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Anmerkung zu der Diskussion über Goldverkäufe der Bundesbank im Dez.

06.01.2006  |  Martin Siegel
Am 14.12.2005 tauchten in verschiedenen Medien Berichte darüber auf, daß sich in der Union die Bereitschaft abzeichnet, die deutschen Goldreserven doch zum Stopfen der Haushaltslöcher zu verwenden. Gegenüber dem Handelsblatt sagt der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Otto Bernhard: "Ich denke persönlich um, weil es sonst schwierig wird, die Schulden den Bundes nachhaltig zu senken". Er vertritt die Meinung, daß Gold währungspolitisch nicht mehr von großer Bedeutung ist.

Zu den Ergebnissen eines Spitzengesprächs zwischen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), Bundesbankpräsident Axel Weber und Bundesbankvizepräsident Jürgen Stark wollte sich die Bundesbank nicht äußern. Steinbrück soll der Bundesbank vorgeschlagen haben, ihr Gold verkaufen zu können, ohne die Bewertungsgewinne ausschütten zu müssen.

Das Handelsblatt: "Die Deutsche Bundesbank verfügt nach Angaben des World Gold Council über 3.428 Tonnen Gold, was einem Wert von mehr als 69 Mrd. Euro entspricht."


Beurteilung

Wie immer, wenn in deutschen Medien mit Milliardenbeträgen um sich geschmissen wird, lohnt es sich, die Zahlen einmal zu überprüfen. Bei einem Goldpreis von aktuell 504 $/oz oder etwa 420 Euro/oz haben die 3.428 t Gold der Deutschen Bundesbank einen Gegenwert von 46,3 Mrd. Euro. Wollte die Deutsche Bundesbank durch Goldverkäufe 69 Mrd. Euro erlösen, dann müßte der Goldpreis um 49% auf 626 Euro/oz ansteigen, was bei einem Dollarkurs von 1,20 $/Euro einem Goldpreis von 751 $/oz entsprechen würde.

Selbst wenn unberücksichtigt bleibt, daß ein Teil der deutschen Goldreserven bei der EZB hinterlegt wurde, daß ein Teil der Goldreserven verliehen wurde und nicht mehr einbringbar sein wird und zudem der größte Teil der deutschen Goldreserven bei der Federal Reserve in New York gelagert ist und daher kein Zugriff für einen Verkauf möglich ist (bezeichnend ist das Archivbild, das offensichtlich aus den 60er Jahren stammt), wenn also alle diese Dinge inklusive des oben beschriebenen Rechenfehlers unberücksichtigt bleiben, dann ist es dennoch frappierend dummdoof, wenn der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Otto Bernhard äußert, daß er die Schulden des Bundes durch Goldverkäufe "nachhaltig" senken will.

Wie soll denn bitteschön die Staatsverschuldung von 1.466 Mrd. Euro (Angabe des Bundes der Steuerzahler vom 19.12.2005) bei einer jährlichen Neuverschuldung von etwa 40 Mrd. Euro durch Erlöse aus Goldverkäufen in Höhe von 69 Mrd. Euro nachhaltig gesenkt werden?

Warum gibt sich Bernhard dieser Lächerlichkeit preis und warum schlägt Steinbrück gleichzeitig vor, der Bundesbank Goldverkäufe zu ermöglichen, ohne Bewertungsgewinne ausschütten zu müssen?

Wie im Fall der Bank of England 1999 und später der Schweizer Bundesbank scheint es Kräfte hinter den Kulissen zu geben, die Druck auf Politiker ausüben, Gold aus dem Staatsvermögen weit unter dem fairen Wert zu veräußern. Die Politiker reagieren auf diesen Druck und schlagen Goldverkäufe mit den unterschiedlichsten und teilweise völlig widersinnigen Argumenten vor.


Unser Fazit

Es geht weder um die Senkung der Staatsverschuldung, noch um die Finanzierung von Investitionen in Forschung und Bildung. Es geht um die Interessen derjenigen, die das Bundesbank-Gold weit unter Preis kaufen wollen. - Und Sie haben die Möglichkeit, dies ebenfalls zu tun.


© Martin Siegel
Quelle: Auszug aus Börsenbrief: "Gold Markt", Nr. 25/2005





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