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Naturkatastrophen und Staatsbankrotte

14.03.2011  |  Robert Rethfeld
Im April 1783 brach der 150 km von Tokio entfernte Vulkan Asama aus. Etwa 1.300 unmittelbare Todesopfer waren zu beklagen. Die mittelfristigen Folgen dieses Ausbruchs waren gravierender: Die Verseuchung der Erdböden durch die Eruptionen und die monatelange Verdunkelung des Himmels haben in den Folgejahren Missernten und Hungersnöte zur Folge gehabt, denen über eine Million Japaner (bei einer damaligen Bevölkerungszahl von 25 Millionen) zum Opfer gefallen sein sollen. Es kam zu Bauernaufständen; Häuser der privilegierten Bürger und Wucherer wurden zerstört.

Parallel zur Eruption des Asama in Japan fand der Ausbruch der Laki-Krater auf Island statt. Dieser begann am 8. Juni 1783 und dauerte acht Monate. Dieser Ausbruch hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das globale Klima. 100 Millionen Tonnen Schwefeldioxid wurden in die Atmosphäre geschleudert. Der Naturforscher Benjamin Franklin sprach 1784 davon, dass sich "ein konstanter Nebel über ganz Europa und große Teile Nordamerikas gelegt habe". Die gesamte nördliche Hemisphäre kühlte sich im Durchschnitt um 1,5 Grad Celsius ab. Es kam verbreitet zu Missernten und Hungersnöten, die Getreidepreise stiegen stark an. Die Eruptionen der Laki-Krater gehörten zu den Schwerwiegendsten der letzten 2000 Jahre, heißt es bei Wikipedia.

Wolfgang Behringer vermutet in seinem im Jahr 2007 erschienenen und sehr lesenwerten Buch "Kulturgeschichte des Klimas" einen Zusammenhang zwischen den klimatischen Bedingungen Europas der 1780er Jahre und dem Ausbruch der französischen Revolution im Jahr 1789. Er schreibt, dass die Getreidepreise in Frankreich just am Tag des Sturms auf die Bastille am 14. Juli 1989 einen Hochpunkt erreichten.

Die damalige Gemengelage war nicht allein durch Hunger und Teuerung, sondern durch eine praktische Insolvenz des französischen Staatshaushaltes gekennzeichnet. Die Ausgaben übertrafen die Einnahmen um 20 Prozent. 50 Prozent der Ausgaben entfielen auf Zins- und Tilgung für die enorme Staatsverschuldung. 7 Prozent des Budgets verschlang der königliche Hof (incl. Pensionszahlungen). http://de.wikipedia.org

Die Steuereintreiber waren in jener Zeit besonders aktiv. Die Bevölkerung geriet in eine Zwangslage: Einerseits hungerte man, anderseits sollte man durch Steuerzahlungen dazu beitragen, dass Gläubiger ihre regelmäßigen Zinszahlungen erhielten und der Hof weiter seine Feste feiern konnte. Es kam zu einer Explosion des Hasses gegen die damaligen Herrscher.

In unserem Ende 2009 erschienenen Ausblick auf die laufende Dekade (2010 – 2020) postulierten wir eine sich aus den Umständen zwangsläufig ergebende Neuordnung des Weltfinanzsytems, ohne dass Ereignisse wie die Aufstände im arabischen Raum oder die Natur- und Nuklearkatastrophe in Japan damals vorhersehbar waren.

Wir schrieben: "Die zweite Dekade eines Jahrhunderts ist häufig eine Dekade, in der eine "neue Ordnung" entsteht: Man denke nur an den im Jahr 1714 beendeten spanischen Erbfolgekrieg, an den Wiener Kongress von 1814/15 im Gefolge der napoleonischen Kriege oder an den ersten Weltkrieg 1914 bis 1918. Diese Ereignisse zogen in vielen Belangen eine Neuordnung incl. Neuanfang nach sich. Eine solche erscheint - mit Blick auf unser Finanzsystem - dringlicher denn je. Ein Neuanfang kommt nicht allein: Er wird durch Ereignisse erzwungen. Das muss nicht notwendigerweise Krieg bedeuten. Wirtschaftliche Negativereignisse können stark genug sein, um die Staatengemeinschaft dazu zu zwingen, die Finanzwelt neu zu ordnen."

Auch wenn viele Analysten das Wort von einem Kollaps oder Zusammenbruch des Weltfinanzsytems vorziehen, dürfte das Wort "Neuordnung" der bessere Ausdruck sein. Neuordnung besagt, dass es Politikern gelingt, nach einer chaotischen Periode der Unruhe zu Standards und Regeln zurückzufinden. Im Übergang von der chaotischen zur stabilen Periode werden sich große Chancen auftun.




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