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Gier frisst Hirn, oder warum Gold auch 40% billiger zu haben ist

20.08.2010  |  Wolfgang Weber
Technisch gesehen liefern die vier Edelmetalle seit Wochen eine Hängepartie ab, die sich bei Gold zwischen 1.160 und 1.230 US-Dollar die Unze bewegt. Mit einer aktuellen Preissteigerung von plus 9 Prozent hat das gelbe Metall seine Pflicht bereits getan, aber die Investoren warten noch auf die Kür. Diese könnte im vierten Quartal 2010 den Goldpreis noch über den technischen Widerstand von 1.250 US-Dollar bringen und auch das Kursniveau von 1.300 US-Dollar die Unze ausloten.

In der Gegenrichtung nach Süden warten die Unterstützungen 1.160, 1.130 sowie 1.090 und selbstverständlich die 1.000er - US-Dollar-Marke. Deutliche und nachhaltige Kurseinbrüche sind bei Gold derzeit nicht zu erwarten und würden sich nur dann einstellen, wenn die großen Investoren massiv Goldpositionen zugunsten Aktien oder Anleihen auflösen sollten. In diesem Falle und bei einem Drehen der Stimmung pro Gold zu pro Börse oder insbesondere US Dollar, sind auch Kurse bis 940 und bei Bruch dieser Marke offenes Terrain bis 780 US-Dollar die Unze möglich.

Die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios liegt derzeit bei unter 10 Prozent, da die Goldeindeckungen der großen Kapitalsammelstellen erst seit wenigen Jahren angelaufen sind und bei weitem noch nicht beendet sein dürften, denn die Absicherungsquote eines diversifizierten Portfolios von bis zu 15 Prozent in physische (!) Edelmetalle ist bei weitem noch nicht erreicht.

Darüber hinaus entdeckt die spekulative Finanzindustrie die Rohstoffmärkte gerade wieder neu, insbesondere in der Variante diese Stoffe physisch zu kaufen und zu lagern, um Marktverengungen zu verursachen mit der Folge unweigerlicher temporärer Preissteigerungen. Das ist zwar nicht neu (Goldman Sachs war 2005 zeitweise der größte physische Aluminium-Besitzer der Welt) aber in der Form wie es derzeit abläuft, doch spannend wie man bei Weizen und Kakao gerade aktuell mit verfolgen kann.

Auch wenn das weltweite Misstrauen der Bevölkerungen in die Wirtschafts- und Finanzpolitik der jeweiligen Regierungen scheinbar vorübergehend, erfolgreich eingeschläfert worden ist, so ist es zu Recht latent bei den Menschen vorhanden und viele trauen dem "Aufschwung" nicht über den Weg, denn das fundamentale Problem der Finanzkrise und insbesondere ihre Ursachen sind ja nicht behoben, sondern nur deutlich sichtbar geworden. Gold sollte also auch seine Absicherungsfunktion (Vermögen, Vorsorge, Zahlungsfähigkeit) für die laufende Dekade vollends erhalten oder ausbauen können.

Somit dürfte der Goldkurs sehr gut zwischen 1.090 und 1.160 unterstützt sein, und eher weiter steigen als fallen. Das Tagesgeschäft an den Edelmetallschaltern läuft in ruhigen Bahnen und einigen Händlern auch etwas zu ruhig nach den Turbulenzen im Mai diesen Jahres, als Land unter war bei der Materialbeschaffung. Den Profis ist aber der ruhigere, dafür stabilere, Handelsverlauf wesentlich lieber als Anstürme und Ausverkäufe die sowohl den Kunden als auch den Händler stressen und das Material regelmäßig verteuern. Mit einer Belebung des Handels ist spätestens zum Weihnachtsgeschäft zu rechnen.

"Gier frisst Hirn" ist ein geflügeltes Wort in der Finanzbranche und umschreibt den nach Rendite dürstenden Anleger, der unter Auslassung sämtlicher Vorsichtsmaßnahmen und gesundem Menschenverstand ein Finanzvehikel kauft, dass schon fast platzen muss, so wunderbar stellt es sich dar. Praktisch kein Risiko und 100 Prozent Rendite pro Jahr das wär es dann schon.

So natürlich auch im Goldgeschäft (an dieser Stelle mehrfach erwähnt), wo Gold von geheimnisvollen, meist afrikanischen Quellen, an gutgläubige Gierhälse in aller Welt verschachert wird. Natürlich handelt es sich entweder um gar kein Gold, oder um gepantschtes Material ausgestattet mit "Zertifikaten" des afrikanischen Präsidenten aus dem Sowieso-Staat. Dazwischen sitzen dann meist Vermittler die gestern noch Vertreter für Schnürsenkel waren und nun Rohstoffspezialisten, insbesondere für Edelmetalle, geworden sind.

Wann immer Gold unter dem Weltmarktpreis angeboten wird, sollte man einfach seines Weges ziehen und diese Angebote höchstens seinem ärgsten Feind unterbreiten lassen. TV, Internet und Print-Medien verbreiten sekündlich, stündlich und täglich alle Rohstoffkurse und gerade den Goldkurs gegen US Dollar, Euro, Schweizer Franken, Britisches Pfund und Yen. Wie man hier bei der Beschaffung von Gold nicht über die aktuellen Marktpreise informiert sein kann, grenzt schon an ein Wunder.

Im Gegenteil: der Betrug funktioniert bei Falschgold genau deswegen, weil der aktuelle Preis bis zu 40 Prozent "unterboten" werden kann wie das aktuelle Beispiel aus den Arabischen Emiraten zeigt, wo scheinbar saudische Investoren das Geschäft ihres Lebens mit bis zu fünf Tonnen Gold machen wollten. Aber das "Geschäftsmodell" funktioniert auf der ganzen Welt so und selbst Zentralbanken haben schon Falschgold angeboten bekommen.

Natürlich läuft das auch so beim Kleinanleger, dem Betrüger Gold weiter unter dem Preis verkaufen können, da dieses zum Beispiel in Form von alten Goldmünzen im Keller von Omas Nachlass gefunden worden ist und die Erben ganz schnell Geld brauchen... Der phantasievollen Geschichten gibt es zu Genüge und Gold, Silber, Palladium und Platin kauft man bei entsprechend bekannten, gut aufgestellten Edelmetallhändlern.

Bei Goldkäufen aus dem Sekundär-Markt ("gebrauchte Krügerränder") haften diese Händler dann für die Ware und verhüten so weitestgehend dass Fälschungen in Umlauf gebracht werden. Unbekannte Händler, Internetshops ohne entsprechende Reputation, Internet-Versteigerungen, dunkle Bahnhofsgassen und Sonderangebote aus türkischen Goldminen sollte man für geplante Goldinvestments dann vielleicht doch besser vermeiden.

Die seriösen, aktuellen Aufschläge auf den Marktpreis liegen bei Gold zwischen 5-8 Prozent bei einer Unze Gold-Münze (Krügerrand, US-Eagle etc.) und 4-6 Prozent bei eine Unze Gold-Barren (Heraues, Umicore, Emirates Gold). Der Kilo-Barren ist im Moment für 1,75 bis 2,5 Prozent bei den Händlern zu haben. Die Abschläge (Ankauf der Händler) liegen bei 999er Gold und einem 1 Kilo-Barren so um die 2-4 Prozent. Beim Verkauf von Goldschmuck sollte man sich mindestens zwei bis drei Angebote von verschiedenen Ankäufern machen lassen, denn da sind Preisunterschiede von 20 bis 50 Prozent (!) keine Seltenheit.


© Wolfgang Weber
Taurus Investors (www.taurusinvestors.com)



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