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Ein Lob auf das Handelsblatt

24.04.2011  |  Prof. Dr. Max Otte
Manchmal bewegen sich Medien auch in die richtige Richtung. Das Handelsblatt war früher eine solide Wirtschaftszeitung, die aber meistens nicht sehr aufregend war. Heute ist das Blatt zu einem oftmals kritischen Begleiter der Wirtschaft geworden. Ähnliches gilt für die Wirtschaftswoche, die zum selben Konzern gehört.

Demgegenüber ist gerade die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Hinblick auf Kritik an der Finanzbranche doch sehr, sehr zurückhaltend. Kein Wunder: Die FAZ sitzt, nun, in Frankfurt. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Weitere Kommentare erübrigen sich.

Am 19. April fand ich auf www.handelsblatt.com geballt folgende vier kritische Artikel:

(Ich sollte vielleicht noch sagen, dass ich oder meine Unternehmen keinerlei Kooperation mit dem Handelsblatt haben und dass keinerlei Finanzbeziehungen bestehen. Gut, gele-gentlich werde ich vom Handelsblatt interviewt, aber ich hoffe, dass das aufgrund der Qualität meiner Aussagen geschieht.)

In "Zehn unangenehme Wahrheiten über die USA" schreibt das Handelsblatt: "Die Verei-nigten Staaten sitzen auf einem gigantischen Schuldenberg von mehr als 14 Billionen Dollar. Die Finanzmärkte fragen sich, wie die USA aus dieser Schuldenfalle entkommen wollen." Und listet auf:
  • 1. 2010 hat die US-Regierung fast so viele Schulden aufgenommen wie der Rest der Welt zusammen, nämlich 45 Prozent. (Deutschland 5 Prozent).

  • 2. Die Schulden der Vereinigten Staaten (inklusive Firmen- und Privatschulden) ha-ben 360 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht.

  • 3. 33 von 50 US-Bundesstaaten sind nicht mehr in der Lage, Arbeitslosenunterstüt-zung zu zahlen.

  • 4. Die Krise im privaten Häusermarkt ist noch lange nicht unter Kontrolle. Der No-belpreisträger Joseph Stiglitz erwartet alleine 2011 weitere zwei Millionen Vollstre-ckungen.

  • 5. Die Preise von Gewerbeimmobilien sind seit 2007 um mehr als 40 Prozent gefal-len, fast jedes fünfte Bürohaus im Land steht leer.

  • 6. Im Jahr 2010 beantragten 1,53 Millionen Amerikaner Privatinsolvenz. Das war der höchste Stand seit Verschärfung der Insolvenzordnung im Jahr 2005.

  • 7. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei knapp 10 Prozent, die tatsächliche eher bei 18,4 Prozent.

  • 8. Knapp 40 Millionen Amerikaner sind auf Essensmarken des Landwirtschaftsminis-teriums angewiesen. Das ist etwa jeder achte Bürger.

  • 9. Zwei Drittel der Einkommenszuwächse zwischen 2002 und 2007 landeten bei ei-nem Prozent der Bevölkerung: den Superreichen.

  • 10. 2010 zahlte das Sozialversicherungssystem zum ersten Mal mehr Beiträge aus, als es an Steuern einnahm. Das sollte eigentlich erst 2016 eintreten.

Noch etwas: am 8.4. hatte das Handelsblatt mich interviewt und einen Artikel mit dem Titel "Das wirkliche Problem der Weltwirtschaft sind die USA" veröffentlicht.

Ich sage das schon seit 2008, aber erst jetzt werden die Medien darauf aufmerksam. (Ganz alleine bin ich nicht, auch Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank vertritt diese Position.) Und vor wenigen Tagen - endlich - drohte Standard & Poors den USA eine Herabstufung vom AAA-Status an, wenn man nicht bis 2013 seine Hausaufgaben gemacht hat. Das wäre das erste Mal in der US-Geschichte, das Amerika offiziell keinen AAA-Status hätte. Natürlich verdienen US-Staatsschulden schon lange kein AAA-Rating mehr, dennoch reagierten die amerikanischen Politiker verschnupft. Dann hätte die impe-riale Macht (Helmut Schmidt) natürlich große Probleme, seine Anleihen bei den Verbün-deten zu platzieren.

Natürlich geht es einigen Staaten in der Eurozone nicht gut. Aber es ist schon erstaun-lich, welche Hysterie um die sogenannte "Euro-Rettung" veranstaltet wird, wenn ein paar mehr oder weniger unbedeutende Randstaaten wackeln, wenn das wahre Problem im Zentrum der Weltwirtschaft liegt.

All das kann nur heißen: raus aus Papiergeld, rein in Sachwerte. Mit gefallen europäische Blue Chips wie Total (WKN: 850727). Sanofi-Aventis (WKN: 920657), Nestlé (WKN: A0Q4DC), Novartis (WKN: 904278), RWE (WKN: 703712) oder auch deutsche, österrei-chische und schweizerische börsennotierte Mittelständler immer noch sehr gut. US-Technologiegiganten wie Intel (WKN: 855681), Cisco (WKN: 878841) und Microsoft (WKN: 870747) und viele japanische Titel wie Sony (WKN: 853687) sind auch sehr billig.

Bei diesen Weltkonzernen ist die Wahrscheinlichkeit eines Überlebens doch recht hoch. Und ansonsten gilt: im Einkauf liegt der Gewinn.

Auf gute Investments und schöne Ostertage,

© Prof. Dr. Max Otte



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