Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Kein Respekt gegenüber dem Goldstandard

15.12.2005  |  Redaktion
In letzter Zeit liest man eine Menge seltsamer Beiträge zum Goldstandard und zur Weltwirtschaftskrise. Ich habe zuletzt die Zeitung aufgeschlagen und mir fiel ein Artikel von Robert Samuelson ins Auge. "Das beständige Mysterium um Gold".

Samuelson schreibt in diesem Artikel etwas über die Rolle des Goldes als Geld in weiten Teilen der dokumentierten Geschichte. Dann kommt er auf die Weltwirtschaftskrise (= Große Depression) zu sprechen und die ganze Sache wird ziemlich absurd. Er schreibt: "Es war die Stärke des Goldes, die in dieser Zeit zu seinem Zusammenbruch führte. Zu wenig Gold führte zur Krise im Bankwesen und bei den Währungen."

Tss Tss. Armes Gold! Jetzt schiebt man ihm schon die Schuld an der Großen Depression in die Schuhe. Sicherlich schreiben die Sieger Geschichte. Denn hier lesen wir Geschichte aus der Sicht eines großen Fans der Papiergeldwährungen.

Diese Sicht der Dinge ist nicht sehr ungewöhnlich. Sie entspricht auch der Sicht des eben ernannten Vorsitzenden der Fed, Ben Bernanke. Bernanke ist ein Fan der Großen Depression, genauso wie es Fans des Bürgerkrieges gibt. Sie fasziniert ihn einfach. Er untersucht diese Zeit so wie ein anderer vielleicht in den Überresten einer archäologischen Ausgrabungsstätte wühlt. Er hat sogar angefangen, ein Buch darüber zu verfassen.

Ein Beitrag von Greg Ip fasst einige von Bernankes Ansichten zur Großen Depression zusammen. An der Spitze seiner Aufzählung steht: "Nehmen Sie sich vor unzeitgemäßen, orthodoxen Dingen wie dem Goldstandard in Acht."

Für den Kreis der Weltverbesserer, die glauben, man brauche nur die richtigen Knöpfe zu drücken, ist der Goldstandard nichts anderes als eine Zwangsjacke. Für diejenigen jedoch, die dem Zauber des Goldes erlegen sind, liegt hier sein Hauptverdienst. Denn der Goldstandard hält die Erzeugung neuen Geldes unter Kontrolle.

Wenn jeder Dollar durch eine bestimmte Menge an Gold gedeckt wäre, dann könnte man nicht einfach so neues Geld in Umlauf bringen. Der Goldstandard würde es notwendig machen, zuerst neues Gold zu beschaffen. Für Regierungen wäre es schwieriger sich auf Kriege einzulassen, Vergünstigungen auszuteilen und die öffentlichen Stellen auszubauen, wenn sie vom Goldstandard zurückgehalten würden. Banken könnten dann nicht mehr so viel Geld verleihen, weil sie nicht mehr so viel Geld in Umlauf bringen können. Deshalb standen die Interessen der Banken in diesem Land hinter Einrichtung der Zentralbank. Sie schätzten den Wert eines anständigen Kartells.

Es ist ein bisschen so wie in einer Bar, in der man nur bar bezahlen kann. Leute, die wenig Geld haben, aber gerne viel trinken, meiden diese Lokalitäten im Allgemeinen.

Das Problem, Mr. Samuelson, ist nicht, dass es nicht genug Gold gab. Das Problem ist, dass es zu viele Dollar gab. Als Roosevelt den Amerikanern im Frühjahr 1933 befahl, ihre Goldmünzen aufzugeben, hat er damit nicht den Kapitalismus geschützt. Er hat ihn begraben.

Der Kapitalismus und der freie Markt hängen von Kontrakten ab. Kontrakte sind nichts anderes, als Versprechen. Wenn sie nicht gehalten werden, dann kann man gleich in die Bananenrepubliken eintreten oder mit Plünderungen im Stile der ehemaligen Sowjetunion anfangen. So war es immer, wenn ein Land sein Versprechen, die Währung mit Gold zu stützen, nicht gehalten hat.

Diejenigen, die ihr Gold im Tausch gegen Dollar hergaben - mit dem Versprechen, dass man die Schuld in Gold wieder begleichen wolle - wurden einfach mit den Dollars zurückgelassen. Eigentlich hat die eigene Regierung ihnen das Gold gestohlen. Es waren Dollars, die in den folgenden 70 Jahren einen großen Teil ihres Wertes verloren.

Aber da steckt noch mehr dahinter. Geld, ungehindert durch eine harte Währung, ist eines der wichtigsten Auslöser für unhaltbare Booms, die später Panik auslösen und in Zusammenbrüchen und in Depressionen enden. Sie lassen Narben in der Landschaft der Finanzgeschichte zurück. Gold war immer das, was solche Exzesse beherrschen konnte. Es war der Anker, der das Schiff im Hafen hielt.

Nur weil Regierungen immer wieder diese Regeln gebrochen haben, heißt das noch nicht, dass der Goldstandard selbst die Schuld trägt (diese Regeln wurden endgültig 1972 gebrochen, als Nixon die letzte Spur des Goldstandards auslöschte). Ein Mann, der seine Versprechen nicht hält, kann wohl nicht ernsthaft den Versprechen die Schuld dafür geben. Jemand, der derartig routiniert seine Versprechen bricht, ist vermutlich ein Gauner, ein Dieb und ein Taugenichts. Normalerweise benutzt man hier den Ausdruck "Lügner". Heute werden diese Menschen auch Politiker und "Retter des Kapitalismus" genannt.

Bernanke hat sich vielleicht genauer mit der Großen Depression befasst, aber er hat die falschen Bücher gelesen. Er sollte mal einen Blick in Murray Rothbarts Buch zu dem Thema schreiben. Rothbarts Untersuchung ist klar und schlüssig, ohne all die Fallen der Mathematik, die heute die wirtschaftlichen Texte verpesten.

Warum sollte Papiergeld zu nicht haltbaren Booms führen? Ich werde versuchen, diese Frage kurz zu beantworten, auch auf die Gefahr hin, dass ich dabei eine Sache zu stark vereinfache, bei der es Jahrhunderte dauern würde, sie richtig zu erfassen und die heute noch immer untersucht und ausgearbeitet wird (am besten lesen Sie aber einfach das Buch. Lesen Sie nur die ersten drei Kapitel und sie werden mehr über Geschäftszyklen wissen, als die meisten professionellen Wirtschaftswissenschaftler).

Im Grunde genommen entscheidet im freien Markt der Einzelne, wie viel er sparen möchte. Dieser Ersparnisse werden am Markt investiert - entweder durch den Sparer selbst oder durch einen Mittler, z.B. eine Bank. Der Preis für die Ersparnisse ist der "natürliche Satz" oder die "reinen Zinssätze". Stellen Sie sich das Ganze einfach als den natürlichen Marktpreis vor, als Ergebnis von Angebot und Nachfrage.

Wenn man also Geld aus dem Nichts in den Umlauf bringt, dann erzeugt man damit den Eindruck, dass es in einer Wirtschaft mehr Ersparnisse gibt, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Man verzerrt so die Zinssätze und der natürliche Satz funktioniert nicht mehr so gut. Die Signale des Marktes werden durch den Nebel der Geldpolitik gesendet.

Das überschüssige Geld führt dazu, dass neue Investitionen und Ausgaben einen Boom auslösen. Rothbard schreibt, dass "der Boom dann eigentlich eine Phase der verschwenderischen Fehlinvestitionen ist. Es ist die Zeit, in der viele Fehler gemacht werden, weil sich die Kredite der Banken in den freien Markt einmischen."

An einem bestimmten Punkt erweisen sich die Fehlinvestitionen dann als unprofitabel, das Wachstum als nicht haltbar. "Die Depression ist somit eigentlich die Phase, in der sich die Wirtschaft nach der Verschwendung und den Fehlern in der Zeit des Booms ordnet und wieder zu einem nützlichen Dienst für die Verbraucherinteressen wird." Mit anderen Worten, der Freudentanz ist zu Ende, die Realität setzt wieder ein und der wahre Einfluss auf die Marktpreise - der "natürliche Satz" - kommt wieder zu seinem Recht.

Es ist wie mit jeder anderen Preiskontrolle. Sobald man sie zu hoch oder zu niedrig ansetzt, wird es zu Problemen führen. Es ist nicht zu halten. Und deshalb haben wir die Märkte, um den richtigen Preis zu "finden".

Da steckt noch eine Menge mehr dahinter, doch kann ich darauf hier nicht genauer eingehen. Die wichtigsten Punkte sind erstens, dass der Goldstandard nicht die Verantwortung für die Krisen der Vergangenheit trägt. Sie wurden durch die Unfähigkeit verursacht, das Versprechen zu halten, die Schuld in Gold zu begleichen. Und zweitens, dass der Goldstandard keinesfalls die Krisen auslöst, dass er stattdessen vielmehr die Zunahme der Geldmenge unter Kontrolle halten kann. Deshalb hat der Goldstandard schon oft unhaltbare Booms verhindert und dadurch auch die Krisen, die notwendigerweise gefolgt wären.


© Martin Denholm
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Trader's Daily"



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"