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Die "Target-2-Salden" kommen Deutschland teuer zu stehen

28.12.2012  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die Target-2-Salden der Bundesbank könnten folglich noch dramatisch in die Höhe schnellen - was mit einer entsprechenden Vermögensumverteilung zu Lasten Deutschlands verbunden wäre.

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Bundesbank mit negativem Eigenkapital

Haben sich erst einmal hohe Target-2-Salden aufgebaut, und bricht dann der Euroraum auseinander, drohen der Bundesbank entsprechend hohe Verluste, die das Eigenkapital der Bank mehr als aufzehren können.

Es ist denkbar, dass die Bundesbank auch mit negativem Eigenkapital "arbeiten" kann, dass ihre Reputation als "Stabilitätshüter" dadurch also nicht nachhaltig leidet. Die Eigenkapitalbasis der Zentralbank müsste jedoch nachfolgend durch zum Beispiel Gewinneinbehaltung nach und nach wieder aufgebaut werden.

Die Zentralbankgewinne wären folglich nicht mehr für den Staatshaushalt verfügbar. Die Kosten hat der Steuerzahler zu tragen: Er muss nun für die ausfallenden Zentralbankgewinne, mit denen üblicherweise Staatsausgaben finanziert werden, aufkommen (durch zum Beispiel höhere Steuerzahlungen).


Fazit

Abschließend sollen noch einmal drei Schlussfolgerungen dieses Artikels her-ausgestellt werden:

(1) Hinter der Target-2-Mechanik verbirgt sich die Geldpolitik der elektronischen Notenpresse. Würde der EZB-Rat nicht Pleiten von Staaten und Banken in der "Peripherie" mit dem Drucken von neuem Geld abwehren, würde es auch nicht den beobachtbaren Aufbau von Target-2-Salden geben.

(2) Die Politik, den Euro zu erhalten zu jedem Preis, wird zu einer drastischen Umverteilung führen: Länder wie Deutschland werden (massiv) schlechter gestellt zu Gunsten von Peripherie-Ländern (beziehungsweise Ländern, die einen negativen Target-2-Saldo aufweisen).

(3) Selbst ein späterfolgender Abbau der Target-2-Salden macht die Umverteilung zu Lasten der Länder, die einen positiven Target-2-Saldo aufweisen, nicht ungeschehen.


(1) Siehe hierzu die Target-2-Erklärung im Degussa Marktreport vom 22. Juni 2012


Target-2

Mit "Target-2" ist das Zahlungsverkehrssystem im Euroraum gemeint. "Target" steht für "Trans-European Automated Realtime Gross Settlement Express Transfer System“, "2" steht für die neue, "zweite Generation" des Taget.

Über Target-2 werden Zahlungen zwischen Zentralbanken im Euroraum abgewickelt, aber auch Zahlungen, die zwischen Geschäftsbanken erfolgen.

"Normalerweise" wären die Salden innerhalb des Target-2-Systems ausgeglichen. Das ist aber seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht mehr der Fall.

Es finden Überweisungen von zum Beispiel griechischen Banken an deutsche Banken statt, wobei diese Zahlungen nur möglich sind, da die Zentralbanken den auszahlenden Banken neues Basisgeld, geschaffen aus dem Nichts, zur Verfügung stellen. Weil keine Rückflüsse in die Länder erfolgen, weist zum Beispiel die Bundesbank (anschwellende) Target-2-Salden gegenüber der EZB beziehungsweise der griechischen Zentralbank aus.


Protokoll (Nr. 4): Über die Satzung des europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank

Artikel 33: Verteilung der Nettogewinne und Verluste der EZB

… 33.2. Falls die EZB einen Verlust erwirtschaftet, kann der Fehlbetrag aus dem allgemeinen Reservefonds der EZB und erforderlichenfalls nach einem entsprechenden Beschluss des EZB-Rates aus den monetären Einkünften des betreffenden Geschäftsjahres im Verhältnis und bis in Höhe der Beträge gezahlt werden, die nach Artikel 32.5 an die nationalen Zentralbanken verteilt werden.



© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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