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Ausstiegsfibel für die Eurozone (Teil 2/3)

09.03.2012  |  John Mauldin
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Vor der Teilung wurden die Bürger zudem aufgefordert, ihre Bargeld auf Bankkonten zu deponieren, da jede Person nur 4.000 CSK in bar umtauschen konnte. Für Unternehmer galt diese Beschränkung nicht. Münzen und kleinere Banknoten wurden auch noch einige Monate nach der Teilung des Währungsraums weitergenutzt (10, 20 und 50 CSK in der Tschechischen Republik und 10 und 20 CSK in der Slowakei). Diese Münzen und Banknoten machten allerdings nur jeweils ca. 3% der insgesamt umlaufenden Währung aus. Aber immerhin bestand die Gesamtmenge an Banknoten zu 45% aus 10, 20 und 50 CSK-Scheinen. Die gestempelten Banknoten würden nach und nach durch neue tschechische bzw. slowakische Banknoten ersetzt. Ende August 1993 war dieser Prozess beendet."

Quelle: Stability of Monetary Unions: Lessons from the Break-up of Czechoslovakia, von Jan Fidrmuc, Július Horváth, Juni 1998, ideas.repec.org

Anfang 1993 teilte sich die Tschechoslowakei in zwei Staaten. Hier sehen wir einen 1.000-Kronen-Schein aus der Übergangswährung der Tschechischen Republik, welcher einen Kontrollstempel trägt. Er war nur solange im Umlauf, bis die neuen Banknoten gedruckt waren.

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Quelle: Keller and Sandrock, "The Significance of Stamps Used on Bank Notes" www.thecurrencycollector.com

Die Spaltung der tschechoslowakischen Währungsunion ging mit einem nur sehr kurzen Rückgang der Produktion und des Handels einher. Hinsichtlich der makroökonomischen Kosten war die Auflösung letztendlich ein großer Erfolg, wie die folgende Einschätzung Reuters‘ zeigt:

"Die Slowakei ging anfangs harten Zeiten entgegen, das Land entwickelte sich aber schließlich zu einem Vorzeigebeispiel in Sachen Reformen, und es qualifizierte sich noch vor seinem Nachbarland für die Eurobeitritt. Nachdem die Wirtschaftsleistung der Slowakei 1993 um 3,7% geschrumpft war, begann sie im Jahr 1994 wieder zu wachsen. Der Handel zwischen der Slowakei und der Tschechischen Republik konnte sich nach einem anfänglichen Einbruch um 25% (1993) wieder erholen. Auch das Handelsvolumen mit der Europäischen Union begann zu wachsen. Die slowakische Währung wurde Mitte 1993 um 10% abgewertet und blieb bis zum Beitritt des Landes zur Eurozone (2009) schwächer als die tschechische Krone. 'Die Kosten dieser Maßnahmen waren relativ gering und in den beiden neuen Währungsmärkten kehrte schnell wieder Ordnung ein‘, sagte der Chef der tschechischen Zentralbank, Miroslaw Singer, dieses Jahr in einer Ansprache."

Quelle: Analysis - Czechoslovakia: a currency split that worked, Jan Lopatka, Reuters, Dec 8, 2011 uk.reuters.com

Für einen kompletten Überblick über die Aufspaltung der tschechoslowakischen Währungsunion vergleichen Sie auch: Stability of Monetary Unions: Lessons from the Break-up of Czechoslovakia, von Jan Fidrmuc, Július Horváth, Juni 1998 ideas.repec.org


Euroausstieg: Wiedererlangung des politischen Instruments der Wechselkurse

"Der Wechselkurs ist der überhaupt wichtigste Preis innerhalb der Wirtschaft eines Landes. Er beeinflusst die gesamte Bandbreite der einzelnen Preise, die Importe und Exporte und sogar die Höhe der Wirtschaftsaktivität.“

Paul Volcker and Toyoo Gyohten, “Changing Fortunes: The World's Money and the Threat to American Leadership”

Jeder Ausstieg aus einer Währung ist ein einzigartiger Vorgang, einige generelle Schlüsse lassen sich dennoch ziehen:

  • 1. Was passiert mit den vorhandenen Währungen? In fast allen untersuchten Fällen wurden die alten Banknoten weitergenutzt, vorausgesetzt, dass sie entweder einen Farbstempel oder einen physischen Stempel (Lochung/ Prägung) trugen. Das war der erste Schritt auf dem Weg zum Wechsel zu neuen Banknoten und Münzen. Während der Übergangsphase galten in der Regel nur diese gestempelten Banknoten als gesetzliche Zahlungsmittel. Sobald frisch gedruckte Banknoten verfügbar waren, wurden die alten aus dem Umlauf genommen und gegen neue eingetauscht. Oft wurde das alte Geld über die Grenzen gebracht und dort in Form der älteren, stärkeren Währung angelegt.

  • 2. Ankündigungen und Überraschungsmomente: Alle Währungsabwertungen werden „überraschend“ angekündigt. Es gibt kein klares Muster, wie ein Ausstieg aus einem Währungsgebiete öffentlich gemacht wird. Das Überraschungsmoment war aber in einigen Fällen von Bedeutung. Je früher die Bürger von der Umstellung in Kenntnis gesetzt werden, desto mehr Zeit haben sie, eine wertvolle Währung zu horten und die unerwünschte Währung abzustoßen. Dennoch konnten Länder mit geringerer Inflation, geringerer Kreditschöpfung und starker politischer Identität diese Überraschung vermeiden, da die Bürger diese Länder die neue Währung wünschten und die alte nicht mehr haben wollten - Beispiel baltischen Staaten/ Rubel.

  • 3. Kapitalkontrollen und Kontrolle der Einführung/ Ausführung von Banknoten und Münzen: Wird der grenzüberschreitenden Durchfluss von Banknoten und Währungen zugelassen, besteht die Möglichkeit eines Währungsabflusses und der Arbitrage zwischen der alten und der neuen Währung - abhängig von den zu erwartenden Wechselkursen. In den meisten Fällen führten Staaten Kapitalkontrollen ein und demonetisierten so schnell wie möglich die alte Währung.

  • 4. Denominierung von grenzübergreifenden Aktiva und Passiva: In den meisten Fällen wurde der Umgang mit grenzübergreifenden Verbindlichkeiten ausgehandelt und durch Abkommen bestätigt, oder man ging davon aus, dass sie zu den am Tag der Ausgabe geltenden Wechselkursen konvertiert würden.

  • 5. Monetäre und fiskale Unabhängigkeit beim Ausstieg eines Landes: Staaten, die neue Währungen einführten, um - zu Zwecken der Deckung des Haushaltsdefizits - von Seiniorage-Vorteilen (Geldschöpfungsgewinne) zu profitieren, erlebten stärkere Inflation und eine Abwertung ihrer Währungen. Länder mit unabhängigen Zentralbanken, die keine Kredite an den Staat vergeben konnten, hatten stabilere Währungen und stabiler Wechselkurse.

Es gibt eine ganze Anzahl historischer Beispielen für Auflösungen von Währungsunionen. Sie müssen nicht chaotisch verlaufen oder langfristige Schadenswirkung haben. Die Haupteinschränkung hinsichtlich einer vollkommenen oder teilweisen Auflösung der Eurozone ist jedoch folgende: Solche Auflösungen würden heutzutage in einer viel stärker globalisierten Welt staatfinden, in der grenzüberschreitenden Kapitalflüsse viel dominanter sind als während vergangener Auflösungen von Währungsräumen. Im folgenden Abschnitt werden wir nun auf Grundlage der zuvor erwähnten geschichtlichen Beispiele nach Maßnahmen im Fall einer Auflösung des Euros suchen.




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