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Schlechte Aussichten für Italien und Spanien

14.07.2011  |  Redaktion
Ambrose Evans-Pritchard äußerte sich kürzlich in gewohnt bissiger Manier im britischen "Telegraph" zu den Aussichten für Italien und Spanien. Hier eine Zusammenfassung.

Der (inoffizielle) Zahlungsausfall von Griechenland beeinträchtigt Portugal und Irland immer mehr, jetzt zieht sich auch die Schlinge um Italien und Spanien immer mehr zu. Diese Länder haben gemeinsam stolze 6,3 Billionen Euro staatliche und private Schulden.

Die 10-Jahres-Anleiherenditen Italiens waren am vergangenen Freitag mit ganzen 5,3 % so hoch vor Einführung der Währungsunion. Und bis August und September müssen 69 Mrd. € an Anleihen refinanziert werden, bis Ende 2013 gar 500 Mrd. €. Das wird wohl dazu führen, dass die Zinsen auf Staatsverschuldung in Höhe von 1,84 Billionen Euro recht schnell ansteigen. Italien ist mit 120% des Bruttoinlandsproduktes verschuldet. Das jährlich Staatsdefizit beläuft sich auf 4,7% des BIP.

Die spanischen Anleiherenditen kletterten sogar auf bedrohliche 5,7%. Dies könnte zu einer europaweiten Kettenreaktion führen: Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zufolge ist Frankreich mit 472 Milliarden Dollar in Italien und 175 Milliarden Dollar in Spanien engagiert.

In all den Wirren herrscht in der Regierung Italiens auch noch Uneinigkeit. Regierungschef Berlusconi ist in Skandale verwickelt und stellt sich gegen seinen Finanzminister Tremonti, der weltweit als Garant für den Sparkurs Italiens angesehen wird. Auch um Tremonti ranken sich Korruptionsgerüchte.

Pritchard zufolge kann der Untergang Spaniens und Italiens nur verhindert werden, wenn Deutschland anerkennt, dass es sich um ein Nord-Süd-Problem innerhalb der Eurozone handelt und spanische und italienische Kredite aufkauft oder garantiert. Andernfalls bliebe nur der Zerfall der Währungsunion mit unabsehbaren Konsequenzen.

Während sich Spanien und Italien dem Bankrott nähern, der Global-PMI-Indikator von Goldman Sachs zeigt, dass sich das Wachstum in 80% der Länder weltweit verlangsamt - auch in Indien und China - und die letzte Woche veröffentlichten Arbeitslosenzahlen der USA nichts Gutes verheißen (eine Viertelmillion mehr Arbeitslose), erhöht die Europäische Zentralbank die Zinssätze. Ambrose Evans-Pritchard sieht darin einen Fehler, der auch schon 2008 gemacht wurde, als man die Zinssätze inmitten der Ölkrise anhob, während sich die halbe Eurozone in Rezession befand.

Italien gibt zwar BIP-Wachstumsprognosen von 1,1% (2011), 1,3% (2012) und 1,5% (2013) an, doch außenstehende Analysten blicken etwas pessimistischer in die Zukunft Italiens. Auch David Owen von Jefferies Fixed Income schätzt die Aussichten Italiens eher düster ein. Seiner Analyse zufolge werden die Schuldzinsen in den kommenden drei bis vier Jahren explodieren und die Kreditkosten um 200 bis 300 Basispunkte steigen.

Eine vorübergehende Linderung könne nur durch eine halbe Dekade laxer Geldpolitik der EZB oder eine umfassende weltwirtschaftliche Erholung erreicht werden. Ohne dies könnten Spanien und Italien nur beten, so Pritchard.

Zum Telegraph-Artikel.


© Redaktion GoldSeiten.de





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