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Gold: Bullenmarkthöhepunkte

22.05.2012  |  Adam Hamilton
Angesichts des schonungslosen Goldpreisrückgangs hatte es Gold in letzter Zeit nicht gerade einfach. Der schwache Goldpreis hat natürlich für eine bärische Marktstimmung gesorgt. Deshalb sind immer mehr Händler der Meinung, dass der säkulare Bullenmarkt seinen Geist aufgegeben hat. Falls die Baissiers mit dieser Annahme richtig liegen, hat der Goldbullenmarkt im August des vergangenen Jahres seinen Höhepunkt erreicht. War dieses Topping wirklich die Klimax des Goldbullenmarktes? Nicht einmal annähernd.

Wie der Begriff bereits vermuten lässt, dauern „säkulare“ Bullenmärkte eine lange Zeit. An den Aktienmärkten dauern säkulare Bullen- und Bärenmärkte für gewöhnlich 17 Jahre. Der aktuelle Goldbullenmarkt begann im April 2001, mehr als ein Jahrzehnt vor dem vermuteten Höhepunkt im August 2011. Da Investoren nur 30 oder höchstens 40 produktive Jahre haben, bestimmt jeder mehr als ein Jahrzehnt dauernde, säkulare Trend einen wesentlichen Teil dieser Zeitspanne.

Je länger sich ein Trend durchsetzen kann, desto stärker beeinflusst er die Marktstimmung. Ungefähr ein oder zwei Jahre nach Beginn eines neuen säkularen Bullenmarktes sind die Skeptiker in der Überzahl. Ungefähr ein Jahrzehnt später hat sich das Blatt jedoch gewendet. Je länger die Preise steigen, desto enthusiastischer sind Investoren bezüglich des Zukunftspotentials des Bullenmarktes. Somit wird die Gier im Laufe eines säkularen Bullenmarktes allmählich größer.

Wenn dieser Optimismus letztendlich ins Unermessliche wächst und eine riesige Euphoriewelle entfacht, kommt es zu einem Spekulationswahn. Solch seltene Ereignisse sind einfach wahnsinnig. Erinnern Sie sich noch an die Technologieaktien Ende 1999 und Anfang 2000? Eine Manie wie diese kennzeichnet eine Bullenmarktklimax und zieht sogar die Aufmerksamkeit von Nicht-Investoren auf sich. Der daraus resultierende, massive Kapitalzufluss sorgt für vertikale Gewinne, die zu einem wahren Berichterstattungs-Boom über den Bullenmarkt in den Massenmedien führen.

Schlussendlich führt dies zu einem parabolischen Anstieg. Bullenmarktpreise steigen immer schneller, bis sie vertikal in die Höhe schießen. In den letzten sieben Monaten des Technologieaktienwahns hat sich der NASDAQ mehr als verdoppelt. Wenn alle Kaufinteressenten gekauft haben, verbleiben nur noch Verkäufer und die Preisblase platzt. Die entstehenden Verluste sind gigantisch.

Diese von einem Spekulationswahn ausgelösten, parabolischen Anstiege sind die Visitenkarte einer Bullenmarktklimax. Die Welle an Euphorie zieht genügend Kapital an, um den massiven Bullenmarkt zu beenden. Wenn ein Topping also nicht mit einem monströsen vertikalen Anstieg und allgemeiner Beliebtheit einhergeht, handelt es sich wahrscheinlich nur um ein zwischenzeitliches Hoch und nicht um das Ende eines Bullenmarktes.

Auch wenn Gold im August des letzten Jahres einen offensichtlichen Überhang an Kaufpositionen hatte, gab es weder einen parabolischen Anstieg noch eine Welle an Euphorie. Den Beweis liefert die Geschichte des Goldpreises. Wenn wir das August-Topping mit der Klimax des letzten Goldbullenmarktes vor einigen Jahrzehnten vergleichen, fällt auf, dass sie nicht einmal annähernd in derselben Liga spielen. Dies wird jedoch erst ersichtlich, wenn man den inflationsbereinigten Goldpreis betrachtet.

Dank der schonungslosen Erhöhung der Geldmenge durch die US-Notenbank ist der aktuelle Dollar nicht vergleichbar mit dem Dollar im Januar 1980, als der letzte säkulare Goldbullenmarkt seinen Höhepunkt erreichte. Damals, als der Goldpreis zum ersten Mal die 850-Dollar-Marke erreichte, lag das Einkommen eines US-amerikanischen Haushalts unter 18 000 US-Dollar. Ein Haus kostete 76 000 US-Dollar, während ein Auto weniger als 6 000 US-Dollar kostete! Ein Schokoriegel kostete einen Vierteldollar. Ein direkter Vergleich zwischen den Jahrzehnten ist daher keineswegs sinnvoll.

Wir müssen also einen Blick auf den realen, inflationsbereinigten Goldpreis werfen, um einen aussagekräftigen 1-zu-1-Vergleich zwischen dem August-Topping und der Bullenmarktklimax im Januar 1980 anzustellen. In meinen Essays zum realen Goldpreis habe ich den US-Verbraucherpreisindex genutzt, um den Goldpreis im Laufe der Jahre um die Inflationsrate zu bereinigen. Ja, der Verbraucherpreisindex ist ein Witz, eine Erfindung der Regierung, die die wahre Inflation aus politischen Gründen maßgeblich abschwächt.

Da man außerhalb von Washington weiß, dass die wahre Inflation wesentlich höher ist, als unsere Regierung behauptet, ist der Verbraucherpreisindex nicht sehr aussagekräftig. Er spielt das wahre Ausmaß des letzten Goldbullenmarkthöhepunktes maßgeblich herunter. In den Charts ist der reale Goldpreis in Blau dargestellt, während der nominale Goldpreis in Hellrot angegeben ist.

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