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Too Big to Fail - Too Big to Weak to Rescue?

20.01.2010  |  Philipp Vorndran
Wer hätte vor einem Jahr damit gerechnet, dass das Jahr 2009, zumindest bei einigen Instituten, zu einem Bonusrekordjahr werden würde. Die neue Gewinnwelle bei einigen Banken basiert aber nicht auf dem Talent des Managements, sondern primär auf kostenloser Zentralbankliquidität und einer nicht erlahmenden Risikofreudigkeit. Wie weit das Topmanagement vieler Institute der Realität entrückt ist, verdeutlicht die Aussage von Goldman Sachs-Chef Lloyd Blankfein: "Ich bin nur ein Banker, der Gottes Werk verrichtet". Am 14. Dezember verkündete Josef Ackermann, die Deutsche Bank strebe für 2011 ein Gewinnpotential von 10 Mrd. Euro vor Steuern an. Auch die UBS gab jüngst bekannt, einen neuen Rekordgewinn erzielen zu wollen, allerdings erst im Jahre 2012. Soviel Chuzpe macht Angst. Vergessen scheint der angerichtete Flurschaden, den die Steuerzahler nun beseitigen.

Angesichts der hochgesteckten Gewinnziele möchte man meinen, dass schon wieder alles in bester Ordnung sei. In den Bankbilanzen verbergen sich aber immer noch große Risiken. Die EZB schätzt den Risikovorsorgebedarf allein der europäischen Banken für 2010 auf 187 Mrd. Euro.

Ungeachtet der jüngsten Krise herrscht in den Handelsabteilungen der Banken aber schon wieder sorgloses Treiben. Jeder geht davon aus, dass der Staat nach den Erfahrungen der Lehman Pleite systemrelevante Institute rettet. Im Zweifelsfall kann man sich mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS) gegen die Insolvenz eines Unternehmens oder Staates versichern oder, was sehr viel häufiger vorkommt, auf eine Verschlechterung der Bonität spekulieren. Damit haben sich diese Instrumente immer mehr vom Ursprungsgedanken der Kreditversicherung entfernt und sind zu Wetten auf das Wohl und Wehe der jeweiligen Schuldner mutiert.

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Grafik 1 Quelle: International Swaps and Derivatives Association, Weltbank, Daten per 30. Juni 2009


Eine nachhaltige Stabilisierung des Finanzsystems wird vor dem Hintergrund immer schwächerer Staatsfinanzen zu einer Überlebensfrage. Damit aus "too big to fail" nicht "too weak to recue" wird, muss das Finanzsystem grundlegend überarbeitet werden. Sondersteuern auf Bankerboni können zwar helfen, Wahlen zu gewinnen, nicht aber die nächste Krise zu vermeiden.

Dazu bedarf es weitreichender Reformen:

  • Begrenzung des Kredithebels bzw. ausreichende Eigenkapitalausstattung (Eine Eigenkapitalquote von z.B. 4 Prozent entspricht einem Kredithebel von 25).

  • Verbot außerbilanzielle Risiken in sogenannte Special Investment Vehikel zu verschieben.

  • Wiedereinführung des Trennbankensystems.

  • konservativere Rechnungslegungsvorschriften, die der Verschiebung von Bilanzpositionen und der Vorverlagerung von Gewinnen Einhalt gebieten.

  • Begrenzung von Credit Default Swaps auf die Absicherung tatsächlich vorhandener Kreditrisiken.

  • Verbesserung der Ratingsysteme und mehr Konkurrenz durch nichtamerikanische Agenturen

  • Größere Unabhängigkeit der (US-)Aufsichtsbehörden.

Es bleibt zu hoffen, dass die Lobbyisten der Banken nicht die dringend erforderlichen Reformen verhindern. Wenn nichts passiert, wird die nächste Krise einen weitaus schlimmeren Verlauf nehmen, denn dem Retter des Systems Väterchen Staat geht langsam das Geld aus.




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