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Chinas Damespiel mit den Goldpreisen

12.04.2014  |  John Browne
Seit Jahrzehnten mutmaßen viele von uns aus dem “Hartgeldbereich“, dass die geheimnisumwobenen Aktivitäten der großen Finanzinteressen auch eine große Rolle bei dem Kursentwicklungen am Goldmarkt spielen. Zentral für diese vermeintliche Manipulation soll der Londoner Markt sein, für den sich die Bezeichnung “London Fix“ durchgesetzt hat. Tippgeber und Informanten wurden als Panikmacher, Goldbugs und Verschwörungstheoretiker oder gar Schlimmeres hingestellt. Die jüngsten Enthüllungen bringen uns der Wahrheit aber wieder ein Stück näher.

Wie das Wall Street Journal am 11. März 2014 berichtete, habe das Finanzunternehmen AIS Capital Management eine Sammelklage gegen verschiedene Großbanken eingereicht, darunter Barclay's, PLC, Deutsche Bank, HSBC und noch viele andere. Es wird behauptet, dass diese Banken gemeinsam und unrechtmäßig den Goldpreis aus Eigenprofitgründen manipulierten. Diese Klage kommt im Fahrwasser offizieller Untersuchungen in Großbritannien und Deutschland.

Ähnlich wie der LIBOR-Zins (London Inter Bank Offered Rate) dient der Londoner Goldpreis als Kassapreis-Richtwert für große Goldmetalltransaktionen auf der ganzen Welt. Schon der LIBOR-Skandal schüttelte die Finanzwelt kräftig durch. Doch eine mögliche Goldpreismanipulation könnte “noch schlimmer als LIBOR“ sein, so die Aussage eines leitenden Mitglieds der deutschen Aufsichtsbehörden. Diese Worte geben nun auch dem Begriff “Fix” eine neue Bedeutung. Auf dem Weg zur Wahrheit kann es hilfreich sein, die internationalen Goldflüsse zu verfolgen und zu schauen, wer kauft, wer verkauft und wo sich vielleicht Lücken auftun.

Der Großhandel mit Gold ist sei Langem schon ein geheimnisumwobener Bereich. Obgleich der IWF die Einnahmen abfragt, lässt sich der Handel in Fernost nur schwer präzise verfolgen. 2009 gab die Zentralbank Chinas bekannt, die eigenen Goldbestände seien um 75% gestiegen - von 600 Tonnen auf 1.054 Tonnen. Laut Wikipedia liegt China damit auf Platz sechs der größten Goldhalter der Welt.

Gold Field Mineral Services (GFMS) schätzt, dass im Jahr 2013 weltweit insgesamt 2.982 Tonnen Gold produziert wurden. Mit einer Jahresproduktion von ca. 428 Tonnen, so Forbes Asia, sei China der weltgrößte Goldproduzent. Wie Russland exportiert China aber kein Gold. Rechnet man die Jahresproduktionen der letzten drei Jahre zusammen, könnten sich die chinesischen Goldbestände um ca. 1.284 erhöht haben - von 1.054 Tonnen auf inzwischen insgesamt 2.338 Tonnen. China wäre damit einer der größten Goldhalter der Welt. Damit aber noch nicht genug: China importiert zudem enorme Goldmengen über Hongkong und Shanghai.

Forbes Asia zufolge, zeigen die Angaben der China Gold Association, dass Chinas Goldkonsum 2013 gegenüber dem Vorjahr um 41% gestiegen war - auf 1.176 Tonnen. (Der chinesische Staat gibt keine öffentlichen Zahlen bekannt, also können sich die Abweichungen im Bereich von hunderten Tonnen bewegen.) Addiert man diese Importmengen nun zur chinesische Binnenproduktion von 428 Tonnen, so würden sich 1.604 Tonnen Gold ergeben, die China im letzten Jahr aufgestockt hat. Die Importe Indiens beliefen sich, laut Bloomberg, letztes Jahr auf 978 Tonnen. Das heißt also, dass China und Indien zusammen 2.582 Tonnen Gold akkumuliert haben, oder aber 86% der weltweiten Goldproduktion von 2.982 Tonnen.

Zählt man Chinas Binnenproduktion sowie die Importe, soweit ersichtlich, über die letzten Jahre zusammen, dann legt das den Schluss nah, dass das Land jetzt über mehr als 3.514 Tonnen Gold verfügt. Falls die USA immer noch all das Gold besitzen, das die Fed verwahrt, dann wäre China zum zeitgrößten nationalen Goldeigentümer aufgestiegen.

Neben China haben auch Indien, Indonesien, Saudi-Arabien und Thailand ihre Goldbestände im letzten Jahr erhöht. Da Gold weithin als Symbol für Vermögen gilt, haben wir es hier mit einem massiven West-Ost-Transfer von “realem“ Vermögen zu tun.

Diese enorme Goldmetallnachfrage aus dem Osten erschwert natürlich auch die Mission der westlichen Zentralbanken, den Goldmarktpreis sinken zu lassen, ungemein. Es sei denn, die westlichen Zentralbanken verleihen heimlich Gold an Marktkäufer, die politisch ‘motiviert‘ wurden, wie Deutschland, keine physische Auslieferung zu fordern?

Als Deutschland Anfang 2013 um die Rückführung von nicht mehr als 300 Tonnen des nationalen Goldes bat (bei Gesamtbeständen von 3.396 Tonnen), bat die US Federal Reserve anstatt sofortiger Lieferung um eine schrittweise Verzögerung von 5 Jahren. Bis Ende letzten Jahres hatte die Fed aber nur 5 Tonnen an Deutschland geschickt.

Obgleich sich die Fed in Privateigentum befindet, teilweise Banker, muss sich die US-Zentralbank nur teilweise Finanzprüfungen unterziehen. Könnte es sein, dass ein großer Teil der öffentlich angegebenen Goldbestände der Fed - 8133,5 Tonnen - tatsächlich das Eigentum anderer Nationen sind, wie zum Beispiel Deutschland?

Ist China vielleicht schon der weltgrößte Goldeigentümer - in bewusster Abgrenzung zum Begriff “Goldhalter"? Falls ja, dann ist China mit seinem voll entwickelten Finanzzentrum in Hongkong schon jetzt ein ganzes Stück weiter als viele angenommen hatten beim Aufbau einer Konkurrenz zum so entscheidenden Reservestatus des US-Dollar und seiner internationalen Glaubwürdigkeit.

Die jüngsten Kursgewinne am Goldmarkt lassen sich sicherlich auch auf Inflationssorgen, gedrückte Zinssätze und die Situation in der Ukraine zurückführen. Unterdessen wächst aber auch die Einsicht in die Möglichkeit schwerer und schwerer werdender Engpässe beim physischen Gold, wie auch die Einsicht, dass die Macht der westlichen Zentralbanken bei der Goldkursdrückung geringer wird; und das deutet auf eine Fortsetzung des fundamentalen Bullenmarktes beim Gold hin - einem möglichen Anwachsen der Rezessionsängste zum Trotz.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 10.04.2014 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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