Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Der Innovator, der Imitator und der Idiot

14.10.2008  |  Redaktion
Kürzlich, während meines Aufenthaltes in Wien, nahm ich die internationale Ausgabe des Wall Street Journal zu Hand. Bei einem traditionellen Wiener Frühstück mit Kaffee, einem gekochten Ei und Gebäck stolperte ich über ein Interview mit Ted Forstmann mit dem Titel "The Credit Crisis Is Going to Get Worse" (Die Kreditkrise verschärft sich weiter).

Ich hatte den Namen Forstmann seit Jahren nicht mehr gelesen. Früher leitete er eines der berühmtesten Private-Equity-Unternehmen der Welt, Forstmann Little. Eine Zeit lang war es, wie die Zeitung bemerkt, "das erfolgreichste Private-Equity-Unternehmen der Welt, das wegen seiner übergroßen Gewinne und seines umsichtigen Vorgehens hoch angesehen war." Wenn alles allzu verrückt wurde, dann hat Forstmann lieber nicht mitgespielt. Er saß zwei Jahre lang auf 2 Milliarden Dollar nicht investierter Finanzmittel. Das ist eine Disziplin, wie man sie selten findet, in keiner Ära.

Ted Forstman hat mit seiner Umsicht seinem Unternehmen schmerzhafte Verluste erspart, als der Privat-Equity-Markt dann zusammenbrach. In dem Interview wurde nun ganz deutlich, dass der alte Forstmann wieder diese unguten Gefühle hat. "Buffett hat mir einmal gesagt", sagte er dass, "es in jedem Zyklus die drei "I"´s gibt. Der "Innovator", das ist das erste "I". Nach dem Innovator kommt der "Imitator". Und nach dem Imitator des Zyklus kommt der "Idiot"." Nun befänden wir uns in der Phase der Idioten, sagte er.

Die Idiotenphase kommt dann, wenn Finanzkatastrophen über uns hereinbrechen. Sie kommt dann, wenn der Markt all die Fehler der vorangehenden wirtschaftlichen Hochkonjunktur offenbar macht. Sie kommt, wenn alle diese vermeindlich klugen Menschen, die die milliardenschweren Finanzunternehmen leiten, ihren Kopf verlieren. "Diese ganzen Exzesse wurden hervorgerufen, weil man zu viel Geld in Umlauf gebracht hat", sagte er.

Damals in Wien hätte er viel Zustimmung gefunden. Die Eröffnungsveranstaltung der Society for Austrian Economic Thought fand in den eleganten Räumen des Hotel Imperial statt. Hier traf sich eine bunte Mischung aus Unternehmern, Philosophen und Wirtschaftswissenschaftlern der ganzen Welt um über die weltweiten Krisen zu sprechen.

Austrian Economics, die Österreichische Schule oder Wiener Schule, ist - falls nicht bekannt - eine Richtung der Volkswirtschaftslehre, die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert ihren Ursprung hatte.

Große Denker wie zum Beispiel Ludwig von Mises, der in der heutigen Ukraine geboren wurde, waren Begründer dieser Denkrichtung. (Nur am Rande bemerkt geschah dies oft, weil sich die Grenzen des Österreichisch-Ungarischen Reiches verschoben haben. Carl Menger, ein weiterer Begründer der Schule, wurde nämlich im heutigen Polen geboren.)

Heutzutage bezieht sich der Begriff "österreichisch" in Wirtschaftskreisen auf jeden, der den Theorien dieser Gruppe anhängt. Der verstorbene Murray Rothbard, ein weiterer berühmter Verfechter in der Nachfolge Mises und mein bevorzugter Theoretiker, war übrigens Amerikaner. Ich habe früher öfter für das Ludwig von Mises Institute in Auburn veröffentlicht und habe mehrere Jahre damit verbracht mich genauer mit den Österreichern auseinander zu setzen. Ihre wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen nutze ich heute immer noch.

Ich schweife ab. Ein eindeutiges Thema auf dem Treffen waren die erkrankten Währungssysteme der Weltwirtschaft. Dr. Andre Homberg, ein Freund, Leser und der Organisator dieser Veranstaltung, stellte dies mit den fünf D´s dar:
  • Delusions (Enttäuschungen) - das Bewusstwerden darüber, dass "der Sozialstaat nicht jedem zu einem Mittagessen, einer akzeptablen Rente und einer Gesundheitsversorgung verhelfen kann".

  • Deficits and Debts (Defizite und Schulden) - das Anhäufen von riesengroßen fiskalischen Unausgeglichenheiten, besonders im öffentlichen Sektor.

  • Dollars (Dollar) - die Entwertung des Dollars und die leichtsinnige Ausdehnung des Kreditsystems

  • Derivatives (Derivate) - Dr. Homberg führt an, dass der imaginäre Wert der Derivate 1.000 Billionen Dollar übertroffen hat, so der kürzlich erschienene IBS Report. "Dieser übermäßige Druck kann zu jeder Zeit implodieren und könnte das Debakel um die Kreditwirtschaft wie ein Tag am Strand aussehen lassen", sagte er.





  • Bewerten 
    A A A
    PDF Versenden Drucken

    Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




    Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
    Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

    "Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"