hat ihren politischen Vorstoß in Richtung Dedollarisierung verstärkt. Obwohl die Gruppe wirtschaftlich vielfältig und geopolitisch fragmentiert bleibt, spiegelt ihr wachsendes Gewicht in der globalen Energieproduktion, den Handelsströmen und der Finanzarchitektur das strategische Ziel wider, die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern.

Gemeinsame Liquiditätspools, grenzüberschreitende Zahlungsinitiativen und die Schaffung alternativer Plattformen für den Rohstoffhandel sind weitere Beispiele für die langfristigen Ziele der Gruppe. Dennoch haben interne Reibungen innerhalb der BRICS - insbesondere zwischen China und Indien - und das Fehlen einer wirklich einheitlichen Finanzinfrastruktur die Hoffnungen auf eine Aufweichung der Vorrangstellung des Dollar begrenzt.

Eine wichtige Entwicklung im Rahmen der Dedollarisierung ist der Anstieg der Goldkäufe des öffentlichen Sektors. Die Zentralbanken, insbesondere diejenigen, die mit China und Russland verbündet sind oder ihnen nahe stehen, haben in drei aufeinanderfolgenden Jahren jährlich mehr als 1.000 Tonnen Gold angehäuft und damit das Tempo der Käufe aus den 2010er Jahren verdoppelt.

Die Europäische Zentralbank meldet, dass der Anteil von Gold an den weltweiten Reserven inzwischen 20% beträgt und damit die Bestände des Euro selbst in den Schatten stellt. Gleichzeitig ist der Anteil des Dollar an den weltweiten Reserven von über 70% im Jahr 2000 auf 57,8% im Jahr 2024 gesunken.

Die Rolle von Gold als politisch neutrales Wertaufbewahrungsmittel macht es zu einer attraktiven Absicherung sowohl gegen Inflation als auch gegen geopolitische Risiken, insbesondere in einem Umfeld, in dem Finanzsanktionen und die Bewaffnung von Währungsreserven immer häufiger werden.

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Quelle: Bloomberg Finance, LP


Aufgrund seiner strukturellen Beschränkungen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass Gold die Funktion des Dollar als Reservewährung vollständig ersetzen wird. Selbst inmitten der jüngsten Turbulenzen setzt sich die globale Dedollarisierung in vielerlei Hinsicht fort, insbesondere durch die rasche Ausweitung der nicht-bankbasierten Finanzintermediation auf Dollarbasis, die Emission von auf Dollar lautenden Schuldtiteln und die technologische Verbreitung von an den Dollar gebundenen Stablecoins.

Insgesamt sind Dollarschwäche und Dedollarisierung keine Synonyme. Die jüngste Abwertung des Dollar gegenüber anderen Währungen spiegelt ein komplexes Zusammenspiel von Handelskonflikten, fiskalischen Exzessen, zyklischen Kapitalströmen und Änderungen der Risikostimmung wider.

Eine echte Dedollarisierung erfordert dagegen die nachhaltige Entwicklung tragfähiger Alternativen, die es mit der Liquidität, dem rechtlichen Schutz und der institutionellen Tiefe des Dollar aufnehmen können - ein Ergebnis, das in weiter Ferne liegt, wenngleich es langfristig nicht unvorstellbar ist. Zwar sollten die politischen Entscheidungsträger und die Marktteilnehmer die langsamen, zermürbenden Anpassungen an den Rändern nicht außer Acht lassen, aber der Dollar bleibt dennoch fest als zentrale Säule des globalen Finanzwesens verankert.

Die ernüchternde Wahrheit ist folgende: Die größte Bedrohung für die anhaltende Dominanz des Dollars kommt nicht von externen Herausforderern, sondern von innen. Anhaltende fiskalpolitische Disziplinlosigkeit, steigende Schulden im Verhältnis zum BIP, unberechenbare politische Veränderungen und die Politisierung der Währungs- und Finanzinstitutionen untergraben gemeinsam das Vertrauen, das den Reservewährungsstatus verankert.

Wenn diese Erosion anhält, könnte der Dollar schließlich an Boden verlieren - nicht durch einen plötzlichen Zusammenbruch, sondern durch die allmähliche Anhäufung von selbst zugefügten Wunden. In der Zwischenzeit bleibt die Welt an King Dollar gefesselt, auch wenn sie vorsichtig nach Alternativen sucht.


© Peter C. Earle



Dieser Artikel wurde am 26.06.2025 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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