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Wie krisensicher sind die Alterssicherungsalternativen?

27.07.2025  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
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5. Lebensversicherungen

Im Unterschied zu der nach dem Umlagesystem aufgebauten und deshalb von der Bevölkerungsentwicklung strukturabhängigen Staatsrenten sind private Lebensversicherungen als Kapitalsammelsysteme aufgebaut, hängen also vom angesammelten Kapital ab. Die derzeitige Krise der Lebensversicherungsgesellschaften zeigt aber auch, dass einige von ihnen in der Anlage des Kapitals erhebliche Fehler gemacht, also erheblich verloren haben.

Die erste Lebensversicherung ist schon pleite, weitere werden folgen. Erstes Risiko jeder Lebensversicherung ist also die Bonität der Versicherungsgesellschaft selbst. Dies gilt auch für den zugesagten Zinssatz der Lebensversicherungen.

Das zweite Risiko für den Anleger liegt in der Inflationsrate zwischen Beitragszahlungen und Auszahlungen. In den letzten 30 Jahren haben sich die Finanzwerte in der Welt vervierzigfacht, die Realwerte nur vervierfacht. Die Geldmengenvermehrung hat zur Scheinblüte geführt. Das nicht gedeckte, überschüssige Geld muss aber wieder weg. Entweder müssen die Realwerte durch Entwertung des Geldes (Inflation) angepasst werden oder die Krise erzwingt eine Währungsreform. Beides entwertet die auf Nominalwerte abgeschlossenen Lebensversicherungen. Mit beiden Entwertungsformen ist auch im Verlauf der kommenden Weltwirtschaftskrise zu rechnen.

Ein drittes Risiko liegt in der Situation des Versicherten selbst. Wird er arbeitslos oder kann er aus anderen Gründen die Beiträge nicht mehr zahlen und muss er die Lebensversicherung vorzeitig verkaufen, verliert er im Rückkaufsfalle sogar einen wesentlichen Teil seines angesparten Kapitals.

Insgesamt sind also auch Lebensversicherungen ebenfalls keine sichere Altersbasis.

6. Immobilienanlagen

Es gibt zwei ganz unterschiedliche Anlagezwecke für Immobilien: die eigene Nutzung oder die Vermietung/Verpachtung.

6.1 Die selbstgenutzten Immobilienanlagen – Haus oder Wohnungseigentum – sind nicht unter Renditegesichtspunkten gekauft, sondern sollen auf Dauer den Grundbedarf des eigenen Wohnens sichern. Diesen Zweck behalten eigene Wohnhäuser und Wohneigentum auch in der Krise umso mehr, je weniger Restschulden auf ihnen noch lasten. Wer im schuldenfreien eigenen Haus oder Wohnung sitzt, kann auch in der Krise nicht vertrieben werden, spart in der Krise Mieten, steht sich deshalb relativ besser als jemand, der von seinem geringeren Einkommen auch noch Miete zahlen muss. Insofern ist diese selbstgenutzte Art der Immobilienanlage trotz möglichen Sinkens ihres Verkehrswertes eine der für den Fall einer Krise wichtigsten Altersvermögensanlagen überhaupt.

6.2 Bei fremdgenutzten Miet- oder Pachtobjekten des Anlegers unterliegt der Anleger zwei Krisenrisiken:

• Mit zunehmender Verarmung und Arbeitslosigkeit in der Depression können sich viele Menschen die bisherige hohe Miete nicht mehr leisten, müssen sie zusammenrücken, werden Wohnungen frei und schwerer oder nicht mehr vermietbar. Der gleiche Trend entsteht durch etwa sinkende Bevölkerung in Deutschland. Gleiche Rendite ist also aus den Immobilien nur noch beschränkt und schwerer zu erwarten.

Mit sinkenden Mieten und Vermietbarkeit sinken auch die Verkehrswerte der Wohn- und Gewerbeimmobilien in der Depression. Anfang der dreißiger Jahre sind die Verkehrswerte von der vierzehnfachen auf die fünf- bis sechsfache Jahresmiete zurückgefallen. Auch Immobilien unterliegen also in der Krise einem Wertverlust. Dieser Wertverlust ist allerdings nur ca. 50%, während sie bei den Finanzanlagen (Aktien, Renten usw.) bis 90% beträgt. Wer also in Immobilien anlegt, bleibt zwar auch nicht ungeschoren, kommt aber immer noch besser durch die Krise als mit Finanzwerten.

7. Goldanlage

Der Nachteil des Goldpreises liegt im Goldmonopol, das den Preis manipuliert. Wenn aber in der Krise Finanzanlagen zusammenbrechen und auch die Immobilienpreise sinken, hat immer unter solchen Voraussetzungen eine Flucht ins Gold stattgefunden. Auch in der laufenden Weltwirtschaftskrise werden zunehmend Anleger ihr Vermögen durch Goldanlage sichern wollen, wird also die Weltnachfrage entsprechend steigen, während die Goldproduktion viel zu gering ist, um schon die jetzige Nachfrage aufzufangen, es also zu erheblichen Preissteigerungen kommen wird.

Gold wird also seinen Wert nicht nur behalten, sondern voraussichtlich in der Depression umso mehr steigern, je stärker die Depression ist. Gold ist also für die Vermögensanlage gegen Krisen eines der sichersten Vermögensaufbewahrungsmittel, sofern es materiell selbst gehalten wird.

Bei Goldaktien dagegen ist Vorsicht geboten. Die meisten Goldminen haben ihre Produktion jahrelang voraus ausverkauft, nehmen also an einer Goldpreissteigerung in der Depression nicht teil. Nur Gesellschaften, die nicht verhedged sind, also nicht vorverkauft haben, werden ihre Kurse steigen sehen, sind also damit auch eine indirekt sichere Goldanlage.

Setzt sich die begonnene Weltwirtschaftskrise fort, kann also ein Vermögensbesitzer für seine Alterssicherung nicht einfach abwarten, sondern muss handeln, von den meisten krisengefährdeten Finanzwerten möglichst in Sachwerte wechseln. Wer zuwartet, verliert am meisten. Wer dagegen krisenbewusst handelt, kann seine Verluste reduzieren.


Vermögensanlage für die Zeit nach der Krise

Richtige Vorkrisenanlage des Vermögens bedeutet nicht, dass diese Anlagestrategien auch für die Zeit nach der Krise richtig sind. Im Gegenteil: Manche wären für den Wiederaufschwung falsch:

• Z. B. wird das Gold nach der Krise relativ wieder an Wert verlieren, wenn der Aufschwung die Finanzwerte wieder steigen lässt und Goldbesitzer wieder verstärkt in Finanzwerte gehen. Dies senkt den Preis des Goldes. Man sollte also seinen Goldbestand rechtzeitig im Krisenminimum verkaufen, um andere, vom Aufschwung hochgetragene Werte dafür zu kaufen.

• Aktien machen jede Konjunkturbewegung als Frühindikatoren etwa ein halbes Jahr voraus mit. Wenn es also wieder zu einem Aufschwung kommt, werden zuerst Aktien überproportional im Kurs steigen und als Vermögensanlage wieder interessant.

• Eine weitere Anlagestrategie in der Krise besteht darin, die im Crash reduzierten Immobilienpreise für die Wiederanlage von Mietimmobilien zu nutzen. Wenn sich die Konjunktur wieder erholt, werden die Leute auch wieder höhere Mieten zahlen können und wird die Vermietung generell besser, also die Rendite und damit die Verkehrswerte der Mietimmobilien wieder steigen.

• Während vor und in der Krise die höchste Sicherheit darin lag, keine Schulden zu haben, kann man am Ende der Krise für den beginnenden Wiederaufbau Schulden übernehmen, solange die Zinsen noch niedrig sind und die Renditen steigen. Sobald also ein Wiederaufschwung in Sicht ist, kann man sogar unter Schuldenaufnahme zu den niedrigen Krisenpreisen Finanz- oder Realanlageschnäppchen kaufen.

Geht man auf die letzte Weltwirtschaftskrise Anfang der dreißiger Jahre zurück, haben viele Vermögensinhaber damals ihr gesamtes Vermögen in der Krise verloren, weil sie nicht oder falsch reagiert haben. Das muss und darf in dieser neuen Weltwirtschaftskrise nicht wieder geschehen. Deshalb hat das Mittelstandsinstitut Hannover den Ratgeber für Vermögensanleger veröffentlicht: "Der große Crash-Ratgeber" (Kopp Verlag, München, 5. Aufl. 2017).


© Prof. Dr. Eberhard Hamer
Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.


¹ 10. Aufl. 2008, Olzog Verlag


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